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„Musik braucht Menschlichkeit“

Produzent Manu Stix im Interview

Manu Stix ist Musikproduzent, Komponist und Labelbetreiber aus Mils und arbeitete bereits mit internationalen KünstlerInnen wie Andrea Bocelli, Johnny Logan und DJ Ötzi zusammen.
„Musik braucht Menschlichkeit“

Produzent Manu Stix im Interview

Manu Stix ist Musikproduzent, Komponist und Labelbetreiber aus Mils und arbeitete bereits mit internationalen KünstlerInnen wie Andrea Bocelli, Johnny Logan und DJ Ötzi zusammen.

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Wie wichtig ist die Musikszene für Tirols Wirtschaft? top.tirol hat mit dem Milser Produzenten Manu Stix über Chancen und Herausforderungen der Branche gesprochen – und darüber, warum Musik ohne echte Stimmen an Seele verliert.

 

Herr Stix, wie würden Sie die aktuelle Musikwirtschaft in Tirol beschreiben?

Manu Stix: Die Tiroler Musikwirtschaft ist stark von Vereinen, Ensembles und traditioneller Musik geprägt. Daneben gibt es einige professionelle ProduzentInnen – viele können davon jedoch kaum leben. Außerdem existieren mittelgroße bis größere Labels, die regional und überregional aktiv sind. Ich selbst sehe mich als Einzelunternehmer und arbeite seit jeher eher nach Gefühl als nach Strategie – das war immer mein Zugang zur Musik.

Sie sind als Musikproduzent sehr erfolgreich. Wie leicht oder schwer ist das in Tirol?

Leicht war es nicht – aber möglich. Ich musste mir alles selbst aufbauen, wurde von großen Labels lange ignoriert und habe mich deshalb auf meine eigene Unabhängigkeit konzentriert. Dadurch konnte ich jedoch gut wachsen. 2012 erhielt ich in Deutschland die Goldene Schallplatte – mein Türöffner, der mir auch außerhalb Tirols einen Namen in der Musikszene verschaffte.

Seitdem arbeite ich mit sehr unterschiedlichen AuftraggeberInnen – von Radio U1 über ORF Radio Tirol bis hin zur Tirol Werbung oder Marken wie „Bio vom Berg“. Mein Einkommen setzt sich aus mehreren Säulen zusammen: Kompositionen, Produktionen und AKM-Tantiemen – die Vergütung, die ich erhalte, wenn meine Musik öffentlich genutzt wird. Über die Jahre habe ich rund 900 Songs geschrieben, was heute mein wichtigstes Standbein ist.

Wie hat sich die Musikszene hierzulande in den letzten Jahren verändert?

Ich finde, sie ist offener und bunter geworden. Vor einigen Jahren habe ich in der Schweiz beobachtet, wie dort Volksmusikinstrumente mit Pop-Elementen kombiniert wurden – das war inspirierend. In Tirol haben wir das mit Bands wie „Tschentig“ aufgegriffen: Wir bringen traditionelle Klänge in ein modernes Popgewand.

Diese Mischung aus Tradition und Innovation macht Tirol heute besonders spannend. Es muss nicht immer „entweder – oder“ heißen. Verbindet man das Beste aus beiden Welten, entsteht etwas Neues, Authentisches.

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Gibt es Besonderheiten oder Herausforderungen, die speziell mit dem Standort Tirol verbunden sind?

Tirol ist stark vom Tourismus geprägt – und das spürt man auch in der Musik. Viele Live-Auftritte hängen von touristischen Strukturen ab: Hotels, Après-Ski-Lokale, Events. Das prägt natürlich den Musikgeschmack und die Nachfrage.

Für viele Bands oder ProduzentInnen ist es schwierig, aus dieser Rolle auszubrechen. Wer eigene Songs machen und im Radio stattfinden will, hat es nicht leicht. Die Radiolandschaft ist stark zentralisiert, Entscheidungen werden oft außerhalb Tirols getroffen. Dabei hätten wir so viele gute MusikerInnen hier!

