Was die Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz einem Unternehmen bringt, das sich mit Nachhaltigkeit von Haus aus schwertut, erklären Paolo Greco und Christine Gschnaller von High-Performance-Plastics.
Ökologische Nachhaltigkeit ist essenzieller Bestandteil der Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz. Ein Gewerbe, das nicht unbedingt für Umweltfreundlichkeit bekannt ist, ist die Kunststoffbranche. Trotzdem hat sich das Kirchdorfer Handelsunternehmen für Kunststofftechnik High Performance Plastics (HPP) dazu entschieden, eine Bilanzierung für das Geschäftsjahr 2019/2020 durchzuführen.
Offenes Ohr
Die Idee dazu hatte die Finanz- und Personalchefin des KMUs, Christine Gschnaller, die im Zuge ihres berufsbegleitenden Masterstudiums auf die Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz aufmerksam wurde. „Für eine Seminararbeit musste ich mit einem Unternehmen eine solche Bilanz durchführen“, erzählt Gschnaller und entschied sich, die Aufgabe in ihrer Firma zu bearbeiten. Der Geschäftsführer von HPP Paolo Greco – Chef eines siebenköpfigen Teams – stand von Anfang an hinter dem Vorschlag seiner Controllerin. „Wir wollen eine Firma generieren, in der fair miteinander, mit unserer Umwelt und den beteiligten Menschen umgegangen wird“, sagt Greco und ist überzeugt, dass ihm die Gemeinwohl-Ökonomie bei diesem Ziel helfen könne.
Kernproblem
Die am Ende des Evaluationsprozesses errechnete Bilanzsumme von 21 Punkten konnte den Geschäftsführer allerdings nicht zufriedenstellen. „Die Ergebnisse waren ein bisschen frustrierend“, gibt er zu. Das liege am Grundprodukt seiner Firma. Zwar arbeite man hauptsächlich mit hochwertigen Kunststoffen und nicht mit Einwegprodukten, trotzdem sei Kunststoff grundsätzlich nicht ökologisch. „Aber das wussten wir und haben die Bilanz durchgeführt, um herauszufinden, wo wir stehen und wie wir uns verbessern können“, sagt Greco und ist überzeugt, dass HPP beim nächsten Mal besser abschneiden wird.
„Heuer installieren wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, um nachhaltig Strom zu produzieren“, erzählt Controllerin Gschnaller. Außerdem habe man die alten Firmenwagen gegen Elektroautos getauscht und durch die Umstellung des Computersystems zwei Drittel an Papier- und Tonerkosten eingespart.
Viel Positives
Gemeinwohl orientiert sich aber nicht nur an ökologischer Nachhaltigkeit, sondern auch am Umgang mit den MitarbeiterInnen und LieferantInnen. Gerade beim Customer-Relationship-Management sei man sehr gut aufgestellt, so Gschnaller. Was die Beschäftigten angeht, habe HPP schon vor Corona auf eine Vier-Tage-Woche umgestellt und im Zuge der Bilanzierung die Arbeitszeit noch weiter flexibilisiert. „Außerdem bezahlen wir unseren Mitarbeitenden die Mitgliedschaft im Fitnessstudio“, sagt Greco.
Letztendlich habe sich die Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz sowohl für das Unternehmen als auch für ihn selbst gelohnt, findet Greco, weshalb HPP sich auch beim nächsten Mal wieder bilanzieren lassen wird.
Facts
- 1989 gegründet
- 7 MitarbeiterInnen
- Spezialisiert auf Kunststoff-Verarbeitung, insbesondere Dichtungstechnik und Verarbeitung von Polytetrafluorethylen
- Entwickelt vor allem Lösungen für die Industrie