Vor Kurzem – pünktlich zur Ski WM in Saalbach Hinterglemm – wurde eine Umfrage zum Ski- und Snowboardsport in Österreich präsentiert. Vitalpin, die Vereinigung von im Tourismus aktiven Unternehmen in Tirol, Salzburg, Vorarlberg, Südtirol, Graubünden und Bayern, hat die Ergebnisse analysiert und verweist auf eine gänzlich andere Faktenlage, appelliert zur Sachlichkeit und zur richtigen Interpretation von Daten. Die von Vitalpin eingeholten Zahlen bei zahlreichen Verbundkarten zeigen das Gegenteil. Es stehen sogar mehr Kinder und Jugendliche auf den Skipisten.
Eine Kernaussage der im Dezember 2024 im Auftrag der Ketchum Publico für Mastercard österreichweit durchgeführten Umfrage: aktuell würden immer weniger Menschen Ski fahren. Die Botschaft ist durchaus negativ und sorgt für falsche Annahmen. Denn von einem Rückgang kann man hierzulande jedenfalls nicht sprechen, sondern von einer Zunahme.
Vitalpin verweist auf eine Erhebung der Manova für den Fachverband der Wirtschaftskammer Österreich (Quelle Skipotentialanalyse der DACH Länder). Demnach gehen 39 Prozent der 14- bis 70-Jährigen Ski fahren. Bei den 14- bis 35-Jährigen sind es sogar rund 50 Prozent. Andere Statistiken zählen in Österreich 2,96 Millionen Skifahrer zwischen 6 und 80 Jahren. Dies entspricht - wie in der Umfrage - rund einem Drittel der Gesamtbevölkerung. Diese Zahl wiederum deckt sich aber auch mit allen Umfragen aus früheren Jahren. Vor mehr als 30 Jahren, 1992, lag der Anteil der SkifahrerInnen österreichweit bei knapp 33 Prozent, bei allerdings nur 7,8 Millionen EinwohnerInnen. Das entsprach knapp 2,6 Millionen SkifahrerInnen, also fast 400.000 weniger als heute. Das Freizeitangebot ist im Vergleich zu jenem vor 30 Jahren jedoch stark gewachsen. Dennoch hält sich die Beliebtheit des Skisports zumindest auf dem gleich hohen Niveau.
Das zeigt auch eine Vitalpin-Abfrage. Die Tirol Regio Card hat für die Saison 2024/2025 um 25 Prozent mehr Tickets verkauft als in der Vorsaison. Damit sind 20.000 Tirol Regio Cards verkauft worden. Die Hälfte der Neukunden ist auf Tiroler zurückzuführen. „Kinderkarten machen ein Drittel der verkauften Tickets aus. Wir wollen wieder mehr Kinder auf die Ski bekommen, deshalb haben wir hier einen besonders günstigen Preis“, sagt Franz Dengg, Geschäftsführer der Tiroler Zugspitzbahn. Die Kinder-Jahreskarten wurden für rund 100 Euro verkauft, sofern ein Familienmitglied ein Erwachsenen-Ticket erworben hat.
Das Freizeitticket Tirol hat im laufenden Jahr 63.000 Tickets verkauft, davon knapp 60.000 an die Bevölkerung im Großraum Innsbruck. „Vor 20 Jahren haben wir im Großraum Innsbruck mit dem „Großraumticket Innsbruck“, einer Wintersaisonkarte mit 10 Skigebieten, ca. 7.000 Tickets verkauft. Das Freizeitticket Tirol trägt dazu bei, dass Kinder und Jugendliche auch weiterhin den Skisport ausüben. Das spezielle Angebot des Freizeitticket Tirol ist wichtig, damit sich ca. 15.500 Kinder und Jugendliche auch im Sommer mit Wandern, Biken und Schwimmen fit halten und so eine ideale Voraussetzung für das Skifahren im Winter schaffen“, sagt Thomas Schroll, Vorsitzender Freizeitticket Tirol.
Die Snow Card verzeichnete ein Plus von 21 Prozent im Vergleich zur Vorsaison bei den
Verkaufszahlen. „Das bedeutet auch, dass wir noch nie so viele Snow Cards verkauft
haben“, informiert Hansjörg Kogler, Vorsitzender der Snow Card Tirol. Auch hier zeigt
sich, dass mehr junge Menschen auf der Piste stehen. Der Anteil von Kinder- und
Jugendkarten zusammen beträgt heuer 24,03 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 20,8Prozent.
Bemerkenswert: In der aktuellen Saison 2024/2025 kauften fast gleich viele Tiroler eine
Snow Card wie im letzten Winter 2023/2024. Und auch ein Blick zurück zeigt, dass es zu
keinem Rückgang kam: In der Saison 2014/2015 waren die Verkaufszahlen bei den
Tirolern fast ident wie heute. Eine Auswertung verschiedener Saisonkarten aus dem
Zillertal zeigt ebenso, dass in den vergangenen drei Jahren jeweils mehr Saisonkarten
als noch in den Jahren vor der Corona-Pandemie abgesetzt wurden.
