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Think global, act local

Trotz der vielen Krisen der letzten zwei Jahre, ist EGLO unter Führung von René Tiefenbacher auf Erfolgskurs geblieben.

Think global, act local

Trotz der vielen Krisen der letzten zwei Jahre, ist EGLO unter Führung von René Tiefenbacher auf Erfolgskurs geblieben.

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Wenig andere Tiroler Unternehmen agieren so global wie die EGLO Gruppe. Im Interview mit top.tirol erklärt CEO René Tiefenbacher, wie es EGLO geschafft hat, trotz der vielen Herausforderungen der letzten Jahren seinen Umsatz zu steigern und neue Märkte zu erobern.

EGLO hat sich von einem Elektrogeschäft in Wattens zu Europas größtem Anbieter von Wohnraumleuchten entwickelt. Was ist das Erfolgsrezept hinter diesem enormen Wachstum?

René Tiefenbacher: Für eine solche Entwicklung braucht es immer einen Visionär. In unserem Fall ist das unser Gründer und Gesellschafter Ludwig Obwieser. Er hat immer schon eine gewisse Risikofreude an den Tag gelegt und hatte eine klare Vision: zuerst mit dem Elektrogeschäft und dann mit dem Ausbau des Angebots hin zum Verkauf von Leuchten. Er war es auch, der zuerst hier in Pill und dann an weiteren Standorten den Grundstein für die Eigenproduktion von EGLO und damit der weltweiten Expansion gelegt hat.

Wir waren, gerade was die Produktion angeht, der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Wir agieren in einer Branche, in der der Preis einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg ist, und hier hatten wir dank des Ausbaus unserer Produktionsstätten, zuerst in Ungarn und dann später in China und Indien, immer einen Wettbewerbsvorteil.

Lag die Internationalisierung also von Anfang an auf der Hand?

Wir haben sehr früh erkannt, welche Vorteile es bringt, sich zu internationalisieren und global tätig zu sein. Von 1986 an haben wir permanent Verkaufsgesellschaften in neuen Märkten gegründet, die uns die Möglichkeit geboten haben, jeden Kunden in jeder Region mit dem gleichen Service bedienen zu können.

Das Wachstum hat sich aus der Internationalisierung ergeben. Wir sind nicht von einzelnen großen Kunden abhängig und durch unsere vielfältigen Vertriebskanäle und die gute Positionierung in unseren Absatzmärkten sehr gut und stabil aufgestellt.

Wo liegen EGLOs wichtigste Absatzmärkte?

Unsere Absatzmärkte haben sich sukzessive hier vom Herzen Europas aus nach außen entwickelt. Unsere westeuropäischen Vertriebsgesellschaften sind dadurch auch die größten und umsatzstärksten. Wichtig für uns sind die Märkte in Osteuropa, Spanien und Portugal. Auch die skandinavischen Länder haben sich gut entwickelt. In den letzten beiden Jahren konnten wir das Geschäft in Mittel- und Südamerika sehr erfolgreich ausbauen. Auch im australischen Markt haben wir in den letzten drei Jahren eine wahre Umsatzexplosion erlebt. In Nordamerika sehen wir zwei Trends: In Kanada läuft es sehr gut, in den Vereinigten Staaten immer noch durchwachsen. In den USA ist es als europäischer Anbieter nicht einfach, sich zu etablieren.

Derzeit arbeiten wir auch daran, die Binnenmärkte in Indien und China für uns zu erschließen, da wir ja auch in beiden Staaten produzieren. Die Produktion funktioniert hervorragend, beim Vertrieb sehen wir aber noch Luft nach oben.

Obwohl EGLO mittlerweile in der ganzen Welt tätig ist, halten Sie an der Firmenzentrale in Pill fest. Werden Sie sich auch in Zukunft zum Standort in Tirol bekennen?

