Viele Start-ups haben in Tirol bereits kreative Geschäftsmodelle auf die Beine gestellt. In dieser Rubrik wollen wir die heimischen GründerInnen in den Fokus rücken und ihre innovativen Ideen vorstellen. Diese Woche: Miqalab.
Das Innsbrucker Start-up Miqalab, gegründet 2024 von den beiden Wissenschaftlern Christoph Kappacher und Jovan Badzoka, ist ein Spin-off der Universität Innsbruck. Aus dem wissenschaftlichen Umfeld heraus hat sich das junge Unternehmen auf die Analyse und Standardisierung von Mikroplastikmessungen spezialisiert – ein Thema, das nicht zuletzt durch neue gesetzliche Vorgaben zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die beiden Gründer von Miqalab: Christoph Kappacher (l.) und Jovan Badzoka (r.).
Problem
Partikel von Mikroplastik sind in unterschiedlichsten Produkten und Umweltproben nachweisbar – vom Trinkwasser über Kosmetika oder Luft bis hin zum menschlichen Körper selbst. Doch genaue Analysen stellen Labore weltweit vor Herausforderungen: Es fehlen einheitliche Standards, wodurch Ergebnisse oft nicht vergleichbar sind. Diese Lücke erschwert die wissenschaftliche Beurteilung ebenso wie regulatorische Entscheidungen in Wirtschaft und Politik.
„Wir haben früh erkannt, dass es in der Mikroplastikanalyse einen zentralen blinden Fleck gibt: Es fehlte an standardisierten Referenzmaterialien“, erklärt Kappacher gegenüber top.tirol. „Ergebnisse ließen sich dadurch oft kaum vergleichen – weder zwischen Laboren noch über längere Zeiträume hinweg.“
Lösung
Der Lösungsansatz des jungen Tiroler Unternehmens basiert unter anderem auf Referenzmaterialien zur Methodenvalidierung. Miqalab hat nämlich ein Verfahren entwickelt, mit dem Mikroplastik in genau definierter Menge in Tablettenform eingebettet werden kann. Diese Tabletten lassen sich dann in Wasser auflösen, wodurch Labore weltweit ihre eigenen Analyseprozesse testen und kalibrieren können. Jede Tablette wird individuell gefertigt und vermessen, um eine verlässliche und reproduzierbare Vergleichsbasis zu schaffen. Das Herstellungsverfahren wurde zum Patent angemeldet.
Ein schematisches Bild des Referenzstandards von Miqalab.
Neben der Entwicklung der Referenzmaterialien bietet Miqalab auch individuelle Mikroplastikanalysen an – etwa für Unternehmen, die ihre Produkte auf Kunststoffpartikel untersuchen lassen möchten. Dabei kommen infrarotspektroskopische Verfahren zum Einsatz, mit denen sich selbst Partikelgrößen im Mikrometerbereich erfassen lassen.
Ausblick
Für 2025 plane Miqalab darüber hinaus Ringversuche, bei denen Labore weltweit die Referenztabletten testen. Zudem wird das Team auf der Konferenz der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC) in Wien ihre Ergebnisse präsentieren. Ziel sei es, die entwickelten Materialien und Methoden breiter bekannt zu machen und in internationalen Forschungs- und Kontrollprozessen zu etablieren.
„Aktuell liegt unser Fokus auf dem Ausbau des Vertriebs und der Präsentation unserer Materialien im wissenschaftlichen Umfeld“, betont Kappacher. Die wachsende Nachfrage werde nicht zuletzt durch neue EU-Vorgaben zur Mikroplastikvermeidung befeuert. Die beiden Gründer sehen ihre Arbeit dabei als Schnittstelle zwischen Forschung und Anwendung: „Wir möchten dazu beitragen, dass Mikroplastikanalysen zuverlässiger und vergleichbarer werden – unabhängig davon, wer sie durchführt.“