Wie kann man sich Kreislaufwirtschaft bei Farben/Lacken vorstellen?
Bei Adler verfolgen wir mehrere Ansätze. Zum einen versuchen wir, Reststoffe, die im Werk anfallen, wiederzuverwenden. Sie werden gesammelt und destilliert – das Lösungsmittel etwa setzen wir dann zum Reinigen ein. Analog bieten wir auch den Kunden an, dass – zum Beispiel der beim Sprühen anfallende Overspray von Lacken – also der Nebel, der nicht auf dem Werkstück landet – gesammelt und direkt vom Kunden wiederverwendet werden kann.
Unsere Lacke sind außerdem so designt, dass das damit beschichtete Holz bestmöglich werkstofflich wiederverwendet werden kann. Ein Vollholzmöbelstück kann zerschreddert und zum großen Teil in der Spanplattenindustrie wieder als Rohstoff eingesetzt werden.
Steht man sich, wenn man als Unternehmen diesen Ansatz verfolgt, nicht selbst im Weg?
In den letzten Monaten und Jahren hat es weltweit immer wieder akute Probleme mit der Rohstoffversorgung gegeben – zum Beispiel bei Lösungsmitteln. Die Preise sind teilweise explodiert, und das zeigt auch: Je unabhängiger wir von Primärressourcen werden und je mehr wir schon im Kreislauf befindliche Rohstoffe verwenden können, desto effizienter und stabiler wird unser Wirtschaften. Nahezu jede Ressource ist endlich und schlussendlich ist aus unserer Sicht eine dauerhaft zukunftsfähige und damit nachhaltige Lösung nur mit Kreislaufwirtschaft zu erzielen.
Aber man muss schon auch sagen, dass es noch enorme Hürden gibt – es braucht einerseits massive Forschung und Entwicklung in Richtung kreislauffähiger Produkte und Prozesse, ein gesellschaftliches Umdenken, damit die Kunden bewusst auf Wiederverwertung achten, und es benötigt auch eine Transformation der Infrastruktur. Diese Dinge brauchen ihre Zeit, aber das ist kein Grund, nicht heute damit anzufangen.
Von welchen Hürden sprechen wir hier konkret?
Ein Beispiel ist das Thema: Wie trenne ich die Komponenten am Ende des Lebens wieder auf? Abschleifen, Abhobeln oder Sandstrahlen, da braucht es noch bessere Methoden. Und auch die flüssigen Lackreste könnten wiederverwendet werden: Hier bräuchte man Verfahren, um Komponenten effizient aufzutrennen und die Rohstoffe wieder zu gewinnen.
Zur Person
Matthias Glätzle ist Leiter der Zentrale Forschung & Entwicklung bei Adler Lacke. Das Schwazer Unternehmen wird auf der aktuell stattfindenden Circular Design Week Tirol als Best-Practice-Beispiel für Kreislaufwirtschaft präsentiert.