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Am gleichen Strang

Wolfgang und Johannes Leitner

Am gleichen Strang

Wolfgang und Johannes Leitner

Bereits seit dreißig Jahren führen Johannes und Wolfgang Leitner das Elektrotechnikunternehmen Fiegl und Spielberger. Welche Vor- und Nachteile eine Doppelspitze hat und wie sie mit Herausforderungen umgeht.

Sie führen das Unternehmen seit Jahrzehnten zu zweit. Wer entscheidet aber?

Wolfgang Leitner: Wir haben eine klare Geschäftsordnung. Johannes entscheidet in seinem Bereich, ich in meinem.
Johannes Leitner: Früher hätte ich gesagt: Wolfgang ist Außen- und ich bin Innenminister. Grob gesagt, hat Wolfgang seine Schwerpunkte im Projektgeschäft, also in der gesamten Auftragsabwicklung. Er ist für den Vertrieb von Starkstrom zuständig ebenso wie für den Einkauf und die Materialwirtschaft. Mein Teil ist eher im kaufmännischen Bereich angesiedelt: im Finanz- und Rechnungswesen und auch im Vertrieb von Schwachstrom sowie im Qualitätsmanagement.

Welche Vorteile hat eine Doppelspitze?

Wolfgang Leitner: Fiegl und Spielberger ist ja kein kleines Unternehmen. Wir haben viele Aufgaben zu bewältigen, tragen viel Verantwortung. Es ist sehr fein, wenn man etwaige Probleme mit einem ebenbürtigen Geschäftspartner besprechen und gemeinsam zu einer Lösung kommen kann.
Johannes Leitner: Auch ich sehe es als Vorteil. Wir sind ganz unterschiedliche Typen mit verschiedenen Interessen und Blickwinkeln. Das schlägt sich auch in unserem Unternehmen nieder. Gerade diese Unterschiedlichkeit macht uns stark. Dadurch gelingt es uns auch, aus vielen Situationen das Beste herauszuholen.

In welchen Bereichen ist das Unternehmen Fiegl und Spielberger tätig?

Johannes Leitner: Wir machen alles, was mit Strom zu tun hat, was heutzutage natürlich enorm viel ist. Stellen Sie sich vor, ein Hotel wird gebaut. Wir errichten die gesamte Elektroinstallation sowie sämtliche Schwachstromgewerke, Automatiktüren, die Telefonanlagen, die Brandmeldeanlagen, das EDV-System, die Schankanlage ebenso wie das Key-Card-System oder die Ladeinfrastruktur für E-Mobilität.
Wolfgang Leitner: Der Vorteil für einen Investor oder einen Kunden ist, dass bei uns alles aus einem Guss kommt. Er hat einen einzigen Ansprechpartner und es kommt zu keinen Problemen an verschiedenen Schnittstellen.

Erinnern Sie sich an die Zeit, als sie das Unternehmen übernommen haben?

Wolfgang Leitner: Wir waren damals ein relativ kleines Unternehmen mit 150 Mitarbeitern und einem Bruchteil des Umsatzes von heute. Es wurde auch ein anderer Führungsstil gepflegt. Wir haben es dann übernommen und einen neuen Weg eingeschlagen.

Und das auch mit Erfolg. Welche drei Entscheidungen waren maßgebend für ihren heutigen Erfolg?

Wolfgang Leitner: Ich könnte keine Entscheidung besonders hervorheben. Man muss in mehr als 50 Prozent der Fälle die richtige Wahl treffen. Dann hat man einen guten Schnitt.
Johannes Leitner: Ich würde sagen, dass unser Führungsstil an sich gut ist. Wir pflegen einen kollegialen Umgang mit unseren Mitarbeitern, geben ihnen viel Freiheit, aber dementsprechend auch viel Verantwortung. Das zahlt sich aus. Wir haben das Glück, das wir uns im Laufe der Jahre mit einer Menge guter Mitarbeiter umgeben haben, und nur so sind das Wachstum und der Erfolg möglich.

Hat es falsche Entscheidungen gegeben?

Wolfgang Leitner: Wir haben einmal ein Unternehmen in Vorarlberg gekauft, und das ist in die Hose gegangen. Aber das ist verdaut, abgehakt und erledigt.
Johannes Leitner: Sowas wird es natürlich immer wieder geben, weil es den Menschen mit einer hundertprozentigen Trefferquote einfach nicht gibt. Wir sind aber verschont geblieben, Entscheidungen zu treffen oder treffen zu müssen, die für das Unternehmen existenzbedrohend wären.

Wie viel planen Sie und wie spontan müssen Sie sein?

Wolfgang Leitner: Man kann heutzutage sehr weit vorausplanen, muss gleichzeitig aber auch sehr spontan sein. Je nachdem, wie sich der Tag gestaltet, muss man verschiedene Fähigkeiten ins Feld führen.

Ist das nur in Ihrer Branche so?

