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Lehrlingsausbildung in Zeiten der Corona-Krise

Lehrlingsausbildung in Zeiten der Corona-Krise

In Tirol wird derzeit fieberhaft an der schrittweisen Rückkehr zum Normalbetrieb in der Lehrlingsausbildung gearbeitet.

Wochenlanger Betriebsstillstand in vielen Tiroler Branchen, fehlende Praxis im eigenen Unternehmen und Veränderungen im Unterricht in den Fachberufsschulen und der Durchführung der Lehrabschlussprüfungen (LAP) – wie alle anderen Arbeitnehmer waren auch die gut 11.000 Lehrlinge, die derzeit in Tirol eine Ausbildung machen, massiv von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise betroffen. Damit sie nicht zu einem stigmatisieren Jahrgang werden, galt es von Seiten der Verantwortlichen der Tiroler Lehrlingsausbildung innerhalb kürzester Zeit Lösungen zu entwickeln, wie die betroffenen jungen Menschen ihre Ausbildung erhalten und Lehre abschließen können.

DIE FACHBERUFSSCHULEN

Parallel zu den anderen Schultypen durfte auch an den Tiroler Fachberufsschulen ab 16. März 2020 nicht mehr im Präsenzunterricht gelehrt werden. Von einem auf den anderen Tag musste der Unterricht auf „Distance Learning“ umgestellt werden und Schüler mussten von zuhause aus, am Computer, ihre fachliche Ausbildung absolvieren. Während die Unterweisung in den theoretischen Fächern nach einer kurzen Übergangsphase schnell in digitaler Form stattfinden konnte, war dies bei den Unterrichtseinheiten in den praktischen Fächern nicht in gewohnter Form möglich: „Ein Elektriker muss auf der Baustelle etwas machen können, ein Verfahrenstechniker im Labor, das ist am Computer oder über digitale Lernplattformen nicht oder nur im geringsten Maß nachvollziehbar“, erklärt Landesschulinspektor Roland Teissl, der in der Tiroler Bildungsdirektion für die Berufsschulen zuständig ist. Trotzdem wurde versucht, den Schülern durch praxisbezogene Aufgabenstellungen und Arbeitsaufträge weiterhin die praktische Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für ihren Arbeitsalltag als zukünftige Fachkräfte in ihren Betrieben benötigen.

STUFENWEISE RÜCKKEHR ZUM PRÄSENZUNTERRICHT

Ab 18. Mai 2020 konnten die ersten Schüler an die Tiroler Berufsschulen zurückkehren. Dies betraf laut Verordnung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vorerst die Abschlussklassen, damit sich diese Lehrlinge auf ihre bevorstehende Lehrabschlussprüfung vorbereiten können. Wie in allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, wird auch der Präsenzunterricht in den Berufsschulen unter Einhaltung der gesetzlichen Schutzmaßnahmen und Hygienebestimmungen stattfinden. Um den geforderten Abstand in den Unterrichtsräumen gewährleisten zu können, werden die Klassen geteilt und getrennt voneinander unterrichtet, wie Teissl erläutert: „Ein Teil der Klasse wird in den geraden Wochen anwesend sein, der andere Teil in den ungeraden. Die nicht anwesenden Schüler bekommen Arbeitsaufträge mit nach Hause, die dann nach einer bestimmten Deadline beim Lehrer abzugeben sind.“

KLARE PRIORITÄTEN

Beim Inhalt des Unterrichts müssen in dieser Zeit noch Einschränkungen gemacht werden, so Teissl: „Natürlich werden wir den Stoff einschränken müssen. Bei den Abschlussklassen werden wir uns auf Lehrinhalte konzentrieren, die für die LAP relevant sind. Bei anderen Klassen haben wir ein oder zwei Jahre Zeit, um Versäumtes nachzuholen.“ Die restlichen Schüler der Fachberufsschulen werden ab 3. Juni wieder im gewohnten Präsenzunterricht betreut werden. Auch hier gilt, dass Schüler nach Dringlichkeit ihrer Ausbildung gereiht werden. Zuerst Internatsschüler, die während ihrer Ausbildung in Schülerheimen untergebracht werden müssen, dann die Schüler der zweiten und ersten Klassen. Das Land Tirol als Schulerhalter ist sehr bemüht, möglichst alle Lehrlinge, die einen Heimplatz benötigen, unterzubringen.

