Schicksalsjahr 2025
Tiroler Industrie drängt auf mutige Reformen
Schicksalsjahr 2025
Tiroler Industrie drängt auf mutige Reformen
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Die Tiroler Industrie steht vor massiven Herausforderungen: Steigende Kosten, ausufernde Bürokratie und die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg setzen die Unternehmen unter erheblichen Druck.
IV-Tirol-Präsident Max Kloger appelliert anlässlich des Neujahrsempfangs der Tiroler Industrie an die Politik, dringend mutige Reformen und klare Entscheidungen zu treffen, um Arbeitsplätze, Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern.
Dringender Reformbedarf für die Tiroler Wirtschaft
Max Kloger, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, macht zu Jahresbeginn deutlich, dass ohne grundlegende Änderungen in der österreichischen Wirtschafts- und Finanzpolitik Tirols Unternehmen weiter an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen könnten. Dies hätte weitreichende Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft. „Stillstand ist keine Option“, betont Kloger beim Neujahrsempfang, der erstmals im Salzlager in Hall in Tirol stattfand. „Es geht um die Sicherung von Arbeitsplätzen, Wohlstand und die Zukunft unserer Betriebe.“
Kritische Lage erfordert sofortiges Handeln
Die Tiroler Industrie trägt mit einem Anteil von 38,9 % an der Bruttowertschöpfung und über 40.000 Arbeitsplätzen entscheidend zur regionalen Wirtschaft bei. Doch steigende Lohnstückkosten, eine Flut an bürokratischen Auflagen und stark schwankende Energiepreise belasten die Unternehmen schwer. Angesichts der anhaltenden Rezession und steigender Arbeitslosigkeit fordert Kloger nachhaltige strukturelle Reformen: „Es ist fünf nach zwölf. Vielen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals. Wir brauchen stabile politische Rahmenbedingungen und ein klares Bekenntnis zur Industrie als zentrales Element der Wirtschaftspolitik.“
Explodierende Kosten als größter Hemmschuh
Vor allem die rasant gestiegenen Arbeitskosten setzen den Tiroler Unternehmen zu: Seit 2021 sind die Lohnstückkosten in Österreich um 30,2 % angestiegen – ein Wert, der andere europäische Länder wie Deutschland oder Italien deutlich übertrifft. Kloger fordert deshalb eine Senkung der Lohnnebenkosten um fünf Prozent, um die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Betriebe zu stärken. Auch die Energiepreise bleiben eine immense Belastung: Stromkosten haben sich seit 2020 mehr als verdoppelt, während die Gaspreise um 228 % gestiegen sind. „Die Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030 und Entlastungen bei Netzgebühren sind unverzichtbar, um energieintensiven Betrieben das Überleben zu ermöglichen“, so Kloger.
Zusätzlich werden jährlich 10 bis 15 Milliarden Euro durch Bürokratiekosten gebunden. Unternehmen investieren 2,5 % ihrer Umsätze allein in die Einhaltung von Vorschriften. Kloger plädiert für die Einführung eines Bürokratiekostenindex, um die Belastungen messbar zu machen und Entbürokratisierung voranzutreiben.
Neue Chancen unter einer potenziellen Koalition
Die Aussicht auf eine Koalition zwischen FPÖ und ÖVP sieht die IV Tirol als Möglichkeit für einen wirtschaftspolitischen Neustart. Allerdings setzt Kloger klare Prioritäten: Der Zugang zum Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte müsse erhalten bleiben, da internationale Talente essenziell für die Bewältigung des Fachkräftemangels seien. Ebenso betont er die Bedeutung der EU und des Binnenmarkts: „Ohne Freihandelsabkommen und den Zugang zu internationalen Märkten hat die österreichische Industrie keine Zukunft.“
Gemeinsame Verantwortung für die Zukunft
„2025 ist ein entscheidendes Jahr für die Tiroler Industrie. Es liegt an uns, die Chancen zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern – oder wir riskieren die Zukunft unseres Industriestandorts“, warnt Kloger. Die neue Bundesregierung müsse entschlossen handeln, um die Rahmenbedingungen für die Industrie zu verbessern. „Die Betriebe sind bereit, ihren Beitrag zu leisten, doch sie benötigen dringend Entlastungen und bessere Voraussetzungen, um wieder wachsen und innovieren zu können“, schließt Kloger.