Wolfgang Leitner: Ich weiß nicht, wie es in anderen Branchen ist. Unsere ist aber sehr schnell. Und zwar aus zwei Gründen: Wenn jemand ein Hotel baut, möchte er es natürlich so schnell wie möglich eröffnen. Projekte, die wir früher in drei Jahren gemacht hätten, müssen wir heute in der Hälfte der Zeit erledigen. Hinzu kommt auch noch der technologische Fortschritt.
Johannes Leitner: Kürzlich war ich beim Vortrag eines deutschen Professors, der aufgezeigt hat, dass der Fortschritt zwischen 2000 und 2014 ebenso groß war wie jener zwischen 1900 und 2000. Das wird nicht abnehmen, sondern sogar noch zunehmen. In einigen Jahren wird jemand, der zwei Monate im Urlaub oder im Krankenstand verbringt, fast 100 Jahre an technologischer Entwicklung verpassen.

Sagt Ihnen das zu oder geht Ihnen das zu schnell?

Wolfgang Leitner: Das sagt uns zu. Wir haben uns darauf vorbereitet und können den Bedarf decken.

Aber Sie führen ein Unternehmen, in dem über 60 Lehrlinge ausgebildet werden. Ist die Zeit auf einer Baustelle für einen Auszubildenden nicht zu knapp bemessen?

Wolfgang Leitner: Lehrlinge zu finden ist natürlich ein großes Thema unserer Zeit. Wir haben aber auch in diesem Bereich frühzeitig Maßnahmen gesetzt. Eine Stabstelle in unserer Firma beispielsweise hat nur die Aufgabe, Personal zu rekrutieren. Wir bekommen jedes Jahr etwa 16 Lehrlinge, bilden zurzeit 64 aus.
Johannes Leitner: Sie haben natürlich recht. Die schnellen Baustellen bergen auch Herausforderungen. Unser Wettbewerbsvorteil ist aber, dass wir uns darauf eingestellt haben. Es gibt nur wenige Betriebe, die bei dieser Dynamik mithalten können, wir gehören definitiv dazu, unter anderem weil wir mit unserem Ausbildungssystem darauf reagiert haben – einem Ausbildungssystem, bei dem die Lehrlinge nicht nur auf der Baustelle und in der Berufsschule, sondern auch in einem speziell dafür ausgestatteten Lehrlingsübungsraum geschult und auf die beruflichen Herausforderungen vorbereitet werden.

Es gibt also keinen Fachkräftemangel?

Wolfgang Leitner: Doch, einen Fachkräftemangel gibt es natürlich. Die Frage, die wir uns als Unternehmen stellen, ist aber: Wir kommen wir zu unseren Fachkräften? Wir haben entschieden, sie selbst auszubilden.
Johannes Leitner: Tatsächlich ist ein Großteil unserer Mitarbeiter in unserem Unternehmen auch ausgebildet worden, und einige davon haben sich vom Lehrling bis zum Abteilungsleiter hochgearbeitet.

Ihr Unternehmen ist an vielen Projekten weltweit beteiligt. Auf welches aus jüngster Zeit sind Sie besonders stolz?

Wolfgang Leitner: Der Flughafen Wien bekommt ein Update der Sicherheitssysteme. Eine unserer Tochterfirmen hat den Wettbewerb für das wichtigste Teilgewerk gewonnen.
Johannes Leitner: Darauf sind wir natürlich sehr stolz: Ein Tiroler Unternehmen gewinnt den Wettbewerb für den Wiener Flughafen.

Diversifizierung ist ein großes Thema in Ihrem Unternehmen.

Wolfgang Leitner: Wenn wir ein neues Geschäftsfeld erkennen, das sich wirtschaftlich rechnet und unsere anderen Felder unterstützt, dann bauen wir die Kapazitäten auf und mischen uns gleich ein. Wir arbeiten auch an Sicherheitssystemen für Geldtransporterfirmen, an Smarthomes, an Projekten für nachhaltiges Bauen und vielem mehr.

Arbeiten Sie auch selber an Innovationen? Haben Sie ein Forschungs- und Entwicklungscenter?

Wolfgang Leitner: Wir produzieren nicht selbst, sondern verbauen fertige Produkte.
Johannes Leitner: Unsere Innovation besteht darin, dass wir unsere Augen und Ohren weltweit offenhalten und immer auf dem neusten Stand bleiben. So bemerken wir, dass Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer spannender werden. Wir tragen das nicht nur nach außen, sondern leben es auch unternehmensintern. Wir haben daher beispielsweise ein Tochterunternehmen gegründet, das sich ausschließlich mit E-Mobilitätslösungen beschäftigt.

Zur Person

Wolfgang Leitner ist seit 1980 bei Fiegl und Spielberger beschäftigt. Vom CAD-Zeichner arbeitete er sich zum Abteilungsleiter für Elektrotechnik hoch, um 1993 in die Geschäftsführung einzusteigen.

Johann Leitner begann 1982 seine Karriere als Sicherheitsexperte bei Fiegl und Spielberger. Nachdem er zum Abteilungsleiter für Sicherheitstechnik avancierte, wurde er 1995 Teil der Geschäftsführung.

30. Juni 2019 | AutorIn: Haris Kovacevic | Foto: Franz Oss

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