Was investiert Siemens in seine Auszubildenden?

Gerhard Zummer: Insbesondere bei den technischen Ausbildungen gehen wir weit über das Niveau der Ausbildungsordnung hinaus. Wir investieren all das in die Ausbildung, was von jungen Mitarbeitenden anschließend im Job erwartet wird. Um dies zu erreichen, haben wir bei Siemens unsere Ausbildungszweige deutlich weiterentwickelt: Seit 1921 ist Siemens Ausbildungsbetrieb, in diesen gut 100 Jahren wurden aus einer Handvoll Möglichkeiten 17 Lehrberufe und verschiedene Ausbildungsmodelle landesweit. Eine breite Palette, da ist für jedes Wechselszenario aus der Schule etwas dabei. Etwa die klassische Lehre für Absolvent:innen der neunten Schulstufe wie für Maturantinnen und Maturanten, der ausbildungsbegleitende Maturakurs und seit ein paar Jahren das Studium parallel zur Ausbildung: Berufsabschluss plus Bachelor in gerade einmal drei bis vier Jahren.

Welche Bedeutung hat die Lehrausbildung für Ihr Unternehmen?

Gerhard Zummer: Wir bei Siemens sind von der Ausbildung überzeugt! Die Vorteile für junge Menschen liegen auf der Hand. Trotzdem können wir immer wieder Ausbildungsstellen nicht besetzen, weil es zu wenige oder nicht die passenden Bewerberinnen und Bewerber gibt. Wir werden nicht müde, die Vorteile einer Ausbildung zu nennen und junge Menschen dafür zu begeistern. Eine firmeninterne Fachkräfteausbildung versetzt jedes Unternehmen in die Lage, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir müssen der Ausbildung einen viel höheren Stellenwert einräumen und für Maturant*innen als Alternative zum Studium positionieren.

Was sollte unternommen werden, um den Wert der Lehre in der Öffentlichkeit zu heben?

Gerhard Zummer: Auch die Lehrinhalte ändern sich, schließlich habe das Berufsbild der Lehre in den vergangenen Jahren einen starken Wandel erfahren, die Bedürfnisse des Marktes und der Einsatz neuer Technologien führen zu neuen Berufsbildern und Kompetenzen. Oft bestünden falsche Vorstellungen davon, was auf Lehrlinge zukommt. Vieles hat sich in eine digitalisierte, automatisierte Welt verlagert. Die Jugendlichen schleppen nicht mehr den schweren Werkzeugkoffer, die gehen mit dem Laptop beispielsweise zur Fertigungsstraße und spielen Software ein. Bei Metallberufen beginnt man beim Schweißen nicht mehr in der heißen Schweißkabine, sondern mit dem Virtual-Reality-Schweißgerät. Und es komme immer weniger auf körperliche Kraft an. Daher versuchen wir, verstärkt Mädchen in die Ausbildung zu bringen. Schließlich sind das Tätigkeiten, die junge Frauen ganz klar machen können.

Aber wie erfahren potenzielle Lehrlinge, wie sich die Verhältnisse an den Ausbildungsplätzen ändern?

Gerhard Zummer: Wir müssen den zuständigen Pädagoginnen und Pädagogen einen Einblick geben, was in den einzelnen Lehrberufen passiert. Zudem haben wir begonnen, sich für die Schülerinnen und Schüler selbst zu öffnen. Aber nicht, indem wir dort einen Vortrag halten, wie cool das bei uns ist. Wir müssen die Schulen zu uns holen und ihnen zeigen, wie die Arbeit aussieht. Regelmäßig laden wir ganze Klassen ins Unternehmen ein, um für einen halben oder einen ganzen Tag zu „arbeiten": kleine Roboter programmieren etwa oder einfache Übungen zu Künstlicher Intelligenz oder Virtual Reality. Das hat sich bewährt, weil sich die Jugendlichen dann wirklich etwas vorstellen können.

Wie schwer ist es, geeignete Fachkräfte zu finden und welche Bedeutung haben Leistung und Fleiß heute in der Gen Z?

Gerhard Zummer: Es liegt wohl eher am – zu Unrecht – noch schlechten Ruf der Lehre, dass wir nicht jedes Jahr alle Stellen besetzen können. Wir versuchen mit Modellen wie etwa dem ausbildungsintegrierten Studium Anreize zu schaffen, sich für eine Ausbildung zu begeistern. Die Gen Z ist eine ebenso fleißige und leistungsstarke Generation wie die vor ihnen – hat aber Bedürfnisse, denen wir entgegenkommen sollten und müssen. Dazu zählt der Wunsch nach Freizeit und einer geregelten Work-Life-Balance. Dem kommen wir mit unter anderem freien Fenstertagen, der Möglichkeit von Home Office und einer flexiblen Arbeitszeit gerne entgegen.

• 2013
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• 111-Jahre-Jubiläum Siemens in Tirol
• Eröffnung des heutigen Standortes in Innsbruck; Zertifikatsverleihung "Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb"
• Beginn der Lehrlingsausbildung
• Erster Siemens-Standort in Innsbruck