Felicitas Kohler wurde gerade zu Österreichs bester Unternehmerin gewählt. Gewonnen hat die 34-Jährige Chefin des Tiroler Lichtsystem-Herstellers planlicht diesen Titel in der Kategorie „Export“. Ausländische Märkte will sie mit innovativen Produkten und Tiroler Unternehmerwerten erobern.
Sie haben planlicht 2013 von Ihrem Vater übernommen. Damals wurden 60 bis 70 Prozent des Geschäfts mit Leuchten und Lichtsysteme in Österreich gemacht. In nur drei Jahren gelang es Ihnen, den Umsatz zu verdoppeln und den Exportanteil auf zwei Drittel des Gesamtumsatzes zu erhöhen. Was waren die Hintergründe?
Felicitas Kohler: Es ging mir nicht darum, den Heimatmarkt zu vernachlässigen: Der ist und bleibt wichtig. Allerdings fühle mich wohler, wenn ich für planlicht das unternehmerische Risiko und die Abhängigkeit von nur einem Markt verringere, indem wir weitere Märkte erschließen.
Wie gelang es Ihnen, im Ausland eine stabile Marktpräsenz zu erlangen?
Ein wichtiger Garant für den Export-Erfolg ist die persönliche Komponente: Wir haben in all unseren Märkten fähige Mitarbeiter als Ansprechpartner direkt vor Ort und leisten uns insgesamt 25 Mitarbeiter nur für den Vertriebsaußendienst. Natürlich ließen sich viele Dinge auch per Mail oder über das Internet erledigen: Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass Menschen mit Menschen sprechen wollen und Persönlichkeit honorieren. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist, dass planlicht als mittelständisches Unternehmen zu 100 Prozent in Tirol produziert und damit ein Qualitätsversprechen abgibt, das auch im Ausland geschätzt wird: Wir sind groß genug, um als Partner von Lichtplanern und Architekten auch für größere Projekte in Frage zu kommen, aber klein genug, um flexibel und kurzfristig auf planerische Notwendigkeiten reagieren zu können. Das wichtigste bleibt: Wir stehen für traditionelle Tiroler Unternehmerwerte: Qualität der Produkte, Einhalten der vereinbarten Lieferzeit und das Führen von Geschäftsbeziehungen, bei denen gegenseitige Achtung und nicht das rein monetäre Interesse im Vordergrund steht.
Eine Firmenübergabe kann zur Belastungsprobe für ein Unternehmen werden. Wie sind Sie mit dieser schwierigen Situation 2013 umgegangen, als Sie planlicht von Ihrem Vater übernahmen?
Wichtig war dabei die gute Vorbereitung, die in unserem Fall drei Jahre dauerte. Während dieser Zeit war ich die Assistentin meines Vaters und konnte mich gut in die Materie einlernen. Ein berufsbegleitendes Wirtschaftsstudium am Management Center Innsbruck half mir, mein Wissen zu vertiefen. Ein ganz wichtiger Aspekt im Übergabe-Prozess war die Transparenz: Ich habe immer gesagt, dass ich das Unternehmen nur ganz oder gar nicht übernehmen würde. Dahinter stand meine Überzeugung, dass sich neue Wege in einem Unternehmen dann gut verwirklichen lassen, wenn sich die alte Generation zurückzieht. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie planlicht geschaffen haben. Dass sich mein Vater dann darauf eingelassen hat, mir per 1. 1. 2013 die Firmenleitung komplett zu übertragen, ist ein weiterer Grund zur Dankbarkeit. Seitdem treffe ich eigene unternehmerischen Entscheidungen, feiere eigene Erfolge und habe auch die Möglichkeit, meine eigenen Fehler zu machen.
Warum sind Ihnen Fehler wichtig?
