Zwei spektakuläre Pleiten, alarmierende Branchen-Trends und Tirol an der Spitze einer Statistik, in der man lieber nicht führt: Ein Blick hinter die nüchternen Zahlen des ersten Quartals zeigt, warum Tirols Wirtschaft gerade einen Dämpfer erlebt.
Insolvenzen 2025: Tirol mit österreichweit höchstem Anstieg im 1. Quartal
Tirol startet wirtschaftlich mit einem Warnsignal ins Jahr 2025. Die aktuellen Zahlen des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) zur Insolvenzlage im ersten Quartal zeichnen ein dramatisches Bild: Mit einem Zuwachs von 60,5 Prozent bei den eröffneten Unternehmensinsolvenzen verzeichnet Tirol den höchsten Anstieg in ganz Österreich. Salzburg liegt auf Platz 2 mit einem Plus von 23,6 Prozent deutlich dahinter.
Insgesamt mussten in Tirol im ersten Quartal 69 Betriebe Insolvenz anmelden. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es „nur“ 43. Nachdem bereits 2024 als Rekordjahr für Unternehmenspleiten mit Insolvenzzahlen über dem Niveau der Finanzkrise von 2008 galt, setzt sich der negative wirtschaftliche Trend damit weiter fort. Grund dafür ist die gesamtwirtschaftlich angespannte Lage: Österreich befindet sich im dritten Jahr in Folge in einer Rezession. Die Wirtschaftsprognosen sind weiterhin rückläufig.
Tirol gleich doppelt in den Top 5 der größten Insolvenzen Österreichs
Zwei Tiroler Unternehmen stehen exemplarisch für die aktuelle Schieflage:
- Travel Europe Reiseveranstaltungs GmbH: Der traditionsreiche Reiseanbieter – seit über 30 Jahren im Geschäft – aus Stans bei Schwaz musste im Jänner 2025 Insolvenz anmelden. Trotz Bemühungen um InvestorenInnen stiegen die Verbindlichkeiten auf etwa 30 Millionen Euro. Damit liegt der Reiseveranstalter auf Platz 4 der größten Insolvenzen Österreichs nach Dienstnehmer im ersten Quartal 2025. Betroffen von der Unternehmensschließung sind 116 Beschäftigte. Brancheninsider sprechen von strukturellen Problemen im Pauschalreisegeschäft und Nachwirkungen der Corona-Zeit.
- Herkules Holding GmbH: Dieses Unternehmen der SIGNA/Benko-Gruppe (bis Feber 2025 noch unter dem Namen Laura Holding GmbH im Firmenbuch geführt), meldete mit Passiva von 1,023 Milliarden Euro die größte Insolvenz des Quartals. Dabei handelt es sich nicht nur um die größte Pleite in Tirol, sondern sie zählt auch zu den größten in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte überhaupt.
Hintergründe: Bau- und Immobilienkrise als Insolvenztreiber
Österreichweit bleibt die Bauwirtschaft am stärksten betroffen. Sie führt das Insolvenzranking mit 273 Verfahren an, gefolgt von Handel (263) und Gastgewerbe (165). Besonders alarmierend ist der Aufstieg der Branche „Grundstücks- und Wohnungswesen“, die im ersten Quartal auf Platz 5 der insolvenzstärksten Sektoren vorgerückt ist – in Wien sogar auf Platz 3. Von den zehn größten Insolvenzen nach Passiva entfallen ganze neun auf diesen Bereich. Der Tiroler Markt folgt diesem Trend: Steigende Zinsen, stockender Wohnbau und Projektabbrüche führten zu entsprechenden Zahlungsausfällen und Kettenreaktionen.
Privatinsolvenzen ebenfalls im Steigen
Nicht nur Unternehmen kämpfen mit Zahlungsschwierigkeiten. Auch bei den Privatinsolvenzen zeigt sich eine steigende Tendenz. In Tirol wurden im ersten Quartal 173 Privatinsolvenzen eröffnet. Dabei handelt es sich um ein Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Österreichweit stieg die Zahl auf 2.767 Verfahren (+6,1 Prozent).
Ausblick bleibt verhalten
Die Insolvenzdynamik dürfte sich laut AKV in den kommenden Monaten fortsetzen. Der Druck auf kleinere und mittlere Unternehmen bleibt groß – vor allem durch hohe Betriebskosten, schwächelnde Nachfrage und verschärfte Finanzierungsbedingungen. Für Tirols Wirtschaft könnte 2025 somit ein weiteres Jahr der wirtschaftlichen Bewährungsproben werden.
Top.tirol liefert einen kompakten Überblick über die Tiroler Insolvenzen 2025 – nach Kalenderwochen geordnet. Zum Überblick im Link.