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Tiroler Start-up

Vom Hoodie zum KI-Klassenzimmer

Vom Hoodie zum KI-Klassenzimmer
lumivara_toptirol047 - Vom Hoodie zum KI-Klassenzimmer
Kufstein im Rücken, Innovation im Sinn: Marco Pedrotti (li.) und Thomas Thaler (re.) sind die Köpfe hinter der KI-App Lumivara.
Tiroler Start-up

Vom Hoodie zum KI-Klassenzimmer

Vom Hoodie zum KI-Klassenzimmer
lumivara_toptirol047 - Vom Hoodie zum KI-Klassenzimmer
Kufstein im Rücken, Innovation im Sinn: Marco Pedrotti (li.) und Thomas Thaler (re.) sind die Köpfe hinter der KI-App Lumivara.

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Neugier, Unternehmergeist und ein gesunder Zweifel am Status quo – das verbindet die beiden Kufsteiner Marco Pedrotti und Thomas Thaler. Ihr Start-up Lumivara krempelt seit 2024 mithilfe disruptiver KI-Technologie den Bildungsmarkt um. Was die beiden antreibt und wie sie ticken, teilen sie exklusiv mit top.tirol.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich Marco Pedrotti und Thomas Thaler nicht wesentlich von anderen 20-Jährigen: Als Digital Natives sind sie mit dem Internet, sozialen Medien und digitalen Technologien aufgewachsen. Was die beiden jedoch vielen Gleichaltrigen voraushaben, ist ihr Drang, Neues auszuloten und die Zukunft aktiv mitzugestalten. Ein Vergleich mit dem jungen Gründerduo Steve Jobs und Steve Wozniak drängt sich auf.

Anfänge

Aufgewachsen sind die beiden in Kufstein, wo sie sich an der International School Kufstein (ISK) kennenlernten. Obwohl die Schule hohe Standards pflegte, sah Marco schon früh Verbesserungspotenzial darin, wie das individuelle und eigenverantwortliche optimiert werden kann. „Nicht jeder klettert gleich schnell denselben Baum hoch“, erklärt Marco. „Interessen, Lernwege und Persönlichkeiten sind dafür viel zu verschieden.“ Seine Idee war schon damals eine Art 24/7-KI-Lehrer, der die Arbeit des ‚echten‘ Lehrers im Klassenzimmer sinnvoll unterstützt. In der Zwischenzeit machten Marco und Thomas ihre ersten Erfahrungen im Unternehmensbereich. Sie gründeten mit 17 das Online-Klamottengeschäft violett63. „Die Lernkurve war steil“, erzählt Thomas grinsend. „Die Website war geil, Hoodies und T-Shirts haben wir selbst designt und die Lieferanten haben wir genau recherchiert. Was wir jedoch komplett übersehen haben, war das Marketing. Am Ende haben wir nur zwei T-Shirts verkauft.“

Schon im April 2023 folgte aber das nächste unternehmerische Projekt: Lumivara Books – die Erstellung von KI-basierten personalisierten Kinderbüchern für Kinder mit Traumata. „Healing by learning“ lautete der Ansatz. Da KI-Modelle für ein effizientes Ergebnis allerdings anhand von Unmengen an Daten hätten trainiert werden müssen, führten Marco und Thomas im Juni 2023 das Konzept von KI und personalisiertem Lernen schließlich im Unternehmen Lumivara zusammen.

Bildungsrevolution

Bei Lumivara ist der Name Programm. Er setzt sich aus den Wörtern „Lumen“ (Licht) und „Primavera“ (Frühling) zusammen. Dahinter steht das Konzept von der Neugeburt der Bildung. Lumivara bietet nämlich ein KI-basiertes Bildungstool, mit dem Marco und Thomas das Lernen effektiver und ganzheitlich zugänglicher machen wollen. Ihre Web-App kreiert anhand von hochgeladenen Lernmaterialien (Lehrplan, Prüfungstermine, Bücher, Skripte, Handouts, YouTube-Videos, Bilder etc.) in Sekunden interaktive, personalisierte Kurse aus Lesestoff und Übungen in verschiedenen Formaten – ganz ohne Prompts (d.h. Anweisungen an die KI). Dabei analysiert die App die Schwächen und Stärken der Nutzer und passt sich so dem persönlichen Lerntempo und den individuellen Bedürfnissen an. Aktuell verzeichnet die App über 70.000 Nutzer aus verschiedenen europäischen Ländern. Eine Partnerschaft mit dem österreichischen BMBWF läuft bereits.

Erste Erfolge

Damit Lumivara weiter wachsen kann sind die Rollen bei Lumivara klar verteilt. Während Thomas als Programmierer die Entwicklung des Systems vorantreibt und das Budget plant, kümmert sich Marco um Vertrieb und Marketing. In diesen Rollen ergänzen sich die beiden perfekt. Der Erfolg der engen Zusammenarbeit trägt mittlerweile erste Früchte, denn nachdem die beiden 2023 noch im Keller von Marcos erster eigener Wohnung (Gestank des alten Abflusses und geteilter Minischreibtisch inklusive) ihre gemeinsame Reise begonnen hatten, sitzen sie mittlerweile in ihren eigenen Büroräumlichkeiten im Herzen von Kufstein. Dort passiert heute die Lumivara-Magic – wenn die Arbeit nicht gerade für gediegene Elektromusik-Sessions unterbrochen wird. Dabei finanzieren sich Marco und Thomas neben den App-Abos über eine 2024 organisierte Friends & Family-Round, mit der sie ihre App ins Rollen brachten und ihre GmbH gründeten. Obwohl Investments natürlich jederzeit willkommen wären, glauben die beiden Junggründer fest daran, dass sie es auch aus eigener Kraft schaffen können. Warum?

