Gestern lud die Tiroler Tourismusbranche zum traditionellen Bilanzfrühstück der Wintersaison in die Geislerei nach Innsbruck. Anders als in den Vorjahren fiel der Rückblick verhalten aus. Und auch sonst gab es reichlich Gesprächsstoff.
Erstmals seit Langem muss sich Tirols Tourismus mit einem kleinen Dämpfer zufriedengeben: Rund 24,1 Millionen Nächtigungen bedeuten in dieser Saison ein Minus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den Ankünften gab es einen leichten Rückgang von 0,8 Prozent auf 5,5 Millionen. Dennoch sprach Landesrat Mario Gerber von einem „starken Ergebnis“. Hoffnung setzt man zudem auf den April, der dank des späten Ostertermins noch eine neutrale Gesamtbilanz ermöglichen könnte.
Nach der Präsentation der Zahlen und der Analyse der Herausforderungen – etwa der Schneemangel in der zweiten Saisonhälfte, die Zunahme kurzfristiger Buchungen sowie ein insgesamt sparsameres Gästeverhalten – sorgten zwei weitere Themen im Anschluss für ordentlich Gesprächsstoff.
1. Tourismusplattform F.acT
Im Raum stand die Kritik an der kürzlich vorgestellten Daten-Tourismusplattform F.acT: Grünen-Nationalrätin Barbara Neßler, Neos-Klubobfrau Birgit Obermüller, der stellvertretende Landesumweltanwalt Walter Tschon sowie der Österreichische Alpenverein zeigten sich bereits in den vergangenen Wochen wenig überzeugt von der Umsetzung.
Landesrat Mario Gerber ließ sich davon aber nicht beirren und meinte bei der Pressekonferenz: „Dass der Diskurs überhaupt in Gang kommt, bestärkt mich nur“. Er verwies auch darauf, dass die Plattform erst seit zwei Monaten in Betrieb ist. Derzeit gehe es vor allem darum, verlässliche Daten zu sammeln und Grundlagen zu schaffen. Da stellt sich nur noch die Frage: Hätte das nicht schon vor dem Start geschehen sollen?
2. BürgerInnenbefragung in Going
Zweiter Diskussionspunkt war die Einbindung der Bevölkerung in ein großes touristisches Bauprojekt: In Going steht eine heikle Entscheidung an: Ein großes Hotel soll her – als Rettungsanker für die Bergbahnen in Going und Ellmau. Aufgrund der hohen Sensibilität der Thematik möchte die Gemeinde aber lieber zuerst die Bevölkerung um Zustimmung fragen. Doch genau das sorgt für Zündstoff. KritikerInnen stellen in Frage, ob eine breite Bürgerbefragung das richtige Mittel ist, um über ein Projekt mit solcher Tragweite zu entscheiden.
Tourismuslandesrat Mario Gerber zeigte sich beim Rede-Antwort-Spiel während der Pressekonferenz zwar nicht abgeneigt, aber auch nicht begeistert: „Wenn man meint, die Bevölkerung befragen zu müssen, dann ist das sicher okay.“ Einen Seitenhieb auf notorische Neinsager konnte er sich aber dennoch nicht verkneifen: „Wer nur blockiert, verliert auf Dauer“.
Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung, bringt zum Schluss noch ein Beispiel in die Diskussion ein: In der Osttiroler Gemeinde Kals sei ein ähnliches Großprojekt zum Gamechanger geworden – Hotel, Bergbahnen und die ganze Region hätten profitiert. „Man muss das Ganze sehen: Wie entwickeln sich die Bergbahnen ohne Hotel? Und wie mit?“ Eine einfache Antwort gebe es jedenfalls nicht.