Ich will aus Resultaten lernen und dafür sind auch Fehlentscheidungen von großer Bedeutung: um besser zu werden. In welche Richtung wird sich planlicht in den nächsten Jahren entwickeln? Wir werden den Weg, der bis jetzt steil nach oben ging, in die Breite ausbauen. Das bedeutet, dass wir uns im Produktbereich mehr und mehr vom Traditionsunternehmen zum hochwertigen Technologieanbieter entwickeln und neue Prozesse verstärkt im Unternehmenverankern. Im Zentrum neuer Entwicklungen steht das so genannte biodynamische Licht. Es ermöglicht die Nachbildung aller natürlicher Tageslichtsituationen im Inneren eines Gebäudes. Analog zum Sonnenlicht, das abhängig von der jeweiligen Stunde mal bläulicher, dann wieder gelblicher, mal intensiver, dann wieder schwächer scheint, erstrahlen Innenräume per LED. Die Steuerung erfolgt über eine ausgeklügelte Software samt Regelelektronik.
Die Sinnhaftigkeit eines solchen Licht-Systems wurde längst wissenschaftlich bewiesen: Wohlbefinden, Konzentration und Leistungsfähigkeit der Menschen, die in biodynamisch beleuchteten Büros oder Wohnungen leben und arbeiten, steigern sich nachweisbar. Es wird allerdings noch zwei bis drei Jahre dauern, bis biodynamisches Licht am Markt ankommen wird. Mir ist es trotzdem wichtig, dass planlicht dieses zentrale Beleuchtungs-Thema der Zukunft schon jetzt mitentwickelt, damit wir dann eine am Markt deutlich sichtbare Position einnehmen können.
Ist es für eine junge Frau an der Spitze eines Tiroler Unternehmens schwieriger als für einen Mann?
Das Gefühl habe ich nicht, und ich bewege mich tagtäglich in einer männerdominierten Branche. Es würde mir aber auch die Zeit fehlen, um mich um eventuelle Befindlichkeiten, die Geschlechterrolle betreffend, zu kümmern.
Haben Sie ein wichtiges Erfolgsrezept, das Sie an andere Tiroler Unternehmerinnen weitergeben möchten?
Mein Rat wäre: Noch mehr zu zeigen, was frau kann, dann erübrigt sich auch die leidige Diskussion um eine Quotenregelung den Frauenanteil in Führungspositionen betreffend. Als Unternehmerin hole ich eine Frau nicht deshalb in die Firma, weil ich eine Quote erfüllen will, ich habe dafür weit bessere Argumente: Ich erlebe Frauen in der Wirtschaftswelt als kompetent und durchsetzungsfähig, in schwierigen Situationen aber auch als ausgleichend und konfliktfähig: Mit derartigen Eigenschaften punktet man an der Spitze.
Ein weiterer Rat wäre, unternehmerisch ins Handeln zu kommen und nicht in der Abwägungs- und Überlegungsphase stehenzubleiben. Wer nicht handelt, kann keinen Erfolg haben. Oft ist auch eine im Nachhinein als nicht optimal erkannte Entscheidung besser ist als gar keine, weil durch sie etwas in Bewegung kommt und sich der Erfahrungshorizont erweitert. Erfolg sollte auch nicht als was Dauerhaftes missverstanden werden. Er braucht täglich neue Entscheidungen, er ist nie selbstverständlich und er ist tagtägliche Arbeit.
Infos
planlicht wurde 1986 von Johann Findl gegründet. Am 1. Jänner 2013 übergab er die Firma an seine Tochter Felicitas Kohler. Das Unternehmen hatte zum damaligen Zeitpunkt 90 Mitarbeitern und machte einen Umsatz von 16 Millionen Euro.
2015 hatte das Unternehmen 160 Mitarbeiter und einen Jahres-Umsatz von 27,5 Millionen Euro. planlicht bietet Produkte aus eigener Fertigung – von technisch-architektonischen Einzelleuchten bis zu maßgeschneiderten Leuchtenserien – und präsentiert im Firmensitz in Fiecht auch eine breite Palette ausgewählter Produkte internationaler Lieferanten. Im hauseigenen Lichtlabor werden alle Leuchten vermessen und neue Lichtlösungen entwickelt.