Moderne Behandlungskonzepte nutzen PatientInnen, sind nachhaltig und schonen Ressourcen. Tirol nimmt hier seit Jahren eine Vorreiterrolle ein, zum Beispiel mit Herzmobil. Mit dem letzten großen Projekt auf der Kinderonkologie konnte jetzt ein neues und weltweit einzigartiges Telemedizinisches Konzept erfolgreich etabliert werden.
„Digital vor ambulant vor stationär, so lautet unser Motto, das in Tirol schon seit längerem gelebte Realität ist“, berichtet Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele, „und ich bin der tiefen Überzeugung, dass das auch der richtige Weg ist, wenn wir an die zukünftige Entwicklung unseres Gesundheitssystems denken.“ Wobei die Ressourcenschonung für den Medizinischen Geschäftsführer der Tirol Kliniken, Christian Haring, nicht im Vordergrund steht: „Es ist natürlich ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt aber für mich steht der PatientInnen-Nutzen ganz vorne“, erklärt Haring „und wenn ältere Menschen mit chronischen Herzerkrankungen nicht laufend zur Kontrolle in die Klinik müssen, sondern zu Hause engmaschig überwacht werden können, dann profitieren davon vor allem die Betroffenen, wie es zum Beispiel beim Herzmobil der Fall ist“.
Zu Hause statt in der Ambulanz
Ein relativ neues Projekt aus dem Bereich der Telemedizin unterstützt Kinder mit Krebserkrankungen und deren Familien. Das Team der Kinderonkologie der Innsbrucker Kinderklinik betreut neben PatientInnen aus Tirol auch krebskranke Kinder aus Vorarlberg und Südtirol. Teilweise verbringt eine Familie aus Südtirol über den Behandlungszeitraum ihres Kindes hinweg etwa 100 Stunden im Auto, um zu Kontrollen nach Innsbruck zu fahren. Für viele eine zeitliche und finanzielle Belastung. Das ist jetzt zu einem großen Teil Geschichte.
Kindgerechte Handy-App statt stundenlanger Autofahrten
„Wir wollten unseren PatientInnen eine Stimme geben“, fasst es Roman Crazzolara, Projektleiter und Oberarzt auf der Kinderonkologie sehr treffend zusammen. Das Ergebnis ist die Handy-App eProtect zur Therapiebegleitung, die für Kinder einige Funktionen bietet, vor allem aber eine sehr persönliche Einschätzung über das aktuelle Befinden ermöglicht. Dazu kommt eine datensichere Video-Funktion mittels der die regelmäßigen Kontrolltermine jetzt online stattfinden können. Eventuell notwendige Laboruntersuchungen werden von regionalen Krankenhäusern oder niedergelassenen Kinder- oder HausärztInnen übernommen und direkt an die Kinderonkologie geschickt. „‘Patient reported outcome‘ ist der Fachausdruck und wir in der Kinderonkologie sind vom Erfolg des Projekts begeistert. Wir haben bereits tausende Videosprechstunden abgehalten und die Familien sind hochzufrieden“, berichtet Crazzolara, der bei gewissen Diagnosen jedem Kind und jeder Familie die Möglichkeit der Video-Sprechstunde anbieten kann.
Das Projekt wird zur Qualitätskontrolle mit einer Studie begleitet und die bisherigen Zahlen sind exzellent. „Wir sind das erste Krankenhaus weltweit, das so ein System im täglichen Einsatz hat, weshalb wir aktuell neben zahlreichen Veröffentlichungen auch rund um die Welt unterwegs sind, um es vorzustellen“, erzählt Roman Crazzolara nicht ohne Stolz.
Auch nicht zu unterschätzen ist der positive Effekt auf die Umwelt. Pro PatientIn können mehr als 5.000 Kilometer An- und Abfahrtswege eingespart werden, was bisher eine Reduktion von ca. 2 Tonnen CO2 bedeutet. Für Familien ist das neue Konzept aber auch eine finanzielle Erleichterung von ca. 2.300 Euro (Treibstoff, Übernachtungen…).
„Wir sehen an diesem Beispiel, was Digitalisierung und Telemedizin ganz konkret PatientInnen, sowie deren Familien bringen kann“, so Cornelia Hagele abschließend, „weshalb wir von Seiten des Landes auch weiterhin voll hinter innovativen digitalen Konzepten stehen, wenn sie so einen positiven Effekt haben, wie in diesem Fall.“