Start-up Coraldo
Von Tirol in die Luxushotellerie
Viele Start-ups haben in Tirol bereits kreative Geschäftsmodelle auf die Beine gestellt. In dieser Rubrik wollen wir die heimischen GründerInnen in den Fokus rücken und ihre innovativen Ideen vorstellen. Diese Woche: Coraldo.
Ein Produkt, das nach Luxus aussieht und dennoch keinen bleibenden Schaden hinterlässt – so lässt sich die Idee hinter Coraldo zusammenfassen. Das Start-up aus Tirol produziert Hotelslipper, die aus natürlichen Materialien bestehen und sich vollständig biologisch abbauen. Gegründet wurde das Unternehmen von Martin Girtler, gemeinsam mit Michael Giesswein aus der Familie des gleichnamigen Schuhunternehmens.
Der Slipper „LUX Nr. 5“ - hier für das Hotel Post in Lech - wird vollständig aus natürlichen Materialien gefertigt.
Warum sind Hotelslipper ein Müllproblem – und wie groß ist es?
Weil sie in großen Stückzahlen anfallen und extrem lange bleiben: In Mitteleuropa benötigt ein durchschnittliches Hotel rund 7.000 Paar Slipper pro Jahr – das sind etwa 700 Kilogramm Kunststoff. Gewöhnliche Slipper benötigen bis zu 200 Jahre, bis sie sich zersetzen. „Die Resignation vieler Hoteliers wächst, weil sie den Plastikbergen kaum etwas entgegensetzen können“, erklärt Girtler.
Die Idee zu Coraldo entstand während eines Verkaufsgesprächs. Ein Hotelier sagte zu Girtler, er solle wiederkommen, wenn er eine abbaubare Slipper-Variante im Sortiment habe. Das war der Auslöser, ein Produkt zu entwickeln, das Luxus und Nachhaltigkeit verbindet.
Coraldo will zeigen, dass ökologisches Design auch stilvoll und luxuriös wirken kann.
Was steckt in den Slippern und wie bauen sie sich ab?
Das Produkt ist konsequent plastikfrei gedacht: Coraldo-Slipper bestehen aus Kork, Leinen, Baumwolle und Flachs, werden von Hand gefertigt, kommen ohne Klebstoffe aus und sind nach 90 Tagen vollständig abgebaut. „Es war eine große Herausforderung, eine völlig abbaubare und gleichzeitig leistbare Variante auszutüfteln“, erinnert sich Girtler.
Der Coraldo-Slipper von unten: Die Korksohle macht ihn rutschfest und gleichzeitig biologisch abbaubar.
2019 kam das Produkt auf den Markt – mitten in die beginnende Coronakrise. Paradoxerweise erwies sich das als Vorteil: „Mails, die ich verschickt habe, wurden plötzlich von EntscheidungsträgerInnen gelesen, die mehr Zeit hatten.“ So konnte das junge Unternehmen schnell erste Hotels überzeugen. Heute zählen renommierte Häuser wie das Hotel Post in Lech, das Miramonti in Südtirol oder die Tauroa-Hotelgruppe in Salzburg zu den KundInnen.
Im Unterschied zu vielen Mitbewerbern, die recycelte Kunststoffe verwenden, sind die Coraldo-Slipper laut Girtler wirklich frei von Plastik. „Am Markt wird viel Greenwashing betrieben. Wir aber sind die ersten Anbieter, die ausschließlich natürliche Materialien einsetzen. The first and original, wie wir so gerne sagen.“
Coraldo-Slipper sind auch für den Nassbereich – hier etwa in einer Sauna - geeignet.
Was kommt als Nächstes?
Als nächstes will Coraldo die Produktion vollständig nach Europa verlagern und auf ausschließlich zertifizierte Materialien umstellen. Der Markt ist groß: Neben Hotels zählen auch Kreuzfahrtgesellschaften, Fluglinien und Wellnessbetriebe zum potenziellen Kundenkreis.
Für Girtler ist klar: „Unser ganzes Herzblut steckt in der Entwicklung unseres Produkts. Nachhaltigkeit ist für uns nicht ein Faktor unter vielen, sondern der ausschlaggebende Punkt. Jedes neue Produkt muss in Zukunft diesem Anspruch gerecht werden.“
Im Wellnessbereich im Einsatz – die Hotelslipper von Coraldo verbinden Komfort mit Nachhaltigkeit.