DIE LEHRABSCHLUSSPRÜFUNG

Auch bei der Durchführung der Lehrabschlussprüfungen kam es aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise zu massiven Einschränkungen. Nach dem 13. März konnten vorerst keine Prüfungen mehr stattfinden, wie sich Hansjörg Steixner, Leiter des Prüfungsservices an der Wirtschaftskammer Tirol (WKT) erinnert: „Am Anfang mussten wir wöchentlich die Prüfungstermine verschieben, denn wir wussten nicht, wie lange wir keine Prüfungen abhalten können. Im April warteten tirolweit circa 500 Lehrlinge auf ihren Termin.“

ONLINE-FACHGESPRÄCHE

Schnell wurde den Verantwortlichen klar, dass auch sie einen Weg finden mussten, zumindest denjenigen Kandidaten, die noch vor dem Beginn der Quarantänemaßnahmen ihre praktische Prüfung ablegen konnten und denen nur noch das Fachgespräch fehlte, eine digitale Alternative zu bieten, um ihre LAP abschließen zu können. „Zwei Wochen nach dem Beginn der tirolweiten Quarantänemaßnahmen haben wir dort, wo es sinnvoll und machbar war, auf Online-Fachgespräche umgestellt. Seitdem konnten wir 60 solcher Fachgespräche durchführen“, so Steixner erfreut.

AUFARBEITUNG DER WARTESCHLANGE

Seit dem 4. Mai können wieder Präsenzprüfungen unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen abgehalten werden. „Jetzt können wir mit dem Aufarbeiten der Warteschlange beginnen und ich bin überzeugt, dass kein Lehrling übermäßig lange auf seine Prüfung warten wird. Wir werden das ganz schnell erledigt haben, vor allem, weil wir auch ein paar Optimierungsmaßnahmen getroffen haben“, erklärt Steixner zuversichtlich. Zu diesen Maßnahmen zählt zum Beispiel die Reduktion der Arbeitsproben und die Einführung eines fachlichen Reflexionsgespräches. Prüfungskandidaten erhalten mit der Einladung zur LAP eine fachbezogene Aufgabenstellung, die sie zuhause schriftlich vorbereiten können und die dann in einem Gespräch mit dem Prüfer präsentiert wird. „So können wir, ohne dass wir im Beleg der ‚hohen Fachlichkeit‘ den Maßstab verlieren, die zeitlichen Abläufe optimieren und mehr Prüfungen an einem Tag durchführen“, fasst Steixner zusammen.

FÖRDERUNG FÜR VERDIENSTENDGANG

Für Lehrlinge, deren Lehrabschlussprüfung sich aufgrund der Corona-Krise verschiebt und die dadurch nicht als Fachkraft entlohnt werden, wird dieser Verdienstentgang über eine Förderung ersetzt werden. Nach Abschluss der Prüfung werden sie von der für sie zuständigen Lehrlingsstelle ein Antragsformular erhalten, mit dem diese Förderung beantragt werden kann. Hansjörg Steixner ist jedoch optimistisch, dass dies sehr wenige Lehrlinge in Tirol betreffen wird: „Für die Gruppe, die jetzt die Prüfung gehabt hätte, verzögert sich der Prüfungstermin um maximal vier Wochen. Im Juni und Juli werden wir den Stau bei den Prüfungen abgearbeitet haben und es wird zu keinen weiteren Verzögerungen kommen.“

01. Juni 2020 | AutorIn: top.tirol Redaktion | Foto: Shutterstock

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