Viele Start-ups haben in Tirol bereits kreative Geschäftsmodelle auf die Beine gestellt. In dieser Rubrik wollen wir die heimischen GründerInnen in den Fokus rücken und ihre innovativen Ideen vorstellen. Diese Woche: Fibionic.
Ein Fasergitter, das wie ein Skelett funktioniert. Eine Produktionstechnologie, die schneller und nachhaltiger ist als alles Vergleichbare. Und eine Vision, die das Potenzial hat, gleich mehrere Industrien zu verändern: Das Tiroler Start-up Fibionic will mit seiner bionisch optimierten Leichtbautechnologie revolutionäre Lösungen auf den Markt bringen – und dabei Hightech massentauglich machen.
Fibionic kombiniert moderne Fertigung mit dem Prinzip der Natur – das Ergebnis: feste Strukturen mit minimalem Materialeinsatz.
Problem
Leichtbau gilt als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Zukunft – vom Automobilbau über Sportgeräte bis zur Raumfahrt. Doch bislang war der Einsatz solcher Hochleistungsmaterialien teuer, komplex und oft nicht recyclebar. Viele Hardware-Produkte könnten zwar von Leichtbau profitieren, scheitern aber an ineffizienten Herstellungsverfahren, übermäßigem Materialeinsatz und der Nische, in der sich viele Leichtbaulösungen bis heute befinden.
Faserskelettstrukturen wie dieses bionische Gitter zeigen: Stabilität braucht nicht mehr Masse, sondern intelligentes Design.
Lösung
Fibionic überträgt die Prinzipien der Natur direkt in die Technik: Verstärkungsfasern – etwa aus Carbon, Glas oder Naturstoffen – werden exakt dort positioniert, wo Kräfte auftreten. Das Fasergitter, dessen spezielles Herstellungsverfahren patentiert ist („FFP-Technologie“), wird abfallfrei und vollautomatisch gefertigt und kann in nahezu jedes Produkt integriert werden – von Surffinnen bis zu Automobilteilen.
Das Unternehmen entwickelt nicht nur das Design und die Prototypen, sondern betreibt auch die Serienproduktion am Standort Tirol – mit Taktzeiten von unter 60 Sekunden. Dabei entstehen Bauteile mit bis zu 50 Prozent Gewichtsersparnis und deutlichem Kostenvorteil gegenüber klassischen Verfahren. Und: Die Materialien sind vollständig recyclebar oder stammen aus nachwachsenden Rohstoffen.
In der neuen Serienproduktionsanlage von Fibionic entstehen Leichtbauteile im Minutentakt.
Ausblick
Gegründet wurde Fibionic 2021 von Johannes Mandler und Thomas Rettenwander, 2024 kam Elias Hirschbichler als dritter Gründer hinzu. Ihre gemeinsame Vision: Leichtbau in die Breite bringen – als neuen Industriestandard. Während erste Anwendungen bereits erfolgreich im Sport- und Freizeitsegment getestet und erste Preise – wie den Cluster-Award der Standortagentur Tirol im Bereich Mechatronik - gewonnen wurden, steht nun die Skalierung an. Ab 2027 soll die erste externe Produktionslinie in Betrieb gehen, Lizenzierungsmodelle für internationale Partner sind in Vorbereitung.
Fibionic verfolgt dabei ein dreistufiges Geschäftsmodell: von der Designsoftware und dem Prototyping über die interne Serienfertigung bis zu Lizensierung der patentierten Fertigungstechnologie. Langfristig sollen auch natürliche Faserstoffe wie Hanf oder Flachs verstärkt zum Einsatz kommen. Ziel ist es, den weltweiten Markt für nachhaltige Hochleistungsbauteile entscheidend mitzugestalten – und eine Technologie aus Tirol zum globalen Standard zu machen.
Johannes Mandler ist für die technische Entwicklung sowie den technischen Vertrieb der Serienanlagen verantwortlich.
Thomas Rettenwander entwickelte die bionische Designmethodik – und erhielt dafür bereits internationale Auszeichnungen.
Fibionic-Mitgründer Elias Hirschbichler bringt strategisches Know-how und Digitalisierungsexpertise ins Team.