Mit einem neuen und motivierten Führungsduo wollen die Fachgruppen Gastronomie und Hotellerie die Tourismusgesinnung im Land wieder stärken.
„Vor allem außerhalb der Tourismuszentren stellen wir mittlerweile eine sehr kritische Einstellung der Bevölkerung fest“, weiß Anna Kurz. Die 32-Jährige aus Ischgl führt selbst einen Familienbetrieb und ist seit Dezember 2022 Obfrau der Tiroler Gastronomiebetriebe mit 4.100 Mitgliedern. „In den letzten Jahren hat sich vieles verändert. Für einen erfolgreichen und nachhaltigen Tourismus im Land braucht es auch die Akzeptanz der Einheimischen“, steht auch für Franz Staggl als Obmann der Fachgruppe Hotellerie fest: „Die Tirol Werbung sollte - neben der Bespielung der ausländischen Märkte - einen neuen Schwerpunkt mit konkreten Kommunikationsmaßnahmen nach innen setzen.“
Eng damit verbunden ist auch der Arbeitskräftemangel im Tourismus: Aktuell sind 15.000 Stellen österreichweit zu besetzen. „In Tirol hören wir praktisch aus jedem Mitgliedsbetrieb über Mitarbeiterknappheit. Teilweise stehen die Chefs selbst hinter der Bar oder an der Rezeption“, berichtet Franz Staggl. „Vor allem bei den Einheimischen genießt unsere Branche ein schlechtes Image“, weiß Anna Kurz, die zum einen eine deutliche Ausweitung der Kontingente für ausländische Arbeitskräfte fordert, aber auch in der Ausbildung neue Wege gehen will: „Unsere touristischen Ausbildungsmodelle spielen in der Champions League. Die damit verbundenen Chancen gilt es für die Eltern und jungen Menschen wieder mehr zu kommunizieren.“
Tatsächlich wurden die Rahmenbedingungen im Tourismus in den letzten Jahren enorm verbessert, die Lehrlingseinkommen deutlich erhöht und auch bei den jüngsten Kollektivverhandlungen hat der Tourismus überdurchschnittlich abgeschlossen. „Man kann in der Gastronomie und Hotellerie richtig gut Geld verdienen und in Bezug auf flexible Arbeitszeiten und Dienstmodelle sind wir schon jetzt Vorreiter in der gesamten Wirtschaft“, betont Anna Kurz. Neue Imagekampagnen greifen für die Touristikerin zu kurz: „Wir müssen bereits in den Volksschulen ansetzen und dort die Basis und das Bewusstsein schaffen. Zusätzlich gilt es die sozialen Medien mehr und gezielter zu nutzen. Dort erreichen wir die jungen Menschen von heute.“
Als neue Branchenvertreter wollen die beiden in den nächsten Monaten durch die Bezirke touren und sich im Rahmen von sogenannten Tourismus-Stammtischen ein Bild der Lage machen. „Der Auftakt in Kitzbühel war sehr gut und konstruktiv. Die Stimmung ist nach der Corona-Pandemie wieder positiv, ebenso die Buchungslage für den Sommer“, zieht Franz Staggl eine erste Zwischenbilanz. Für Herbst ist dann ein gemeinsamer Gipfel mit Tourismuslandesrat Mario Gerber geplant.