Sie sind seit Mai Bürgermeisterin in Mils. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Die Arbeit auf Gemeindeebene ist die unmittelbarste Form von Politik. Jedes Thema ist sofort sichtbar. Kritik und Lob kommen viel direkter. Das macht dieses Amt so attraktiv. Man lernt, Entscheidungen sehr bewusst, im direkten Austausch mit den Menschen und mit der Bereitschaft zum persönlichen Dialog zu treffen. Führungsqualität, ein gutes Netzwerk und Freude am Gestalten sind die eine Sache. Daneben braucht es aber auch den direkten Kontakt mit den Menschen und die Fähigkeit, zuhören zu können.
In welchem politischen Amt sehen Sie sich in fünf Jahren?
Vor allem in der Politik sind es die Menschen, die mit ihrer Zufriedenheit mit der geleisteten Arbeit mitentscheiden, wohin die politische Laufbahn führt. Voraussetzung dafür ist daher immer solide Arbeit. Man muss für die Menschen greifbar und bodenständig bleiben. Von daher ist es letztlich auch egal, auf welcher Ebene man politisch tätig ist. Es geht darum, für die Gesamtheit Verantwortung zu übernehmen und sich selbst als Teil des Ganzen zu verstehen. Als Bürgermeisterin und Landesgeschäftsführerin des Tiroler Wirtschaftsbundes bin ich nicht nur auf Gemeindeebene, sondern auch landesweit ein Teil dieses großen Ganzen.
Muss die Tiroler Politik weiblicher werden?
Solange wir darüber reden müssen, ob jemand in einer Position männlich oder weiblich ist, haben wir die Gleichberechtigung nicht erreicht. In meiner beruflichen Heimat, dem Tiroler Wirtschaftsbund, ist das weniger und weniger ein Thema. Hier haben wir auf allen Ebenen beeindruckende Frauen. Nationalrat Franz Hörl hat mich als erste Landesgeschäftsführerin Österreichs in den Wirtschaftsbund geholt. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass Politik weiblicher wird.
Was begeistert Sie?
Mich begeistert, mit welchem Engagement, welcher Leidenschaft und auch Direktheit ich in meiner Arbeit als Geschäftsführerin im politischen Umfeld und als Bürgermeisterin von den Menschen konfrontiert werde. Im Wirtschaftsbund haben wir über 200 Ortsgruppen und tausende FunktionärInnen und Mitglieder vor Ort, die sich für Tirol einbringen. Dieser oft im Ehrenamt betriebene Einsatz ist die Basis dafür, unser Zusammenleben gemeinsam zu gestalten. Das verbindende Element, das die Politik erzeugen kann, ist einzigartig, und das verstehe ich auch als meinen Auftrag.
Was würden Sie in Tirol verändern?
Ich glaube nicht, dass sich Tirol verändern muss. Wir müssen uns aber weiterentwickeln. Es ist mir eine Ehre, als Bürgermeisterin und Wirtschaftsbund-Landesgeschäftsführerin an dieser Weiterentwicklung des Landes mitzuarbeiten.
Zur Person
Daniela Kampfl ist seit 2016 Landesgeschäftsführerin des Wirtschaftsbund Tirol und seit Mai 2021 Bürgermeisterin in Mils. Sie studierte am MCI Wirtschaft und Management und arbeitete vor ihrem Wechsel in die Politik in der Tiroler Privatwirtschaft.