Mittwoch, 18.9., ist internationaler Tag des Respekts. Dass es dabei nicht nur um soziale Aspekte geht, weiß Bewusstseinstrainerin Daniela Hekel. Im Interview erklärt die Co-Gründerin des Vereins Hand aufs Herz, warum Respekt auch Wirtschaftsfaktor ist.
Heute ist Tag des Respekts. Ist Respekt ein relevanter Faktor in der Arbeitswelt?
Ja, er beeinflusst nicht nur das Betriebsklima, sondern auch sämtliche Entscheidungen, Handlungen und somit auch Ergebnisse im Unternehmen. Respekt stärkt das Vertrauen, fördert die Motivation und verbessert die Zusammenarbeit. Hier ist allerdings zu erwähnen, dass es zwei unterschiedliche Formen von Respekt gibt: vertikalen Respekt, der sich auf die Anerkennung von Fachwissen, Erfahrung und Positionen und mehr bezieht, und horizontalen Respekt, der alle Mitarbeitenden auf Augenhöhe betrachtet, unabhängig von ihrem Status. In einem gesunden Arbeitsumfeld müssen beide Formen gelebt werden.
Herrscht in Tiroler Unternehmen ausreichend generationenübergreifende gegenseitige Wertschätzung?
Generationenübergreifende Wertschätzung ist eine Herausforderung, die sehr viele Unternehmen betrifft - auch in Tirol. Hier braucht es verstärktes Interesse, die jeweils andere Generation besser verstehen zu wollen. Respekt bedeutet in diesem Zusammenhang, neugierig zu sein auf die Hintergründe, Geschichten und Motive, die zu bestimmten Meinungen und Entscheidungen führen. Das setzt voraus, zuhören zu können und auch hier wieder zu wollen. Aktives Zuhören hat sehr viel mit Respekt zu tun und kann viele Probleme lösen.
Wo liegen dort die größten Reibungsflächen?
Die größten Reibungsflächen entstehen durch fehlendes Interesse und Unwissenheit gegenüber der „anderen“ Generation. Oftmals basieren unsere Vorstellungen auf festen Bildern im Kopf, die der Realität nicht entsprechen. Das zeigt sich in Erwartungen junger Menschen gegenüber traditionellen Arbeitsweisen genauso wie in der mangelnden Anerkennung neuer, moderner Ansätze durch ältere Generationen. Unterschiedliche Werte und Kommunikationsstile führen zusätzlich zu Missverständnissen.
Hat das negative Konsequenzen?
Ja, mangelnder Respekt und fehlendes Interesse führen dazu, dass Chancen auf Lösungsfindung verpasst werden und blockieren wertvolle Potenziale. Wer sich nicht für andere Sichtweisen öffnet, verschließt sich neuen Chancen und Möglichkeiten. Konflikte, Missverständnisse und Ineffizienz sind die Folge und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit geht zunehmend verloren, was langfristig die Unternehmensleistung und somit die Ergebnisse beeinträchtigen kann. Außerdem schadet es dem Betriebsklima.
Was kann getan werden, um dem entgegenzuwirken?
Es braucht mehr Offenheit, Kreativität und gleichzeitig eine stärkere Bewusstseinsbildung. Selbstrespekt ist ein erster wichtiger Schritt. Ein Unternehmen, das darauf achtet, dass MitarbeiterInnen eine gute, respektvolle Beziehung zu sich selbst pflegen, schafft die Basis für ein respektvolles Miteinander. Denn wer sich selbst schätzt, kann auch anderen offener und wertschätzender begegnen. Workshops, Trainings und Methoden können helfen, Schritt für Schritt wichtige Werte wie Respekt zu fördern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person:
Daniela Hekel ist Trainerin für Werte und Bewusstseinsbildung und befasst sich mit Themen wie Selbstwert und Persönlichkeitsentwicklung. 2021 hat sie mit Hand aufs Herz einen Verein mit-gegründet, der sich für mehr gegenseitigen Respekt in der Gesellschaft einsetzt.
Der Verein:
Hand aufs Herz entstand ursprünglich, um dem Trend fehlender Wertschätzung gegenüber Blaulichtorganisationen entgegenzuwirken. Mittlerweile verfolgt der Verein aber das deutlich breitere Ziel einer ganzheitlichen Bewusstseinskampagne, mit der Jugendliche ebenso wie Unternehmen und Bildungseinrichtungen erreicht werden sollen, um Wertschätzung, Selbstwert und den respektvollen Umgang miteinander zu fördern. Dazu werden Trainings, Workshops und mehr angeboten.