Die Schweiz plant eine neue Maut für ausländische Autofahrer, die das Land ohne Aufenthalt durchqueren. Was dort als Schutzmaßnahme gedacht ist, könnte Tirol teuer zu stehen kommen.
Die Belastung durch den Transit ist nicht nur in Tirol ein Dauerbrenner – auch im Kanton Uri wächst der Widerstand. Jetzt liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, der für Aufsehen sorgt: Ausländische Pkw-Fahrer sollen künftig zahlen, wenn sie die Schweiz bloß als Transitstrecke nutzen. Ziel ist es, vor allem den Ferien- und Feiertagsverkehr zu drosseln.
Der politische Rückhalt im Ständerat ist groß, die Regierung in Bern hingegen bremst: Die Umsetzung sei teuer, rechtlich heikel und verfassungsrechtlich nicht ohne Weiteres möglich. Dennoch – das Thema ist gesetzt, und damit auch die Frage: Was bedeutet das für Tirol?
Kommt der Umwegverkehr?
Ein Blick auf die Landkarte genügt: Wer der Schweizer Maut entgehen will, dem bleibt als Alternative oft nur Tirol. Und auch wenn die Strecke länger ist – in der Hauptreisezeit sind Zeitverluste am Gotthard längst Alltag. Eine Abgabe zu Spitzenzeiten könnte also durchaus Ausweichverkehr bringen – mit allen bekannten Folgen: Stau, Lärm, Belastung in Tälern und Gemeinden.
Noch gibt sich die Tiroler Landesregierung zurückhaltend. Klubobmann Gebi Mair verweist auf die längere Strecke und sieht kein unmittelbares Risiko. Doch die Erfahrung zeigt: Der Transitverkehr reagiert schnell auf neue Regeln und Preise – vor allem, wenn’s ums Geld geht.
Tirol als Spielball internationaler Verkehrspolitik?
Während die Schweiz rechtlich unabhängig agieren kann, ist Tirol an EU-Regeln gebunden – ein Umstand, der bereits bei den sektoralen Fahrverboten für Konflikte sorgte. Das Verkehrsministerium in Wien sieht daher auch die Schweizer Pläne kritisch: Eine Sondergebühr nur für Ausländer könne gegen EU-Abkommen verstoßen.
Doch die Schweiz muss sich nicht an jedes EU-Recht halten. Für Tirol bedeutet das: Es droht eine Verkehrsverlagerung, ohne dass man selbst gegensteuern kann. Und die Frage bleibt: Was zählt eigentlich als „wesentlicher Aufenthalt“? Ein kurzer Halt zum Tanken? Ein Mittagessen? Oder reicht das nicht?
Fazit: Entlastung in der Schweiz, Mehrbelastung für Tirol?
Die Schweizer Durchfahrtsabgabe ist politisch gewollt, aber rechtlich und praktisch noch offen. Sollte sie Realität werden, könnte Tirol bald mehr als nur der „Plan B“ für den Nord-Süd-Verkehr sein.
Es braucht daher klare Positionen aus Tirol – und endlich eine abgestimmte Verkehrspolitik im Alpenraum, bevor neue Regelungen in Bern zum Bumerang für uns werden.