Unternehmer-Mindset

Erstens weil Marco und Thomas enthusiastische Autodidakten sind. Sie lieben es, sich selbst in Themen zu vertiefen und mit Eigeninitiative auf ihre Ziele hinzuarbeiten. Zweitens überstanden sie auch die Hürden des ersten Start-up-Geschäftsjahres mit Hartnäckigkeit und den gelegentlichen Pep Talks. „Sogar als wirklich alles gegen uns lief, wir kaum Umsatz machten und wir 12 Stunden am Tag am Schreibtisch saßen, ohne dass wir dafür belohnt wurden, haben wir uns gegenseitig aufgerichtet“, erinnert sich Thomas. „Man muss sich stets den Glauben bewahren, dass das Ganze größer wird“, ergänzt Marco. Dadurch würden sich dann wieder positive Momente wie ein Gespräch mit einem Investor, ein Artikel hier oder ein virales Video da ergeben. Geholfen hat den beiden sicher auch der Gewinn des Tiroler Jungunternehmerpreises 2024, der alle zwei Jahre von der Jungen Wirtschaft in der Sonderkategorie „Start-up“ vergeben wird.

Für die Selbständigkeit anstelle eines Studiums oder eines fixen Jobs würden sich beide jederzeit wieder entscheiden. Wer nicht grade aus Vernunftgründen „buggeln gehen“ muss, könne von der Selbständigkeit nur profitieren, zeigt sich Thomas überzeugt. Dinge einfach auszuprobieren und sich die Regeln selbst zu machen – auch auf die Gefahr hin, dass man dabei stolpert und fällt – ist eine maximal bereichernde Erfahrung. Ein Unternehmen zu führen, ist Persönlichkeitsentwicklung pur. Es bedeutet, Verantwortung zu tragen und diszipliniert zu sein. „Am Ende des Tages ist man für den eigenen Erfolg selbst verantwortlich. Das heißt auch, dass man nicht stundenlang am Handy scrollen oder bei jeder Party mit am Start sein kann,“ gibt Thomas zu. „Dafür haben wir zu viel Respekt vor uns selbst und unserem gemeinsamen Ziel.“

Zentrale Learnings

Was die beiden durch das Unternehmertum über sich selbst gelernt haben, geht sogar noch tiefer. Marco betrachtet vor allem Konsistenz in Kombination mit Geduld als den Schlüssel zum Erfolg. Wenn man ohne Ausreden an seinen Fähigkeiten feilt, wird man diese nach 10 Jahren (oder den berühmten 10.000 Stunden) richtig gut beherrschen. Dranbleiben ist dabei alles. „Wer aufgibt, gewinnt nie. Wer nie aufgibt, gewinnt“, zitiert Marco den Spruch von Napoleon Hill.

Für Thomas gelten Rückgrat und Prinzipien als oberste Maxime. Er versucht täglich, die beste Version von sich selbst zu werden – frei nach dem Vorbild von seinem Vater, seiner Schwester und Arnold Schwarzenegger. Wie das geht? „Du musst dich in deiner zukünftigen Rolle sehen können. Viele können sich nicht vorstellen, wo sie in 10 Jahren stehen werden. Aber du musst wirklich das konkrete Bild haben und die Daten dazu genau kennen“, so Thomas.

Was Marco und Thomas angehenden Gründer:innen mitgeben möchten, ist kritische Reflektion. „Wenn man eine Idee hat, sollte man sie am besten mal aufschreiben und sie drei Tage lang wälzen. Wenn man danach gute Argumente dafür hat (sprich: wenn es einen Markt gibt, der Umsatz verspricht), dann muss man loslegen und nie wieder damit aufhören. Außer es kommt zum Exit. Wenn die Idee hingegen mies ist, dann muss man sie auch loslassen können. Ein guter Unternehmer muss erkennen können, was eine gute und eine schlechte Idee ist.“ 

Zukunftsmusik

Apropos Exit: Ob sich die beiden Jungunternehmer einen solchen auch für Lumivara vorstellen können? „Absolut!“, lacht Thomas. „Am besten mit 25 oder 30, weil wir dann noch jung genug sind, um was zu erleben und uns der Familienplanung zu widmen.“ Marco hat im Fall eines Exits sogar schon konkrete Pläne: Er möchte eine Alaska-Reise machen, um auf den Spuren von Christopher McCandless seinen eigenen Traum von Jon Krakauers „Into the Wild“ zu verwirklichen (wenn auch ohne tragischen Ausgang).

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Die Lumivara-App

Der Trainer ist das zentrale Feature der Lumivara-App. Er erstellt interaktive personalisierte Übungen und Lernstrecken – perfekt zum aktiven Wiederholen, zum Hinarbeiten auf eine Prüfung oder zum direkten Anwenden des Lernstoffs.

Der Chat ist die ‚Werkbank‘ der Lumivara-App. Hier interagiert der Nutzer mit dem System wie mit einem Privatlehrer (man kann sich z.B. Videos oder Literatur recherchieren lassen). Funktioniert auch für Firmen als firmeninterne Datenbank und für hauseigene Mitarbeiter-Schulungen.

Die Lumivara-Notes bieten alles Wichtige automatisch sortiert – Formatierung, Fächerzuordnung und smarte Extras wie Gendern, Verbessern oder Exportieren per Klick.

28. April 2025 | AutorIn: Isabella Walser-Bürgler | Foto: Franz Oss

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