Wir sind von hier gestartet und operieren seit 1969 von Pill aus. Wir agieren nach dem Motto: „Think global, act local“. Hier in der Zentrale in Pill kommen die Informationen aller weltweiten Vertriebs-, Logistik-, Marketing- und Produktentwicklungseinheiten zusammen und werden vom Management verarbeitet. Mit all den uns vorliegenden Informationen und Daten entwickeln wir Strategien für die verschiedenen Märkte, die dann in den Ländern umgesetzt werden.

Für uns steht fest, dass unsere Firmenzentrale immer hier in Pill bleiben wird und alle wesentlichen Managemententscheidungen in Zukunft auch hier getroffen werden.

Disruption der weltweiten Lieferketten, explodierende Rohstoffpreise und Unterbrechungen im globalen Warentransport setzen die Wirtschaft immer mehr unter Druck. Wie geht EGLO mit diesen Herausforderungen um?

Ich bin jetzt mittlerweile seit 25 Jahren bei EGLO, aber eine solch schwierige wirtschaftliche und politische Situation habe ich noch nie erlebt. Jetzt für die Zukunft zu planen, ist sehr schwierig. Vor allem die Unterbrechung der globalen Lieferketten machen jedem international agierenden Unternehmen zu schaffen. Einen Container aus Fernost nach Europa zu verschiffen, kostet heute zehnmal so viel wie noch vor zwei Jahren. Auch die zeitliche Planung von Lieferungen ist unglaublich schwierig geworden und das liegt nicht nur an der Situation in Asien, sondern betrifft auch die Häfen in Europa.

Dazu kommen die hohen Rohstoffpreise. Es ist aber nicht nur der Preis, auch die Verfügbarkeit ist ein großes Problem. Nicht nur die Automobilindustrie ist von den Lieferschwierigkeiten bei Microchips betroffen, sondern auch wir als Leuchtmittelhersteller. In jedem modernen Leuchtmittel ist ein integrierter Schaltkreis verbaut, ohne den die Lampen nicht gesteuert werden können.

Wir hatten hier Glück: Wir haben im Frühling 2021 unser neues Logistikzentrum mit über 70.000 Palettenplätzen in Magdeburg eröffnet. Dadurch waren wir 2020 schon gefordert, unsere Lagerbestände aufzufüllen. Somit waren wir in der glücklichen Situation, dass wir im letzten Jahr und auch heuer keine wesentlichen Probleme bei der eigenen Lieferfähigkeit hatten.

Kann man als Unternehmen solche Verwerfungen ohne Preisanpassungen überstehen?

Kann man als Unternehmen solche Verwerfungen ohne Preisanpassungen überstehen? Auch wir mussten seit Anfang des Jahres 2021 Preiserhöhungen in mehreren Tranchen durchführen, durchschnittlich 15 bis 20 Prozent. Das hängt immer von der Wertigkeit der Produkte ab. Bei günstigeren Produkten, die in großen Stückzahlen verkauft werden, waren die Preiserhöhungen größer, bei wertigeren Produkten, die in kleineren Volumen verkauft werden, geringer.

Natürlich war es nicht immer einfach, unsere Kunden von den notwendigen Preisanpassungen zu überzeugen. Da es aber kein EGLO-spezifisches Problem ist, sondern ein weltweites, wurden diese Schritte auch akzeptiert.

EGLO konnte während der Coronakrise Rekordumsätze verbuchen. 2021 wurde der Umsatz noch einmal gesteigert. Wird auch 2022 ein Jahr der Rekorde?

Wir haben uns 2022 wieder Umsatzwachstum auf die Fahnen geschrieben. Die ersten zwei Monate waren sehr gut. Wir konnten die Umsätze, die wir uns vorgenommen hatten, auch erreichen. Durch den Ukrainekrieg und die stetig steigende Inflation spüren auch wir Unsicherheit bei den Konsumenten und einen damit verbundenen Absatzrückgang, vor allem im März und April. Wir liegen Ende April zwar immer noch über dem Umsatz des letzten Jahres, aber eine seriöse Prognose bis zum Ende des Jahres abzugeben, ist einfach nicht machbar. Wir gehen davon aus, dass der Umsatz über dem des Vorjahres liegen wird, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht so hoch, wie wir das ursprünglich geplant hatten.

Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen werden für Kunden zu immer wichtigeren Kaufargumenten. Welche Strategie verfolgt EGLO hier?

Für uns ist das Thema Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sehr wichtig. Wir konnten uns dieses Jahr die Umweltmanagementnorm ISO14001 zertifizieren lassen und legen großen Wert darauf, unsere Prozesse umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen. Viele unserer Kunden und auch immer mehr Banken fragen nach, wie nachhaltig produziert und gewirtschaftet wird. Daher versuchen wir in allen Bereichen, von der Lieferkette über die Produktion und den Transport bis hin zur Anschaffung von E-Autos, nachhaltiger zu werden.

Es gibt immer Potenzial für weitere Verbesserungen, wie zum Beispiel den Ausbau von Fotovoltaikanlagen in unseren Produktionsstätten. Hier kann die derzeitige Energiekrise eine Chance sein, schneller weitere Aktivitäten zu setzen, wie wir es schon in unserem Werk in Indien getan haben.

Auch bei den Produkten geht der Trend immer mehr zur Verwendung von natürlichen Materialien. Viele Kunden suchen nach nachhaltigen Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen, auch im Bereich der Leuchten.

Trotz Pandemie und den damit verbundenen Unsicherheiten waren die beiden letzten Jahre von starkem Wirtschaftswachstum geprägt. Glauben Sie, dass dieser Trend anhalten wird?

Es ist zu erwarten, dass die Wirtschaft abkühlen wird. Alle Indikatoren, wie hohe Inflation, massive Teuerung bei den Energiepreisen usw., weisen darauf hin, dass wir in den nächsten Monaten einen Konsumrückgang erwarten können. Aufgrund der historisch hohen Inflation steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank den Leitzinssatz erhöhen wird. Das würde die Wirtschaft noch weiter bremsen, da die Aufwendungen für Kredite und die Kosten für frisches Kapital steigen würden. Unternehmen müssten dann erneut die Preise erhöhen, was zu einem weiteren Rückgang der Nachfrage führen würde.

Sind Sie auf diesen Rückgang bei der Nachfrage vorbereitet?

Wir sind sehr krisenfest aufgestellt, allein schon aufgrund der starken Diversifizierung unserer Absatzkanäle. Wir verkaufen unsere Leuchten zu einem großen Teil über Baumärkte und den Möbel- und Leuchtenfachhandel, betreiben eine eigene E-Commerce-Plattform und haben rund einhundert eigene Geschäfte, in denen wir in strukturschwächeren Märkten direkt an die Endkunden verkaufen. Das hat für uns den Vorteil, dass man schon sehr früh erkennen kann, wie sich die Nachfrage entwickelt.

Es gibt in der Wirtschaft, wie auch im Leben, ein stetiges Auf und Ab. Auch wenn wir jetzt in eine Talsohle kommen, wird es danach wieder bergauf und weitergehen. Wir sind von unserer Ertrags- und Umsatzsituation der letzten Jahre so gestärkt, dass wir auch Umsatzrückgange verkraften und gut durch mögliche Krisen kommen werden. 

EGLO in Zahlen:

  • 100.000 verkaufte Leuchten pro Kalendertag.
  • 80.000 selbst produzierte Leuchten pro Tag
  • 900 neue Designs im Jahr, das ent­spricht fast 4 Neuentwicklungen täglich
  • 3 Produktionsstätten in Ungarn, China und Indien
  • ca. 200.000 Quadratmeter Lager­fläche weltweit
  • mehr als 90 Tochtergesellschaften weltweit, davon über 50 Vertriebsgesellschaften
16. Mai 2022 | AutorIn: Daniel Schreier | Foto: Gerhard Berger

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