Was mir fehlt, ist die bessere Vernetzung – mit Radios, mit dem Fernsehen, mit dem Land Tirol selbst. Es gibt kulturelle Programme und Fördermöglichkeiten, aber oft werden immer dieselben Leute eingeladen. Da wünsche ich mir mehr Offenheit und Mut, auch Neues zu zeigen.

In Tirol redet man viel über Tourismus, Industrie und Handel. Aber wie wichtig ist die Musikindustrie für die heimische Wirtschaft?

Musik ist ein Wirtschaftsfaktor – auch wenn das oft unterschätzt wird. Die Musikszene in Tirol ist breit gefächert: von Blasmusik über Klassik bis hin zu Pop, Jazz oder Schlager. Es gibt Chöre, Wettbewerbe, Festivals, Orchester und Studios. Das alles schafft Arbeit, Identität und Kulturwert.

Zudem sind heimische Künstler wie Hansi Hinterseer oder Gruppen aus dem Zillertal wirtschaftlich enorm wichtig für das Land – als Markenbotschafter und als Tourismusmagneten.

Welche Chancen oder Gefahren sehen Sie in neuen Technologien?

Ich sehe die Künstliche Intelligenz weder als Bedrohung noch als Heilsbringer – sie ist einfach Realität. Ich nutze Tools wie ChatGPT zum Beispiel für Social-Media-Texte oder zur Vorbereitung von Songveröffentlichungen. Das spart Zeit und hilft bei der Routinearbeit.

Aber es gibt Grenzen. Ich habe etwa ausprobiert, meine eigene Stimme per KI in eine Frauenstimme umzuwandeln. Das funktioniert technisch erstaunlich gut – aber es fehlt das Menschliche. Wenn niemand mehr ins Studio kommt, niemand mehr gemeinsam singt, dann geht auch die Kommunikation verloren.

Mir wurde klar: Ich spare vielleicht 200 Euro, wenn ich keine Chorsängerin buche. Aber ich verliere die Begegnung – und den persönlichen Austausch. Und genau der ist oft unbezahlbar. Wenn diese Sängerin dann erzählt, dass sie bei mir im Studio war, entsteht Mundpropaganda, die ich mir nicht kaufen kann.

Deshalb: KI ist hilfreich, aber Musik bleibt menschlich. Das gilt besonders für uns in Tirol, wo Zusammenhalt und Nähe immer eine Rolle spielen sollten.

Was wünschen Sie sich persönlich für die Tiroler Musikszene?

Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit und Zusammenhalt. Viele MusikerInnen leben in ihren eigenen Blasen – Klassik, Pop, Volksmusik, Jazz. Wenn wir offener füreinander werden, entsteht Neues. Jeder kann vom anderen lernen. Wenn Popmusiker mit Volksmusikern oder Jazzern zusammenarbeiten, gewinnen beide Seiten Publikum.

Ein schönes Beispiel dafür ist meine Arbeit bei der neuen ServusTV-Sendung „Made in Austria“, wo ich musikalischer Leiter bin. Dort kombinieren wir traditionelle Instrumente – Harfe, Hackbrett, Zither – mit modernen Arrangements. Diese Verbindung aus Heimat und Innovation zeigt genau das, was ich mir für Tirol wünsche: Vielfalt, Offenheit und den Mut, Musik neu zu denken.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

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Zur Person:

Manu Stix ist Musikproduzent, Komponist und Labelbetreiber aus Mils. Er studierte klassisches Schlagzeug am Tiroler Landeskonservatorium sowie Jazz und Pop in New York. Als Gründer und Geschäftsführer des Ambient Studios arbeitet er mit KünstlerInnen und Marken im In- und Ausland. Stix komponiert Musik für TV, Werbung und Radio und hat über 900 Songs geschrieben und produziert – unter anderem mit Andrea Bocelli, Johnny Logan und DJ Ötzi.

 

Tag der Tiroler Film- und Musikwirtschaft

Am 30. Oktober ab 15:00 Uhr steht die Bäckerei in Innsbruck ganz im Zeichen der Tiroler Film- und Musikwirtschaft. ExpertInnen geben dabei spannende Einblicke und präsentieren inspirierende Keynotes.

30. Oktober 2025 | AutorIn: Anna Füreder | Foto: Angelo Lair

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