Die Wohnungsbaukrise spitzt sich zu: Steigende Preise, strenge Kreditauflagen und ein Mangel an Neubauten machen Wohnraum für viele unerschwinglich. Markus Huber gibt Einblick in die aktuelle Lage und mögliche Lösungsansätze.
Herr Huber, wie ist die aktuelle Situation im Wohnungsbau?
Wohnraum ist für viele derzeit unerschwinglich. Ein Grund dafür ist die KIM-Verordnung, die es vielen erschwert, Eigentum zu schaffen. Sprich: 20 Prozent Eigenkapital, maximal 35 Jahre Laufzeit, Raten nicht über 40 Prozent des Einkommens. Gleichzeitig werden zu wenig Wohnungen gebaut, um den Bedarf in Zukunft zu decken. Selbst GutverdienerInnen können momentan oft keine Wohnung kaufen, weil die strengen Vorgaben es nicht zulassen. Auf der anderen Seite sind die Mieten stark gestiegen, was das Ganze noch verschärft: Es ist nicht nur volkswirtschaftlich problematisch, sondern vertieft auch die soziale Kluft.
Gibt es Steuerungsinstrumente, um diese negative Entwicklung zu stoppen?
Das Auslaufen der KIM-Verordnung im Sommer 2025 stimmt die Branche vorsichtig positiv. Es bleibt aber abzuwarten, ob die Banken tatsächlich freier agieren werden. Obwohl die strengen Prüfungen nicht mehr verpflichtend sind, müssen sie die Regelungen dennoch im Blick behalten. Ein spannender Punkt wird auch sein, wie Banken im Rahmen der Basel-IV-Vorgaben (Mindestrisikogewichtung von 72,5 Prozent) mit Bauträgern umgehen.
Eine entscheidende Rolle spielt hier sicher die Politik. Es reicht nicht, die gemeinnützigen Bauträger zu unterstützen. Stattdessen müssen die Kriterien für die Wohnbauförderung und die Sanierungsrichtlinien überarbeitet werden. Ein Blick auf andere Bundesländer wie zum Beispiel Vorarlberg zeigt, dass es funktionierende Modelle gibt, von denen man lernen könnte. Auch die Gemeinden sind zum Handeln aufgefordert: Die derzeitige Strategie des Landes setzt zwar auf Verdichtung und bodensparendes Bauen, doch vielerorts werden die Baudichten gesenkt. Das führt zu höheren Wohnraumkosten, da die Anschaffungskosten für das Grundstück auf weniger geschaffene Wohnfläche umgelegt werden müssen.
Was passiert langfristig, wenn sich nichts ändert?
Bleibt die Wohnbautätigkeit weiter aus, wird das bestehende Wohnraumdefizit die Preise in die Höhe treiben. Einige Bauträger werden das nicht überleben, genauso wie viele Betriebe aus der Bau- und Baunebenbranche. Das bedeutet weniger Wertschöpfung und mehr Arbeitslosigkeit.
Familien bleiben in der Mietfalle stecken. Weil die Mieten hoch sind, können sie kaum Eigenkapital ansparen, um sich später Eigentum leisten zu können. Das verschärft die gesamte Situation noch weiter.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person:
Der studierte Immobilienmanager Markus Huber ist seit 2020 Geschäftsführer des Bauträgers Wohnpuls. Neben seiner Tätigkeit in der Immobilienbranche verfügt er über Berufserfahrung in der Bauindustrie und Politik.