Aktuell reicht die erneuerbare Energie in Tirol für 173 Tage, in Österreich nur für 132. Damit ist Tirol dem Bund bei der grünen Energie um ganze sechs Wochen voraus und dem Ziel der Energieautonomie bis 2050 wieder einen Schritt näher.
173 von 365 Tagen im Jahr wird Tirol derzeit mit erneuerbarer Energie aus Wasser, Sonne und Holz versorgt, 41 Tage länger als im Österreichschnitt. Ab dem 23. Juni beginnt die Abhängigkeit von Erdöl, Erdgas und Kohle in Tirol. Für Gesamtösterreich fiel der Tag der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bereits auf den 12. Mai dieses Jahres..
„Auch wenn wir uns in Tirol sechs Wochen länger mit grüner Energie versorgen als im Österreichschnitt, müssen wir die Energiewende weiterhin mit aller Kraft vorantreiben. Wir wollen Tirol unabhängig von Öl und Gas machen. Unser Ziel ist eine erneuerbare Energieversorgung an 365, nicht nur an 173 Tagen im Jahr”, bekräftigt LHStv Josef Geisler einmal mehr das Ziel der Energieautonomie. Bis zum Jahr 2050 will sich Tirol von den gegenwärtig noch importierten fossilen Energieträgern befreien und seinen Energiebedarf bilanziell durch erneuerbare, heimische Energieträger decken. Und dies in allen Bereichen des Lebens und Wirtschaftens. „Wir geben derzeit bis zu 2,5 Milliarden Euro für Öl und Gas aus. Diese Wertschöpfung wollen wir zurück nach Tirol holen”, so LHStv Josef Geisler.
Wasserkraft Rückgrat der Energieversorgung
Rund die Hälfte der in Tirol derzeit produzierten grünen Energie entfällt auf Wasserkraft, gefolgt von Holz mit rund 31 Prozent. Umweltwärme und Photovoltaik (PV) machen derzeit mit rund vier Prozent der heimischen erneuerbaren Energieerzeugung noch einen relativ geringen Anteil aus, verzeichnen aber starke Zuwächse. Die Energiegewinnung aus Sonnenkraft stiegt im Vorjahr um ein Drittel. 3.300 neue PV-Anlagen wurden vergangenes Jahr errichtet. Außerdem wurden im letzten Jahr über sechs Prozent mehr Wärme mittels Wärmepumpen gewonnen als noch 2021.
Netzausbau, Speicher und Neubewertung von Wind
„Wir arbeiten mit aller Kraft daran, alle in Tirol verfügbaren Ressourcen – sei es Sonne, Wasserkraft, Wind, Holz, Umweltwärme, Biogas oder auch industrielle Abwärme und Abfälle – strukturiert und optimal auszubauen und einzusetzen”, verweist LHStv Josef Geisler etwa auf die Landesförderung für PV auf befestigten Flächen oder die Erleichterungen für PV-Anlagen in der Bau- und Raumordnung. Im Gange ist auch eine Neubewertung der Windenergie. „Der Umbau unseres Energiesystems braucht aber auch Energiespeichermöglichkeiten und verbesserte Netzinfrastrukturen.”
Schlüsselfaktoren Energiesparen und Effizienzsteigerung
Neben dem Ausbau aller in Tirol verfügbaren, erneuerbaren Energieträger sind Einsparungen und Effizienzsteigerungen der Schlüssel zur Energiewende. Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, erläutert: „Bis zum Jahr 2050 wollen wir unseren Energiebedarf um 37 Prozent reduzieren. Schlüsselfaktoren sind neben der Einsparung von Energie vor allem Effizienzsteigerungen beispielsweise durch die Sanierung von Gebäuden. Viel Potenzial liegt im Umstieg vom Verbrenner-Motor auf Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Diese brauchen für dieselbe Wegstrecke nur ein Drittel der Energie eines Verbrenner-Motors.”
Berechnet wurde der „Tag der Abhängigkeit von Erdöl, Erdgas und Kohle” von den Energieagentur Tirol in Anlehnung an die Österreichische Energieagentur mit dem Anteil erneuerbarer Energie gemäß der Methodik der EU. Dieser betrug im Jahr 2021 in Tirol 47,6 Prozent und im Österreichschnitt 36 Prozent. In der nationalen Methodik liegt der Anteil der Erneuerbaren in Tirol bei 42,4 Prozent.