Lead: Viele Start‑ups haben in Tirol bereits kreative Geschäftsmodelle auf die Beine gestellt. In dieser Rubrik wollen wir die heimischen GründerInnen in den Fokus rücken und ihre innovativen Ideen vorstellen. Diese Woche: Wolf eMobility.

Wolfgang Podleiszek ist Gründer und Geschäftsführer von Wolf eMobility
Wolfgang Podleiszek ist kein Unbekannter in der Fahrzeugentwicklung. Seit über zwanzig Jahren begleitet er Projekte für große Autohersteller – von der Bauteilentwicklung bis hin zu kompletten Fahrzeugkonzepten. Doch statt sich mit kleinen Optimierungen an bestehenden Modellen zufrieden zu geben, wollte er grundlegender denken: Wie kann Mobilität in Städten neu gestaltet werden? Was muss ein Fahrzeug der Zukunft wirklich können – jenseits von PS und Prestige?

Außenansicht des etu im Stadtverkehr – kompakte Parkform und schlanke Linienführung sichtbar
Problem
Große Städte und Metropolen stehen durch steigenden Zuzug vor Mobilitätsproblemen. Verkehr überlastet den urbanen Raum, Parkplätze sind rar, Staus verlängern Wege und Emissionen belasten Umwelt und Bevölkerung. Mit konventionellen Fahrzeugkonzepten lassen sich diese Herausforderungen kaum lösen, meint Podleiszek gegenüber top.tirol.

Der etu soll mit seiner Größe die Suche nach dem geeigneten Parkplatz in der Stadt vereinfachen.
Lösung
Auch deshalb hat er vor etwa zwei Jahren das Unternehmen Wolf eMobility gegründet, mit dem er nun ein Elektroauto auf den Markt bringen will. Dafür hat der Unternehmer ein interdisziplinäres Team aus DesignerInnen, EntwicklerInnen und IngenieurInnen zusammengestellt.
Das erste geplante Fahrzeug von Wolf eMobility trägt den Namen etu – ein kompakter Zweisitzer, der aktuell noch in der Entwicklungsphase ist. Seine Gestaltung und Technologie sollen zeigen, wie urbane Mobilität künftig aussehen kann. Erstmals öffentlich vorgestellt wird das Konzeptfahrzeug im Herbst auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München.

Podleiszek mit einem Prototyp des etu Modell – ein moderner Zweisitzer im Urban Design
Der etu ist also ein kompaktes Fahrzeug für zwei Personen mit geschlossener Fahrgastzelle auf zwei reaktiven Rädern. Er soll Geschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde erreichen und eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern haben. Mit einem Preis unter 25.000 Euro will das Start‑up umweltfreundliche, aber auch dynamische Mobilität zugänglich machen. Der etu spart Stadtfläche im Stand und reduziert Zeit für Parkplatzsuche erheblich.

Raphael Sommer, leitender Produktdesigner, beim Entwurf des Innenraums für etu – erste Skizzen auf dem Zeichenbrett
Podleiszek erklärt: „Klimafreundliche Mobilität funktioniert nur dann, wenn sie inspiriert. Wenn sie Menschen begeistert, berührt und mitreißt. Genau dafür haben wir den etu gebaut. Kein Greenwashing, sondern echte Nachhaltigkeit durch technologischen Fortschritt, der Fahrspaß pur garantiert.“ Er ergänzt: „Wir stehen an einem historischen Wendepunkt: In den kommenden 15 Jahren werden weltweit Städte mit Milliarden Menschen zu CO2‑freien, energieeffizienten Smart Cities transformiert.“ Für ihn sei der etu „genau dafür gemacht: Er kommt zur richtigen Zeit mit der richtigen Lösung“.
Technisch basiert der etu auf einem leichten Monocoque‑Rahmen, der hohen Sicherheitsstandards entspricht. Die Fahrgastzelle neigt sich bei Kurven dynamisch zur Seite und lässt sich per App individuell anpassen. Das Wechselakku-System ermöglicht Laden an Steckdose oder Solarstation – Schnellladung in rund fünfzehn Minuten bis achtzig Prozent Kapazität. Der etu verbindet innovative Technik mit reduziertem Materialeinsatz und Verwendung nachhaltiger Materialien.

Rendering des etu - einmal von vorne und einmal von hinten mit geöffneten Türen
Ausblick
Das Unternehmen plant für 2025/26 den ersten Prototypenbau mit Partnern wie KTM; ab 2026/27 erfolgt die seriennahe Entwicklung und Homologation. Homologation bedeutet übrigens, dass ein neues Fahrzeug offiziell geprüft und zugelassen wird, bevor es auf öffentlichen Straßen fahren darf. Dabei wird sichergestellt, dass es alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt – etwa bei Sicherheit, Umweltverträglichkeit oder Technik. Ohne diese Zulassung darf ein Fahrzeug nicht verkauft oder betrieben werden. Es ist also der letzte große Schritt, bevor ein neues Modell serienmäßig produziert und in den Handel gebracht werden kann.
Zwischen 2029 und 2031 soll der Marktrollout starten, zunächst im DACH‑Raum, ab 2034 auch international. Wolf eMobility rechnet mit weiteren Investitionen und strebt langfristig mehrere flexible Produktionsstätten an. Parallel entwickelt das Team Angebote für GeschäftskundInnen (Flottenlösungen) und Kommunen (Smart‑City‑Mobilitätskonzepte).
Eine Herausforderung bleibt die Markteinführung in streng regulierten Städten mit hoher Verkehrsdichte. Ob der etu dort NutzerInnen überzeugen kann, hängt von Zulassungsregularien und Infrastruktur ab.

Das Entwicklungsteam des etu, aufgenommen während der Entwicklungsphase