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Oliver Lux im Interview

Herr des Hörens

Der gebürtige Innsbrucker Oliver Lux ist Herr über 3.700 Sonova-Fachgeschäfte weltweit.
Oliver Lux im Interview

Herr des Hörens

Der gebürtige Innsbrucker Oliver Lux ist Herr über 3.700 Sonova-Fachgeschäfte weltweit.

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Seit Kurzem ist der Tiroler Oliver Lux im Vorstand des Hörspezialisten Sonova und damit Herr über 3.700 Fachgeschäfte weltweit. Im Top Tirol-Interview spricht er über Chancen und Herausforderungen eines Global Players.

Herr Lux, Vice President Audiologial Care bei Sonova lautet Ihr aktueller Jobtitel. In einfachen Worten bitte: Was machen Sie?

Oliver Lux: Ich bin im Vorstand der Schweizer Sonova Gruppe und dort für einen der vier globalen Geschäftsbereiche verantwortlich. Audio Care ist das globale Retail-Geschäft von Sonova. In rund 3.700 Fachgeschäften und über diverse digitale Kanäle in 20 Ländern versorgen wir KundInnen mit den innovativsten am Markt verfügbaren Hörlösungen.

Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Karriere werden Sie in diese Position einbringen können?

Ich bin bereits seit 13 Jahren bei Sonova tätig. Dabei hatte ich Gelegenheit, Regionen sowie Gesellschaften in verschiedenen Ländern in Europa zu leiten – neben Hansaton in Österreich auch in den USA, Lateinamerika und in Asien, wo ich neben Japan auch den Einstieg in das China-Geschäft von Sonova verantworten durfte. Global war ich im Bereich M&A und Strategie tätig. Viele dieser Erfahrungen kann ich jetzt in meiner neuen Rolle nutzen, um das Geschäft weiterzuentwickeln.

Sie sind Herr über rund 3.700 Fachgeschäfte weltweit, wie gedenken Sie diese weiterzuentwickeln?

Bei uns steht immer der Kundennutzen im Vordergrund – und das spiegelt sich nicht nur im Marketing und in der Kommunikation wider, sondern auch im Design unserer Fachgeschäfte. Unsere Shops sind führend, was die technologische Ausstattung betrifft, denn wir wollen das „Hör-Erlebnis“ für unsere KundInnen so an- und begreifbar wie möglich machen.

Dabei setzen wir auf neueste Technologien: So kann man beispielsweise in unseren World of Hearing Stores verschiedenste Hörsituationen – vom Rockkonzert bis zur Unterhaltung in einer gut besuchten Bar – simulieren und die Vorteile unserer Produkte direkt erleben. Das gilt übrigens auch für Angehörige: Diese können in verschiedensten Situationen nacherleben, wie sich der Hörverlust ihrer Liebsten im wahrsten Sinne des Wortes anhört. Viele empfinden das als sehr hilfreich für das gegenseitige Verständnis, und in unserer Wahrnehmung ist es oft ein augenöffnendes Erlebnis, das mitunter sehr berührend sein kann.

In welchen Märkten sehen Sie aktuell die größten Wachstumschancen?

Unsere größten Märkte, die auch relevante Wachstumschancen für uns bergen, sind Märkte wie die USA, Deutschland, Frankreich, Italien, aber auch kleinere Märkte mit großer Gesundheitsaffinität wie zum Beispiel die Niederlande, Belgien oder Österreich. Daneben gibt es eine Reihe von Märkten, die ökonomisch stark wachsen und deshalb auch für uns spannend sind. In Lateinamerika ist dies vor allem Brasilien, in Asien Japan, Korea und natürlich China.

Wie reagieren Sie auf die zunehmende Konkurrenz durch Onlineanbieter?

