Mit Fronleichnam steht diese Woche der letzte Feiertag des Frühlings seit Ostern an. Gerade in der derzeitigen Rezession bleibt eine Frage zentral: Könnte die Wirtschaft von einer Feiertagsöffnung des Handels profitieren?
In Österreich sind kirchliche Feiertage gesetzlich geschützt. Das heißt: An diesen Tagen erfolgt keine reguläre Ladenöffnung. Es existieren lediglich Ausnahmen für Tankstellen, Bahnhofshops und touristisch geprägte Läden. Diese Regelung ist klar im Feiertagsruhe-Gesetz verankert und bleibt bis dato unangetastet.
Politisches Paradox: Feiertage vs. Werktage
Aktuell wird in Österreich von politischer Seite zwar über flexiblere Öffnungszeiten nachgedacht, diese betreffen aber ausschließlich die Werktage. Der Fokus liegt dabei auf der wirtschaftlichen Entlastung der Wochentage von Montag bis Samstag. Sonntags- oder gar Feiertagsöffnungen bleiben in dieser Diskussion außen vor. Sowohl Gewerkschaften als auch die so genannte „Sonntags-Allianz“ betonen, dass es auch am Feiertag einen Ruhetag für Familien und Beschäftigte braucht.
Umsatzlust trotz Schließpflicht
Das wirtschaftliche Potenzial des an Feiertagen geöffneten Handels lässt sich allerdings keineswegs leugnen. Die Kauflust unter Touristen wie Einheimischen ist ungebrochen. Die Umsätze zu Ostern und zu Anlässen wie Muttertag und Vatertag rund um die Feiertage im Frühjahr zeigen: Feiertagsanlässe kurbeln den Konsum an. Allein der Vatertag, unter den genannten Anlässen der in der Regel konsumschwächste, sorgte heuer in Tirol laut Handelsverband für einen satten Umsatz von knapp 30 Millionen Euro. Händler regieren auf diesen Konsumhunger übrigens auch innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen – und zwar mit gezielten Angeboten durch Tankstellen und Bahnhofsshops. Warum also nicht gleich den direkten Weg gehen?
Öffnung andenken
Es stellen sich die berechtigten Fragen: Ist das Konsumverbot am Feiertag nicht gar ein Luxus, den wir uns so nicht mehr unbedingt leisten können? Und hat die Schließpflicht tatsächlich etwas mit katholischem Verständnis zu tun? Muss nicht auch ein traditionsverhaftetes Land wie Tirol mit der Zeit gehen? Denn ein Vergleich mit dem benachbarten Südtirol ist in diesem Kontext sicher zulässig. Dort erlaubt eine nationale Regelung bereits seit über zehn Jahren die volle Liberalisierung von Ladenöffnungszeiten (auch an Sonn‑ und Feiertagen). Lokale Händler dürfen selbst entscheiden, wann sie für wie lange öffnen – ein feiner Kompromiss zwischen wirtschaftlicher Chance und Ruhebedürfnis.
Ausblick
Dieser vorsichtige Blick über die Grenze nach Südtirol macht deutlich, dass Feiertagsöffnungen wirtschaftlich wirksam sein können, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Gerade in Tirol wären Tourismuskraft und Nachfrage ja gegeben. Ein nachhaltiger Weg könnte möglicherweise ein Modell mit selektiven Öffnungsfenstern sein, gekoppelt an lokale Verordnungen und gesamtgesellschaftliches Bewusstsein. So entstehen am Ende Win‑Win‑Situationen: Auf der einen Seite kommt es zu wirtschaftlichen Impulsen, wo sie gebraucht werden, auf der anderen bleibt Erholungszeit erhalten, wo sie zählt.