In Tiroler Innenstädten herrscht immer mehr Leerstand. Krisen und der Onlinehandel beschleunigen dies. Wir haben mit zwei Unternehmerinnen gesprochen, wie es ist, ein Geschäft in der Innenstadt zu betreiben.
Leerstand in den Innenstädten ist mittlerweile ein weitverbreitetes Phänomen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wie auch die Daten des „Health-Check 2025“ von „Standort + Markt City Retail Österreich“ zeigen. So lag die Leerstandsquote in den 24 größten Innenstadtbereichen Österreichs letztes Jahr bei 5,5 Prozent, was einem deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auffallend ist aber vor allem die negative Entwicklung in den heimischen Kleinstädten, wo mehr als 15 Prozent der Geschäftsflächen nicht mehr bespielt werden. Zwar wächst das Angebot im Bereich der Nahversorgung, Flächen für Mode- und Möbelhandel gehen aber stark zurück. Der Einzelhandel leidet dabei vor allem unter der Konkurrenz durch den Online-Handel. Touristische Städte wie Innsbruck verzeichneten zudem durch die Covid-19-Pandemie Frequenzrückgänge und somit auch einen Anstieg der Leerstandsquote.
„Selbst verantwortlich“
Seit fast sieben Jahren betreibt Mihaela Jahn ihren Naturladen in der Imster Innenstadt. Dort bietet sie unter anderem Lebens- und Putzmittel sowie Zero-Waste-Produkte an. Wie geht es ihr als Unternehmerin in einer Tiroler Innenstadt? „Gleich wie allen anderen – schwierig, aber nicht unmöglich.“ Vor allem der Onlinehandel sei ein großes Thema. „Bei uns in Imst ist es so, dass viele Betriebe außerhalb der Stadt angesiedelt sind“, erklärt die Unternehmerin und bezieht sich damit auf das FMZ, doch: „Ich glaube aber, dass es auch in keinem Einkaufszentrum leicht ist, einen Betrieb zu führen.“ Mihaela Jahn findet es darüber hinaus falsch, immer alle Missstände auf die Stadt zu schieben und lobt die Zusammenarbeit: „Ich bin grundsätzlich für meinen Betrieb selbst verantwortlich.“ Straßenreinigung, Parkplätze und Öffi-Anbindungen seien aber „Sachen, die Gemeinden sehr wohl in der Hand haben“. An einen anderen Standort zu übersiedeln, habe sie aber nie überlegt: „Ich liebe meinen Laden. Ich habe immer schon von einem Geschäft in der Innenstadt geträumt.“
„Ausruhen geht sich nicht aus“
Andrea Bhatti führt ihr Damenmodegeschäft „Boutique Andrea b.“ in Hall und feierte kürzlich das 20-jährige Bestehen. Die Krisen der letzten Jahre begriff sie als Chance: „Wir sind immer im Internet präsent, auch auf Social Media. So informieren wir die Leute und holen sie ins Geschäft.“ Den Unterschied zum Online-Handel sieht Bhatti insofern, als dass es dort keinen Gastgeber, keine Haptik und auch keine guten Gespräche gäbe. Trotz alledem müsse man mit der Zeit gehen: „Auf den Lorbeeren ausruhen geht sich nicht aus.“ Andrea Bhatti’s Kundschaft komme von weit her, was damit zu tun habe, dass sie eine Nische besetze, aber: „Wenn diese Kundin kommt, kommt sie nicht nur wegen mir. Sie erwartet auch ein Parksystem, Gastronomie und Infrastruktur.“ Deshalb brauche es passende Konzepte für die Stadt und ein Angebot mit Mehrwert für eine längere Verweildauer. Vor allem aber müsse es in den Innenstädten ein Miteinander geben. Auch Andrea Bhatti habe einen Standortwechsel nie in Betracht gezogen, „weil die Atmosphäre in einem Altstadtgebäude keiner bieten kann.“