Wir sind in einem Markt tätig, in dem die persönliche Beratung und die Expertise der AkustikerInnen nach wie vor sehr gefragt und auch wichtig sind. Zudem ist unsere Industrie stark reguliert – Hörgeräte sind Medizinprodukte und bedürfen besonderer Sorgfalt. Aber natürlich spielt die Digitalisierung eine große Rolle, denn wir setzen auf ein Zusammenspiel von physischer Betreuung, Beratung und Verkauf in unseren Fachgeschäften mit Onlineberatung und -service. Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere App, über die uns KundInnen jederzeit erreichen können, egal wo auf der Welt sie sich gerade befinden. Wir können damit auch Video-Calls führen, uns in das Hörgerät einloggen und dieses fernanpassen sowie dem Kunden akut helfen, falls es Fragen oder Probleme gibt.

  • PhonakAudeo-I-Sphere-8A-PairWithoutReceiversend
    Phonak Audeo-I-Sphere-8A-Pair, ohne Receiver
  • SonovaHansaton-Fachgeschaeftsend
    Sonova Hansaton-Fachgeschäft
  • SonovaStaefaZentralesend
    Sonova Zentrale in Stäfa (Schweiz).

Was sind die größten Herausforderungen Ihrer Branche in den kommenden Jahren?

Als Marktführer weiterhin technologische Spitzeninnovation zu liefern, die für unsere KundInnen wertvoll ist, ist und bleibt für uns zentral. Das gilt für unsere Produkte wie auch für das Kundenerlebnis. Unsere Branche ist, wie viele andere auch, vom demografischen Wandel betroffen. Mit den Babyboomern haben wir eine neue Kundengruppe gewonnen: Lebenserfahrene Menschen mit vielfältigen Bedürfnissen und Ansprüchen, die mitten im Leben stehen, digital, aktiv und gut informiert.

Gleichzeitig sehen wir ein hoch ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein und den Wunsch, gesund alt werden zu wollen. Wir wissen zum Beispiel durch Studien, dass schlechtes Hören unbehandelt diverse Gesundheitsrisiken mit sich bringt – von sozialer Isolation bis hin zu Demenzerkrankungen. Im Beratungsgespräch erleben wir deshalb bei vielen Menschen eine Art neue Offenheit für modernste Hörgeräte, die de facto nicht sichtbar sind. Dem Stigma von „Ich trage ein Hörgerät, also bin ich alt“ können wir also mit neuester Technologie abhelfen. Gleichzeitig sind auch wir vom Fachkräftemangel betroffen: Die besten Talente zu finden und diese von uns als Arbeitgeber zu begeistern, ist eine der wesentlichen Herausforderungen.

Auf welche Innovationen setzt Sonova in naher und ferner Zukunft?

Sonova ist gerade dabei, die seit Jahren größte Innovation in der Hörakustik auf den Markt zu bringen: künstliche Intelligenz – KI – im Hörgerät. Wir sind in der Lage, das Sprachverstehen in schwierigen Lärmsituationen in Echtzeit auf ein völlig neues Niveau zu heben. Von unseren Kund­Innen bekommen wir schon erstes, sehr gutes und mitunter auch sehr berührendes Feedback. Für viele sind Situationen wie Gespräche mit der Familie oder Freund­Innen in lauter Umgebung, wie zum Beispiel in einem Restaurant, wieder gut zu meistern. Man versteht sein Gegenüber, kann aktiv an einer Konversation teilnehmen. Das haben viele leider schon sehr lange nicht mehr erlebt.

Welche Maßnahmen planen Sie, um die MitarbeiterInnen-Zufriedenheit und -Bindung in Ihrem globalen Team zu verbessern?

In unseren Geschäften arbeiten weltweit über 10.500 Menschen. Als Arbeitgeber wollen wir ein inklusives und inspirierendes Umfeld für unsere KollegInnen schaffen – sie sollen sich wohlfühlen und in einem wertschätzenden Umfeld arbeiten können. Das gelingt nur, wenn wir die besten Talente finden und an uns binden können. Dafür reicht es heute nicht, „nur“ Marktführer zu sein.

Es geht auch darum, Aus- und Weiterbildung anzubieten und Flexibilität und Individualität zu ermöglichen. Gerade in einem internationalen Unternehmen soll man auch die Vorzüge internationaler Karrieren über Grenzen und Tätigkeitsfelder hinweg erleben können. Bei Sonova geht das – und uns ist es wichtig, mit jedem Mitarbeitenden einen individuellen Entwicklungs- und Karrierepfad zu planen. Das gilt übrigens vom Fachgeschäft bis zum Topmanagement.