Bei der Superskicard stiegen die Verkaufszahlen leicht. Der Anteil an Kinderkarten ist von 11,7 Prozent auf 12,3 Prozent gewachsen. Die Ortler Ski Arena aus Südtirol meldet, dass die preislich heuer besonders günstige Saisonkarte für Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren zusätzlich 1.000 (!) Mädchen und Buben auf die Skipisten gebracht habe. Der Montafon Brandnertal WildPass verzeichnet in der aktuellen Saison bei den Gesamtverkäufen eine Steigerung von 3,5 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. Laut der Mastercard-Studie würden aufgrund der höheren Preise jedoch immer weniger Österreicher Ski fahren gehen. „Oft heißt es, dass Skifahren zu teuer sei. Die Statistik und Praxis zeigen jedoch etwas anderes. Auf den Pisten merkt man nichts von einem Rückgang“, fügt Kogler an.
Skitourismusforscher Günther Aigner betont die Beliebtheit des Skisports.
Aktuell gebe es 135 Millionen Skifahrer weltweit - mehr als jemals zuvor in der Geschichte. Aigner hat diese Aussage gemeinsam mit dem Schweizer Forscher Laurent Vanat formuliert. Der Schweizer Experte Vanat gibt in seinem jährlichen Branchen-Report die Anzahl der Skifahrer in der Schweiz mit 35 Prozent, in Österreich mit 34 Prozent und in Deutschland mit 18 Prozent an. In Südtirol hat das Landesstatistikamt erhoben, dass 22 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 80 Jahren Ski fahren, wobei der Anteil bei den 18- bis 39- Jährigen mit knapp 30 Prozent am höchsten ist. Rechnet man Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren dazu, dürfte man auch in Südtirol also bei etwa einem Drittel aktiver alpiner Wintersportler liegen.
Zurück zur Umfrage, in der Vitalpin weitere Ungereimtheiten festgestellt hat. So sei Skifahren für lediglich knapp 18 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ab dem sechsten Lebensjahr eine beliebte Freizeitaktivität, womit die statistischen Daten halbiert sind.
Gründe für den scheinbaren Rückgang auf Skipisten seien vor allem die hohen Kosten. Zumeist wurden laut Studie Liftkartenpreise genannt. An dieser Stelle muss angemerkt werden: Häufig werden nur die Preise besonders großer Skigebiete herangezogen und präsentiert. Diese sind selbstverständlich höher als bei kleinen Skigebieten mit weniger Pistenkilometern. Daher gehört betont, dass man für Familien sehr viele gute, leistbare Angebote finden kann. Wie u.a. die erwähnten Verbundkarten oder Saisonkarten in den verschiedenen Regionen.
Es wird bei der Umfrage zudem nicht zwischen Tages- und Urlaubsgästen unterschieden. Immerhin rund 17 Prozent gaben an, dass Skigebiete zu weit weg seien - fast 40 Prozent der Befragten kommen aus Wien und Niederösterreich. Kosten für die Anreise (14,5 Prozent), Unterkünfte (34 Prozent) und sonstige Ausgaben (u.a. Gastronomie mit 14 Prozent) werden hier aber nicht einbezogen. Fakt ist, dass der Skipass nur 16 Prozent der Gesamtkosten im Schnitt aller Skitage ausmacht. Die hier genannten Zahlen stammen von einer Erhebung „Wertschöpfung Seilbahnen 2022/2023“ der Manova.
Eine Jugendstudie von Bernhard Heinzlmaier zeigt, dass Skifahren weiterhin beliebt ist: 25 Prozent der 14- bis 29-Jährigen fühlen sich vom Wintertourismus angesprochen, und von diesen favorisieren ca. 50 Prozent Skifahren als Wintersport. Bei der Konklusion wurde auf das Ost-West-Gefälle keine Rücksicht genommen, dabei ist dies relevant, wie Tourismusforscher in seriösen Medien immer wieder zitiert werden. „Es liegt aber auf der Hand, dass die Barrieren in Westösterreich mit den Skigebieten quasi vor der Haustür niedriger sind als im Osten. Dort kann man schnell für zwei Stunden Skifahren gehen und braucht nur eine Viertel- oder halbe Stunde, um im Skigebiet zu sein. Zudem ist Skifahren für die dort ansässige Bevölkerung im Verhältnis günsGger, weil Übernachtungskosten wegfallen und weil es gemessen an den Preisen für Tagesgäste vergleichsweise günsGge Saisonskipässe gibt.“ (Quelle: Der Standard, 2024)
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