Der Fachkräftemangel trifft Österreichs Handwerks- und Baubranche derzeit mit voller Wucht. Vielfach finden Unternehmen kaum noch geeignete Mitarbeiter für handwerkliche Berufe oder offene Stellen. Aber gibt es hier vielleicht eine einfache Lösung? Wird es endlich Zeit, dass die Blue-Collar-Branche in Sachen Social Media mit der White-Collar-Branche nachzieht?
Unsichtbarkeit der Handwerksbetriebe
Trotz Konjunkturflaute bleiben aktuell laut Wirtschaftsbund-Stellenmonitor in Tirol ganze 12.148 Fachkräftestellen unbesetzt. Unter anderem stark betroffen ist die Branche „Bau, Baunebengewerbe, Holz und Gebäudetechnik“. Ein wesentlicher Faktor, der diese Tendenz mitbeeinflusst, ist die fehlende Wertigkeit von Handwerksberufen in den Social Media. Hier bleiben Handwerksbetriebe bislang weit hinter Firmen des Dienstleistungssektors zurück, wo kollektiv und individuell bereits seit Jahren emsig gepostet wird.
Die Plattform LinkedIn ist hier etwa das beste Beispiel: Zwar dient sie in erster Linie dem beruflichen Networking, der Selbstvermarktung und dem Recruiting, aber Handwerker oder Handwerksbetriebe sind dort kaum anzutreffen. Die Kommunikation und das Sichtbarwerden nach Außen scheint im Wesentlichen der Büroarbeitswelt vorbehalten zu sein.
Warum Handwerksbetriebe online gehen müssen
Doch diese Zurückhaltung hat Auswirkungen auf das Image von handwerklichen Berufen und damit letztlich auch auf die Arbeitswelt als Ganzes. Denn junge Menschen, die sich mit Vorliebe in den Social Media tummeln und dort sowohl Postings als auch Werbung von Firmen konsumieren, beginnen unbewusst, beruflichen Erfolg ausschließlich mit Büros und Computerarbeit, statt mit Werkstätten und Handwerk zu assoziieren.
Glaubt man einer kürzlich veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung (deren Zahlen realistisch auf Österreich umgelegt werden können), dann suchen 57,9 Prozent der 14- bis 25-Jährigen auf Instagram nach Ausbildungsplätzen, gefolgt von YouTube (46,9 Prozent) und TikTok (30,4 Prozent). Wer hier als Betrieb nicht präsent ist, verpasst eine zentrale Gelegenheit, die Gen Z direkt anzusprechen.
Authentizität statt Werbefloskeln
Junge Menschen suchen nach Sinn, Identifikation und echten Geschichten. Was sie anspricht, sind keine überzogenen Marketing-Kampagnen, sondern realistische Einblicke in die Arbeitswelt („behind the scenes“). Sie wollen wissen, was sie erwartet – ohne Filter und Hochglanz. Und sie wollen herausfinden, was sie aus ihnen werden könnte.
Betriebe wie die steirische Posch GmbH in Leibnitz machen das mustergültig vor und verbuchen seither 50 Prozent mehr Bewerbungen und vollständig besetzte Lehrstellen. In Tirol geht besonders Riederbau in Schwoich/Kufstein mit einer klaren Social-Media-Präsenz voran. Damit existiert immerhin bereits ein starkes Modell im Land, das Schule machen könnte.
Vorreiter mit Vorbildwirkung
Das Team rund um Anton Rieder hat erkannt, dass der Schlüssel zur Nachwuchsgewinnung in der modernen Kommunikation liegt. Mit inspirierenden Imagevideos zu den Firmenwerten, Interviews mit Mitarbeitenden und einem klaren Bekenntnis zur Digitalisierung hat das Unternehmen daher seine Präsenz auf Plattformen wie Instagram und YouTube ausgebaut.
Auch ein Podcast mit dem vielsagenden Titel „Die Zukunft baut mit“ wird regelmäßig bespielt. Das Ergebnis: erhöhte Sichtbarkeit und ein Image als attraktiver Arbeitgeber. Anton Rieder kommt damit seiner Rolle, Lebensräume mit Verantwortung zu gestalten und das digitale Handwerk zu fördern, gleich im doppelten Sinn nach.
Fazit: Jetzt handeln, bevor es zu spät ist
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Der Fachkräftemangel stellt für die Mehrzahl der mittelständischen Betriebe in Tirol eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Für das Baugewerbe gilt das sogar trotz des derzeitigen Auftragsrückgangs. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Lehrlinge kontinuierlich und hat 2024 einen historischen Tiefstand erreicht (s. WKO-Lehrlingsstatistik).
Der Fachkräftemangel ist eben kein vorübergehendes Phänomen, sondern eine strukturelle Herausforderung, die über die letzten 40 Jahre größer geworden ist. Betriebe, die jetzt in ihre Sichtbarkeit investieren und authentisch kommunizieren, sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Firmen wie Riederbau machen vor, wie es geht – und dass es funktioniert.
Es ist an der Zeit, dass mehr Unternehmen diesem Beispiel folgen. Denn nur wer gesehen wird, kann auch gefunden werden.