Seit 2018 richtet hollu Systemhygiene seine Unternehmensstrategie an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO aus. Im Gespräch erklärt Geschäftsführer Simon Meinschad, warum es sich dabei nicht um eine grüne Imagekampagne, sondern ernstgemeinte Absicht handelt, die Welt von morgen ökologischer und fairer zu gestalten.
Wann haben Sie begonnen, sich mit den Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu beschäftigen? Gab es ein Schlüsselerlebnis, das diesen Prozess ausgelöst hat?
Simon Meinschad: Das Schlüsselerlebnis war für mich, als wir im Jahr 2014 zwei Management-Zertifikate, das EMAS-Zertifikat und das ISO-14001-Zertifikat, erneuern wollten. Beides sind Zertifikate für Umweltmanagement und soziale Verantwortung. Wir hatten das Problem, dass wir Mitarbeitern nicht im Detail erklären konnten, was diese Zertifizierungen genau bedeuten. Dann entstehen zwangsläufig Parallelwelten. Man hat die Unternehmensstrategie, die Umweltstrategie und bekommt beides nicht unter einen Hut. Dann ist es schwer, diese Pläne in das alltägliche Arbeiten im Betrieb zu übertragen. Ich bin dann zu einer Veranstaltung von respACT gefahren, dem CSR-Tag 2016.
Auf dieser Veranstaltung wurden die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen präsentiert. Mir wurde sofort klar, das ist das, was diese Umwelt- und Nachhaltigkeitszertifikate zum Ausdruck bringen wollen, aber in einer Form, die alle Menschen verstehen. Gleich nach der Rückkehr habe ich mich mit Werner Holluschek, dem Inhaber von hollu dazu abgestimmt. Und wir waren uns sofort einig, dass wir mit den 17 Nachhaltigkeitszielen endlich den perfekten Rahmen gefunden haben, der der Menschheit zeigt, in welche Richtung man sich als Unternehmen und auch als Mensch entwickeln soll und was nachhaltiges Wirtschaften wirklich bedeutet. Dann haben wir gemeinsam beschlossen, das Unternehmen und die Strategie an diesen 17 Nachhaltigkeitszielen auszurichten.
Geht der Zeitgeist dahin, dass Kunden und auch potenzielle Angestellte Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen einfordern werden?
Da bin ich mir ganz sicher. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung werden zu einem Standard werden. Es wird gar nicht mehr so lange dauern, bis es selbstverständlich sein wird, dass sich Unternehmen in diesen Bereichen engagieren.
Ich finde das Tollste an unserer Zeit ist, dass es unglaubliche Bewegungen hin zu Nachhaltigkeit gibt und wir in allen Bereichen die Technologien zur Verfügung haben, mit denen wir Alternativen finden und die derzeitigen Probleme lösen können. Man muss nicht auf den ausgetrampelten Pfaden wandern, sondern kann sich aufmachen, um neue Wege zu gehen.
Können diese Veränderungen auf Freiwilligkeit und dem Goodwill von Regierungen und der Wirtschaft beruhen oder muss ab einem gewissen Zeitpunkt mit Gesetzen nachgeschärft werden?
Auf der einen Seite stehen die Wirtschaftstreibenden, die keine neuen Gesetze haben wollen. In einem gewissen Maße wird es aber Gesetze brauchen, doch man muss auch die Eigenverantwortung von Wirtschaft und Gesellschaft fördern. Eine Überregulierung wäre falsch. Trotzdem muss gesagt werden, dass es die Agenda 2030 und die 17 Nachhaltigkeitsziele mit einer Vielzahl von Unterzielen gibt. Der Staat Österreich hat sich verpflichtet, diese Ziele einzuhalten. Die Agenda wurde 2015 unterzeichnet und 2020 müssen alle Staaten einen Zwischenbericht abgeben. Damit Österreich die 169 Unterziele, die im Rahmen der 17 Nachhaltigkeitsziele formuliert wurden, erfüllen kann, muss es neue Gesetze geben, muss es Förderungen geben. Das sind die einzigen zwei Mechanismen, mit denen ein Staat die Zielerreichung aktiv steuern kann. Also ja, um zwischen 2020 bis 2030 die 17 Nachhaltigkeitsziele erreichen zu können, muss Österreich aus meiner Sicht gesetzlich nachschärfen.
Das kann aber keine Einbahnstraße sein. Ich finde es wichtig und begrüßenswert, dass sich die Unternehmen von sich aus in Bewegung setzen, dann wird es für die Politik auch einfacher, Rahmenbedingungen zu schaffen.
Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger und sozial gerechter zu leben?
Als Landeskoordinator von respACT in Tirol ist es mir ein großes Anliegen, diese Plattform im Land bekannter zu machen. Ich möchte gerne jede Führungskraft dazu einladen, zu uns nach Zirl zu kommen und sich mit mir auszutauschen, wie wir die Nachhaltigkeitsziele bei hollu umsetzen und wie das in ihrem Unternehmen aussehen könnte.
Ich habe aber auch persönlich Pläne, wie ich meine Lebensweise neu gestalten kann. Ich versuche, meine Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Wir machen auch zu Hause viel. Wir kaufen regional und, wo möglich, ökologisch nachhaltig. Meine Kinder, die zwölf und vierzehn Jahre alt sind, haben hier ein ganz anderes Bewusstsein. Sie hinterfragen unsere Kaufentscheidungen und wollen zum Beispiel wissen, warum wir im Winter Obst aus Afrika oder Lateinamerika brauchen. Das finde ich toll.
Sie versuchen also, aktiv auf gewisse Dinge und Konsumentscheidungen zu verzichten?
Ich glaube, dass Nachhaltigkeit nicht funktioniert, wenn man gleich mit Verzicht beginnt. Wir müssen unsere Gewohnheiten schon überdenken, aber vor allem neue Technologien einsetzen, um unser derzeitiges Konsumverhalten nachhaltig zu machen.
Der erste Schritt ist, das Bewusstsein zu entwickeln, dass viele Elemente unserer derzeitigen Art und Weise zu leben und zu konsumieren verändert werden müssen. Dieses Bewusstsein haben wir. Jetzt geht es darum, Lösungen zu finden, nicht mehr um die Fragestellung, ob wir ein Problem haben.
Zur Person
Simon Meinschad arbeitete nach seiner Lehrausbildung zum Industriekaufmann bei den Liebherr Werken Telfs zuerst einige Jahre beim Tiroler Abfallverwertungsunternehmen Höpperger und wechselte im Jahr 2000 als Controller zu hollu Systemhygiene. Innerhalb weniger Jahre stieg er dort zum Geschäftsführer auf.