Beecar heißt das Kufsteiner E-Carsharing-Netz, das die Stadt bereits mit fünf Dörfern in der Umgebung verbindet. Damit ein fahrbarer Untersatz zur Verfügung steht, wenn Menschen
buchen wollen, ist die Flotte seit 2018 bereits auf 21 Elektroautos angewachsen.
Auf dem Land war es bisher kompliziert und mühsam, ohne Auto von A nach B zu kommen. Die öffentlichen Verkehrsmittel zwischen den Gemeinden fahren oft nur stündlich, abends und an Wochenenden selten oder gar nicht. Gerade junge Erwachsene haben unmotorisiert keine Chance, etwas zu unternehmen. So fiel die Idee, Autos zu teilen, in Kufstein auf denkbar fruchtbaren Boden.
Die Beecars haben weder von heute auf morgen kostendeckend gewirtschaftet noch haben sie sich im Handumdrehen in der Bevölkerung herumgesprochen. Ein flächendeckendes Netz aus Leihautos und eine hohe Verfügbarkeit sind wichtige Erfolgsfaktoren, damit sich das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert, denn: „Kunden springen auch schnell wieder ab, wenn sie nie ein Auto bekommen. In Kufstein sind wir bereits so aufgestellt, dass sich stets ein Auto in Laufnähe befindet“, erklärt Thomas Lins, Projektmanager für die Beecars der Stadtwerke Kufstein. Er rät Gemeinden, die sich für E-Mobilität interessieren, direkt mit zwei Autos einzusteigen und Geduld zu haben. „Unserer Erfahrung nach klappt Carsharing nur, wenn die Bürgermeister:innen wirklich dahinterstehen und ein paar treibende Kräfte in der Gemeinde sitzen“, sagt er und bringt damit auf den Punkt, warum das Konzept in Kufstein immer erfolgreicher wird.
MOBIL OHNE EIGENES AUTO.
Die weißen Leihautos mit dem blauen Bienenwabenmuster sind leicht zu erkennen und aus dem Kufsteiner Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Bereits über 400 Nutzer:innen besitzen eine Kund:innenkarte, um das reservierte E-Auto an einem der Standorte zu entriegeln. Das geht auch mit einer App, über die man im Vorfeld die benötigte Zeit festlegt. Mit einem Klick überblicken Buchungswillige die Verfügbarkeit an den zehn innerstädtischen Standorten sowie in umliegenden Dörfern. Ladestationen befinden sich auch in Niederndorf, Kössen, Thiersee, Söll, Schwoich und am Hechtsee. Beecar hat außerdem das Roaming-Angebot mit anderen Ladestationen-Anbietern stark ausgebaut. Damit können die Autos überall in Tirol aufgeladen werden.
Die Reichweite der E-Auto-Batterien beträgt 250 bis 500 Kilometer. Und die meisten alltäglichen Autofahrten – ob beruflich oder privat – sind in der Regel sogar kürzer als 50 Kilometer. „Unsere Kundschaft ist zwischen 18 und 60 Jahre alt, wobei die Gruppe bis Mitte 40 am stärksten vertreten ist“, erklärt Lins. Damit für jede:n das Richtige dabei ist, gibt es Tarife für Wenig- oder Vielfahrende, Einheimische, Tourist:innen, Studierende, Familien, Klein- und Großunternehmen.
BENUTZERFREUNDLICHE NETZWERKE.
Manche Firmen sparen sich mit den Beecars direkt ein Dienstfahrzeug. Es gibt Kufsteiner:innen, die dank des Carsharings bewusst auf ein eigenes Auto verzichten. Sie nennen als Vorteile, dass sie sich weder um Reparaturen noch Instandhaltung eines Eigenwagens kümmern müssten und Geld sparen würden. Die monatliche Grundgebühr startet bei zehn Euro. Pro Stunde werden 2,70 Euro fällig, pro gefahrenen Kilometer 27 Cent. An Attraktivität gewinnt das Konzept auch durch die Kooperation von Energie Tirol, dem Verkehrsverbund Tirol
(VVT) und Tirols Carsharing-Betreibern Beecar, floMOBIL und FLUGS. Klimaticket-Inhaber:innen bezahlen einmalig 100 Euro Aufpreis und erhalten 20 Gratisstunden und unbegrenzte Kilometer. Danach fallen vier Euro pro Stunde an.
Beecar tüftelt darüber hinaus mit dem Verein Carsharing Österreich an einem Buchungsportal, um die einzelnen Carsharing-Anbieter benutzerfreundlich zu vereinen. Denn was Kufstein an E-Mobilität bereits umsetzt, wird erst durch eine flächendeckende Präsenz in der ganzen Region richtig im Alltag der Tiroler:innen ankommen.