Der Schwazer Hubert Hochleitner ist seit seiner Jugend leidenschaftlicher Musiker und Soundtüftler. Seine Erfahrungen hat er genützt, um ein einzigartiges Produkt für professionelle GitarristInnen zu entwickeln: die Deeflexx.
Wer schon einmal auf einem Konzert war, weiß, wie ärgerlich es ist, wenn der Sound nicht passt. Auf der Bühne ist das noch viel schlimmer, erzählt Hubert Hochleitner – dort hören die MusikerInnen nicht den gemischten Sound, der beim Publikum ankommt, sondern manchmal fast gar nichts. „Gitarristen spielen immer so laut, weil sie nicht den guten Sound hören, sondern nur den stumpfen Klang vom eigenen Verstärker.“ Bei einem Auftritt mit einer seiner Bands sei es so schlimm gewesen, dass er fast nicht spielen konnte. „Nach dem Auftritt habe ich zur Band gesagt, wenn ich jetzt nicht irgendwas erfinde, lasse ich das. Weil so macht das keinen Spaß.“
Von der Idee zum Durchbruch
In den USA war zu dieser Zeit mit dem Beam Blocker bereits ein Produkt am Markt, das versprach, genau das zu leisten, was der Tiroler wollte: Schallwellen so zu verteilen, dass GitarristInnen sich gut hören können. Hochleitner hat das Teil nachgebaut und sogar weiter optimiert, war aber nicht zufrieden. Zum Durchbruch führte letztendlich eine andere seiner Erfindungen: Damit der Sound beim Mischpult immer gleich ist und er nicht ständig Mikrofone neu positionieren muss, hatte er Jahre vorher eine Art Kiste mit fix positionierten Mikrofonen gebaut, die er vor seinen Verstärker stellen konnte. Bei einem Auftritt habe er die Vorrichtung versehentlich minimal verschoben und gemerkt, dass er sich plötzlich viel besser hören konnte. Das fiel ihm in der Entwicklungsphase von Deeflexx wieder ein. „So hab ich gesehen, dass dieser Beam Blocker, der ja ganz nah am Lautsprecher montiert ist, im krassen Gegensatz steht zu dem, was ich da hingestellt hab.“
Zuspruch aus der Branche
Als der Prototyp – ein tiefgezogenes Kunststoffteil, das mit etwas Abstand vor dem Verstärker angebracht wird – fertig war, konnte Hochleitner Peter Weihe, einen der bekanntesten Studiogitarristen Deutschlands, als Produktpaten gewinnen: Der Musiker war nach ausgiebigem Testen so begeistert, dass er den Tiroler unbedingt unterstützen wollte. „Da ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen, weil wenn Peter Weihe sagt, das Produkt ist gut, dann hat es am Markt auch eine Chance“, so der Unternehmer.
2011 kamen die ersten Stücke über Online-Musikhändler im DACH-Raum auf den Markt – zuerst mit wenig Erfolg. „Das Produkt ist mit 300 Euro im Verhältnis zu anderem Gitarrenequipment teuer“, erklärt er. Aber irgendwann hätten die Leute kapiert, dass es wirklich funktioniert, auch dank positiver Besprechungen in Branchenmagazinen und Mundpropaganda. Am Markt finde man inzwischen mehrere abgekupferte Varianten seiner patentierten Erfindung. Sorgen bereite ihm das keine, da diese nicht ansatzweise so funktionieren würden wie die Deeflexx: „Ich erkenne in diesen Produkten frühe Stadien meiner Prototypen mit all ihren Fehlern wieder“, sagt Hochleitner, der überzeugt ist, dass ihn sein Produkt lange überleben wird.
Hubert Hochleitner kann mittlerweile von seiner patentierten Technologie leben - auch wenn es inzwischen mehrere Raubkopien der Deeflexx gibt.
Dass er 13 Jahre später von seiner Idee leben kann, liege vor allem am Marketing. „Zurückgerechnet habe ich in die Innovation selbst vielleicht 20 Prozent der Zeit reingesteckt, 80 Prozent sind rein Marketing“, so der Unternehmer, der bewusst nur in Orange auftritt, egal ob auf Social Media oder im echten Leben. „Wenn ich auf einem Branchenevent unterwegs bin, erkennt man mich. Es hat mich sogar auf der größten Musikmesse in Los Angeles jemand angesprochen, weil er mich an meinem orangen T-Shirt erkannt hat.“