Der Weltspartag 2023 steht vor der Tür. Nachdem Sparkonto und Co. in Zeiten von Niedrigzinsen jahrelang an Beliebtheit verloren haben, tragen die jüngsten Zinsanhebungen zur Neuauflage des Sparklassikers bei. Auch die alternativen Veranlagungen, die während der Nullzinsphase auf großes Interesse gestoßen sind, bleiben weiterhin gefragt. Das zeigt eine repräsentative IMAS-Umfrage von Erste Bank und Sparkasse anlässlich des Weltspartags am 31. Oktober.
Sparen ist und bleibt den Menschen in Tirol ein wichtiges Anliegen. Klammert man das Pandemiejahr 2021 aus, das aufgrund des eingeschränkten Konsums Rekordzahlen beim Sparen brachte, erreicht die Bedeutung des Sparens einen neuen Höchstwert: Acht von zehn Tiroler:innen sagen, dass es ihnen wichtig sei, Geld beiseitezulegen. Auch der durchschnittliche monatliche Sparbetrag steigt: Betrug er im Vorjahr noch 319 Euro, kletterte er 2023 auf 331 Euro. Überhaupt nahm die Summe, die die Tiroler:innen monatlich zur Seite legen können, in den letzten zehn Jahren um rund 75 Prozent zu (2013: 189 €). Deutliche Unterschiede lassen sich bei genauerer Betrachtung erkennen: Einerseits bei den Geschlechtern, denn Männer können rund ein Viertel mehr zurücklegen als Frauen. Aber auch in den Altersgruppen: Hier ist es die Generation Y, die monatlich am meisten Geld fürs Sparen zur Verfügung hat. Mit deutlichem Abstand folgen die Generation X, die Generation Z und die Baby Boomer als Schlusslicht.
Trotz des kontinuierlichen Wachstums des Sparbetrags in der langjährigen Betrachtung hat die Zufriedenheit mit der Höhe der Ersparnisse abgenommen. Bereits im Vorjahr sackte der Zufriedenheitswert vom Höchststand (2021: 65%) auf 60 Prozent ab und sank 2023 erneut auf 41 Prozent. In Tirol liegt die Zufriedenheit der Sparenden mit ihrem monatlichen Sparbetrag damit auf dem niedrigsten Niveau seit über 10 Jahren. „Das überrascht nicht. Einerseits haben sich während der Pandemie viele daran gewöhnt, einen höheren Betrag auf die Seite legen zu können. Andererseits sind die Inflation und die damit einhergehenden Teuerungen ständige Begleiter beim Einkaufen. Es würden viele Tiroler:innen gerne mehr vorsorgen und sind dementsprechend unzufrieden mit dem aktuellen Sparbetrag. Wenn man jedoch den Zehn-Jahres-Vergleich betrachtet, ist zu erkennen, dass die Sparsumme um 75 Prozent zugelegt hat“, ordnet Patrick Götz, Vorstand der Tiroler Sparkasse, die Umfrageergebnisse ein.
Comeback der Sparklassiker
Die Vorsorge und der Aufbau eines finanziellen Polsters stehen bei vielen Tiroler:innen als Sparziel im Fokus. So gaben über drei Viertel (78 %) der Befragten in Tirol als Grund für das Sparen an, um auch bei gestiegenen Preisen mit einem Notgroschen auf unerwartete Ereignisse vorbereitet zu sein. 65 Prozent legen zur finanziellen Absicherung und Vorsorge für das Alter Geld beiseite und 53 Prozent sparen, um sich zukünftig einen Urlaub, ein Haus beziehungsweise eine Wohnung oder anderweitige Konsumgüter leisten zu können. Lediglich 6 Prozent sparen ohne bestimmten Grund.
Ein kleines Comeback feiert das Sparbuch beziehungsweise das Sparkonto, nachdem es jahrelang aufgrund des Niedrigzinsumfelds an Beliebtheit verlor. Mit steigenden Zinsen nutzen es in diesem Jahr 73 Prozent der Tiroler:innen. Mit deutlichem Abstand folgt das Bausparen auf Platz zwei, auf das über die Hälfte (54 %) der Befragten in Tirol setzt. „Viele unserer Kund:innen haben sich schon aktiv mit der neuen Zinssituation auseinandergesetzt und profitieren von den gestiegenen Zinsen am Sparkonto“, gibt Karin Svoboda, Vorständin der Tiroler Sparkasse, einen Einblick. Nichtsdestotrotz zeigen sich noch Effekte der Nullzinszeit, denn laut Studie lässt fast jede:r Zweite (48 %) das Geld unverzinst am Girokonto liegen. Mit Folgen, wie Svoboda ausführt: „Nach dem jahrelangen Nullzinsumfeld haben sich viele noch nicht daran gewöhnt, sich wieder aktiv um das Thema Finanzen zu kümmern.“
Alternative Veranlagungsformen weiterhin gefragt
Auch im sich ändernden Zinsumfeld sind jene Ansparprodukte, die während der Nullzinsphase Rendite brachten, weiterhin gefragt. Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds werden im Jahr 2023 von 32 Prozent der befragten Tiroler:innen als Spar- und Investitionsmöglichkeit genutzt (2022: 33 %). Gründe für die ungebrochene Nachfrage liefern die Einstellungen der Tiroler:innen zu alternativen Anlageformen: So sagen nahezu drei Viertel (73 %), dass sie eine gute Ergänzung zum Sparkonto seien. 65 Prozent sind der Meinung, dass Wertpapiere immer mehr an Bedeutung gewinnen und sechs von zehn finden, dass Anlageprodukte auch etwas für die Altersvorsorge seien. Und für über die Hälfte der befragten Tiroler:innen dürfen Wertpapiere nicht fehlen, wenn das eigene Geld gewinnbringend angelegt werden soll (53 %). Für Patrick Götz wenig verwunderlich: „Um in der Nullzinsphase ihr Erspartes abzusichern, haben viele Tiroler:innen begonnen, in alternativen Veranlagungsformen anzusparen – und dabei die positiven Aspekte erkannt.“ Nichtsdestotrotz zeigt die IMAS-Studie auch, dass die Tiroler:innen nach wie vor sicherheitsbetont (42 % „sehr sicherheitsbetont“ und 40 % „eher sicherheitsbetont“) in der Geldanlage sind.
„Der Finanzwelt die gefühlte Komplexität nehmen“
Trotz dieser positiven Zahlen bleiben alternative Veranlagungsformen für viele eine komplexe Angelegenheit. So geben sechs von zehn Tiroler:innen an, dass Wertpapiere für sie nur schwer zu verstehen seien. Das führt auch dazu, dass sich die Tiroler:innen beim Thema Finanzen nicht wohl fühlen. Im Vergleich zu anderen Alltagsbereichen wie „Gesundheit und Ernährung“ (75 %), „Natur und Umwelt“ (69 %) oder „Sport“ (54 %) fühlen sich bei „Finanzthemen wie Geldanlage“ vergleichsweise wenig affin (37 %). Mit einem Notendurchschnitt von 2,7 attestieren sich die Tiroler:innen darüber hinaus einen bescheidenen Wissensstand bei Finanzthemen. Laut Umfrage sind die Menschen aber gewillt, etwas dagegen zu unternehmen: So haben vier von zehn Menschen in Tirol (39 %) vor, sich in nächster Zeit mehr Wissen zu Wirtschafts- und Finanzthemen anzueignen. Was die Informationsquellen rund um Geldangelgenheiten betrifft, spielen mit 77 Prozent nach wie vor die Bankberater:innen bei den Tiroler:innen mit deutlichem Abstand die wichtigste Rolle.