Wie wichtig ist der direkte Kundenkontakt für den Erfolg von Sonova und wie wollen Sie diesen in einer zunehmend digitalen Welt stärken?

Direkter Kundenkontakt ist für uns unerlässlich – in unseren Fachgeschäften finden weltweit pro Monat rund eine Million Kundentermine statt. Dabei versuchen wir, nicht nur jeden Kunden individuell zu beraten und zu betreuen, sondern auch selbst dazuzulernen. Jedes Kundenerlebnis ist etwas Besonderes – denn jeder möchte gern als individuelle Person mit individuellen Bedürfnissen wahrgenommen werden. Deshalb ist uns Kundenfeedback extrem wichtig, das wir strukturiert und mithilfe digitaler Methoden erheben – wir spielen das zurück an unsere Forschungs-und-Entwicklungs-Abteilung, damit es in die Verbesserung und Weiterentwicklung unserer Produkte einfließen kann.

Eine Frage an den Tiroler in Ihnen: Wenn Tirol ein Start-up wäre, würden Sie investieren?

Das ist eine spannende Frage! Zum einen investieren wir ja bereits in Tirol. Wir sind in Österreich unter der Marke Hansaton mit rund 115 Fachgeschäften aktiv. Mit 11 Fachgeschäften und rund 50 MitarbeiterInnen sind wir in Tirol vertreten und stolz, auch hier unsere Fahne hochzuhalten.

Zum anderen ist Tirol ein attraktiver Standort – einerseits geografisch durch die Nähe zu Deutschland, Italien und der Schweiz, andererseits gibt es mit Innsbruck einen starken Universitäts- und Forschungsstandort, der Zugang zu Toptalenten für innovationsgetriebene Unternehmen ermöglicht.

Was müsste passieren, dass Tirol vom Tourismusparadies zur Technologiehochburg wird?

Ich kann hier nur aus eigener Perspektive sprechen: Ich nehme starke Bemühungen von Politik und Wirtschaft wahr, den Standort breiter aufzustellen, was in Teilen aus meiner Sicht bereits richtig gut gelingt. Wichtig ist, beim Schaffen von Rahmenbedingungen und im Anspruch, sich international nach den Besten zu orientieren, nicht locker zu lassen, Inputs, Impulse und Meinungen von außen nicht nur zu hören, sondern aktiv danach zu suchen, um sich stetig zu verbessern.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

OliverLux 1

Zur Person:

Oliver Lux, geboren 1976 in Innsbruck, ist seit 2010 bei der Sonova Group tätig und hatte verschiedene Führungspositionen im Geschäftsbereich Audiological Care inne, bevor er im Juni 2024 zum Group Vice President Audiological Care ernannt wurde und damit zum Mitglied der Konzernleitung. Er hat langjährige Erfahrung in den Bereichen Strategy & Transformation, Business Development, M&A sowie Commercial Excellence und war als Managing Director und Regional Vice President in verschiedenen globalen Märkten tätig, darunter Österreich, Ungarn, die USA, China, Brasilien und zuletzt Deutschland. Lux hat an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie der Oxford University studiert.

Über Sonova:

Sonova ist ein weltweit führender Anbieter von innovativen Lösungen rund um das Thema Hören: von persönlichen Audiogeräten und drahtlosen Kommunikationslösungen über audiologische Dienstleistungen bis hin zu Hörgeräten und Cochlea-Implantaten. Die 1947 gegründete Gruppe hat ihren Hauptsitz in Stäfa in der Schweiz und betreut mittlerweile ein globales Vertriebsnetzwerk in mehr als 100 Ländern.
Mit mehr als 18.000 MitarbeiterInnen erzielte die Gruppe im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von über 3,6 Milliarden Schweizer Franken sowie einen Reingewinn von 610 Millionen Schweizer Franken. Sonova ist an der Börse Zürich SIX notiert.

09. Oktober 2024 | AutorIn: Michael Steinlechner | Foto: Gerhard Berger

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