Platzsparend, minimalistisch und voller Charme: Tiny Houses erobern die Welt. Ist das Winz-Wohnen die Zukunft?
Aufgrund der steigenden Immobilienpreise entstand in den USA in den 1990er-Jahren ein Trend, der nach der Finanzkrise ab 2007 noch mehr Aufschwung erhielt: das sogenannte Tiny House Movement. Tiny Houses sind kleine, oft mobile Häuschen, die selten mehr als 50 Quadratmeter Wohnfläche bieten und trotzdem über alle Lebensnotwendigkeiten wie Küche, Bad und Schlafmöglichkeit verfügen. Bei begrenztem Platz muss dieser optimal genutzt werden, beispielsweise durch einklappbare Betten und Tische oder Schubladen unter Treppenansätzen. Spätestens seit Marie Kondō ist Minimalismus Trend, und genau darum geht es dem Tiny House Movement.
UMWELTFREUNDLICHER?
Beim Leben im Tiny House geht es um die Reduktion aufs Wesentliche. Auch Autarkie sowie der Nachhaltigkeitsgedanke spielen eine Rolle. Ein kleines Haus ist nicht automatisch umweltfreundlicher. Allerdings legen viele Tiny-House-Anbieter großen Wert auf ökologische Baumaterialien und nachhaltige Energiegewinnung. Insgesamt wird in einem kleinen Haus weniger verbraucht, was der Umwelt zugutekommt. Zudem nimmt es weniger Bodenfläche in Anspruch, ein wichtiger Schritt, um der fortschreitenden Bodenversiegelung entgegenzuwirken.
JENSEITS DES ATLANTIKS.
In den USA, dem Ursprungsland der Bewegung, erfreuen sich Tiny Houses großer Beliebtheit. Ob rustikaler Charme, modernes Design oder Luxusausstattung – für jeden Geschmack und Geldbeutel gibt es das passende Häuschen. Die äußerst populären Tiny-House-Siedlungen erinnern ein wenig an eine Mischung aus Campingplatz und Trailerpark – nur ansprechender und viel charmanter.
LEBEN IM TINY HOUSE.
Tiny-Häuser sind meist kostengünstiger als klassische Häuser oder Wohnungen und stellen eine gute Alternative für einkommensschwache Menschen wie Studierende oder Pensionist:innen dar. Doch auch Individualist:innen, die flexibel bleiben wollen, finden in dieser Art des Wohnens ihre Erfüllung: Die meisten Tiny Houses lassen sich transportieren und reisen bequem mit. Besitzt man einen Garten und die Bauordnung erlaubt es, kann man ein Tiny House aber auch einfach dort aufstellen und es als Erweiterung des Wohnraums nutzen, beispielsweise als Büro, Kinderoder Gästezimmer. Ein schönes Beispiel für solch eine Siedlung ist das „Cedar Springs Tiny Village“ in New Paris, einem kleinen Ort in Ohio.
Hier können sich stolze Besitzer:innen eines Tiny Houses für eine monatliche Gebühr von 490 US-Dollar niederlassen. Wer weniger als zwölf Monate bleibt, zahlt etwas mehr. Die Grundstücksmietgebühr beinhaltet Wasser-, Abwasser- und Müll/Recycling-Dienste sowie die Pflege der Anlage.
Das Cedar Springs Tiny Village liegt malerisch an einem kleinen See, benannt nach den auf dem Gelände wachsenden „Cedar Trees“ – den Zedernbäumen. Diese Umgebung und die gute Nachbarschaft scheinen das zu sein, was die Bewohner:innen am meisten schätzen. „Die Aussicht ist einfach unschlagbar! Wir lieben es, morgens die Jalousien zu öffnen und die aufgehende Sonne zu beobachten, während die Tiere (Füchse, Vögel, Eichhörnchen) herumlaufen“, erzählt Brynna, eine der Bewohner:innen.
Wer es Brynna gleichtun und in das Tiny Village ziehen möchte, muss sich leider etwas gedulden und sich erst einmal in eine Warteliste eintragen. Tiny Living erfreut sich eben großer Beliebtheit – vielleicht auch bald in Österreich?
UND IN INNSBRUCK?
Die Miet- und Grundpreise in Innsbruck gehören zu den höchsten in Österreich – Tiny Houses wären in der Theorie also eine gute Alternative. Einfach umsetzbar ist sie jedoch nicht, denn rechtlich gesehen gelten hier für Tiny Houses die gleichen Bestimmungen wie für große Häuser. Zusätzlich wird besonders in einer Stadt wie Innsbruck, in der Baugrund ohnehin begrenzt ist, eine platzsparendere Bauweise bevorzugt – sprich auf wenig Fläche viele Wohnungen anstatt viele kleine Häuschen mit jeweils einem Garten drumherum.
New Paris
Der kleine Ort im westlich gelegenen US-Bundesstaat Ohio hat rund 1.420 Einwohner:innen und mit Cedar Springs Tiny Village eine eigene Tiny-House-Siedlung. Das Dorf liegt genau zwischen den Großstädten Cincinnati, Indianapolis und Columbus, die jeweils in unter zwei Stunden erreichbar sind.