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Klein, aber oho

Alle Hände voll zu tun: Johannes Kirchmair (li.) und Thomas Wurm sind seit der Gründung von Single Use Support schwer beschäftigt.

Klein, aber oho

Alle Hände voll zu tun: Johannes Kirchmair (li.) und Thomas Wurm sind seit der Gründung von Single Use Support schwer beschäftigt.

Ein Tiroler Unternehmen mischt die internationale Pharmabranche auf: Single Use Support will mit seinen Technologien neue Maßstäbe in der Transportlogistik des Life-Science-Sektors setzen, Patientensicherheit erhöhen und für mehr Wirtschaftlichkeit sorgen.

Zu klein für die Großen: Thomas Wurm und Johannes Kirchmair erkannten eine vielversprechende Marktlücke in der biopharmazeutischen Branche. Die Transportlogistik medizinischer Flüssigkeiten in sogenannten Single-Use-Bags hat ein Marktpotenzial von einer Milliarde Euro. „Das ist viel für ein Start-up, aber verhältnismäßig zu wenig für internationale Pharmakonzerne, um in die zugrundeliegende Technologie zu investieren“, erklärt Kirchmair. Diese Lücke nutzten die beiden Tiroler: Mit ihrem 2016 gegründeten Unternehmen Single Use Support entwickeln und vertreiben sie weltweit einzigartige Systeme rund um die Single-Use-Technologie.

Luft nach oben

Single-Use-Bags werden international für den sicheren und sterilen Transport medizinischer Flüssigkeiten und sogenannter Intermediate, wie etwa  Antikörper, genutzt. Die Einmalbeutel werden zwischen verschiedenen Produktionsstätten der Pharmaindustrie transportiert und müssen dabei intakt bleiben. Schon kleinste Schäden machen den Inhalt unbrauchbar. Bei einem Fassungsvermögen von zehn Millilitern bis 50 Liter liegt der Wertverlust pro Beutel schnell im mehrstelligen Millionen­bereich.

„Uns war klar, dass das besser und effizienter gehen muss“, erzählt Thomas Wurm. Johannes Kirchmair und er lernten sich beim berufsbegleitenden Studium am MCI kennen. Kirchmair war in der Biopharmabranche, Wurm im internationalen Anlagebau beschäftigt. Beide hatten das Angestellt-Sein satt und wollten in die Selbstständigkeit. „Wir haben viele Marktnische erkundet, das Potenzial des Single-Use-Marktes aber schnell erkannt und uns geeinigt, in diesem Sektor zu gründen“, sagt Kirchmair.

Auf der Überholspur

Kündigung und Gründung folgten kurz darauf, innerhalb einer Woche stand die Geschäftsidee. Kirchmair und Wurm entwickelten ein mobil einsetzbares Gerät, das die Beutel mittels Helium automatisch auf Sterilität prüft und Löcher bis auf zwei Mikrometer erkennt. „Schon in der ersten Woche hatten wir einen Kunden, der unser erstes Mikrowachstum finanziert hat“, so Wurm. Mittlerweile deckt das Produktportfolio den gesamten Logistikprozess vom Abfüllen, Kühlen, Transportieren, Auftauen und Prüfen von Single-Use-Bags ab. Die Nachfrage ist groß: „Zu unseren Kunden zählen internationale Pharmabetriebe vorwiegend aus den USA und Asien“, berichtet Wurm.

Aha-Effekt

Aus dem Zwei-Mann-Start-up wurde in den letzten vier Jahren ein erfolgreiches Jungunternehmen mit über 35 Mitarbeitern. Als größte Herausforderung dieser Zeit bezeichnen die Unternehmer das Finden und Binden gut ausgebildeter Mitarbeiter. „Die Auswahl und das Management der Belegschaft sind enorm wichtig“, betont Kirchmair. Gerade in der Startphase sei es nicht immer leicht gewesen, Mitarbeiter mit den passenden Qualifikationen zu finden, die Lernkurve aus dieser Zeit sei steil gewesen. „Heute verfügen wir über ein bunt gemischtes Team an gut ausgebildeten und qualifizierten Mitarbeitern, mit denen wir unser Wachstum weiter vorantreiben. Trotzdem stehen wir vor der Herausforderung, unsere offenen Positionen rasch zu besetzen“, resümiert Johannes Kirchmair.

Vor- statt Nachteil

Zweifel hatten Kirchmair und Wurm nie: „Wir waren von Anfang an überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden.“ Dass ein kleines Start-up international in der von Großkonzernen geprägten Pharma­branche Erfolg haben kann, führen die Unternehmer auf ihre Flexibilität zurück. „Unsere Kunden schätzen unsere Agilität. Die müssen wir auch behalten, wenn wir weiterwachsen“, so Wurm. Kleiner zu sein als die meisten Teilnehmer der Branche sei nie ein Nach-, sondern eher ein Vorteil für Single Use Support: flache Strukturen, schnelle Wege, viel Dynamik.

Von Tirol in die Welt

Dass Single Use Support seine Lager in Kufstein aufschlägt, war dem Zufall einer freien Immobilie geschuldet. „Das Thema Gewerbeimmobilien ist für Tirols Unternehmer sicher einer der größten Bottlenecks“, sagt Thomas Wurm. Die Vorteile am Standort Kufstein liegen für die Unternehmer aber auf der Hand: Gute Infrastruktur und Dienstleister sowie Anschluss an den deutschen Arbeitsmarkt.

Trotz seiner Internationalität will Single Use Support langfristig in Kufstein ansässig bleiben. „In einer globalisierten Welt ist es letztlich egal, ob man in Island oder Kufstein sitzt“, so Johannes Kirchmair.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Single Use Support zählt zu den wenigen Unternehmen, die durch das Corona-Virus Wachstum und neues Marktpotenzial realisieren können.

Als das Corona-Virus sich langsam auch in Österreichs Wirtschaft und Alltag bemerkbar machte, herrschte bei Single Use Support nur kurz Unsicherheit, wie es denn weitergehen würde. „Wir wussten schnell, dass wir nicht nur Passagier sind, sondern aktiv zur Bekämpfung des Virus beitragen“, sagt Johannes Kirchmair. Denn zu ihren Kunden zählt ein Bio-Tech-Unternehmen aus den USA, das aktuell an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 arbeitet. Dieser greift auf Technologien von Single Use Support zurück und bestellte vor kurzem zusätzliche Anlagen zum Frieren und Transportieren eines potenziellen Impfstoffs.

Starker Aufwind

Am Ende des Geschäftsjahres wird sich Covid-19 auch in den Zahlen sichtbar machen. Bereits im ersten Quartal verzeichnete man drastische Umsatzsteigerungen, die die Unternehmer ihre Prognose für das Geschäftsergebnis 2020 nach oben schrauben ließ. „Vermutlich wird es eine Umsatzsteigerung von 20 bis 30 Prozent geben. Genau wissen wir es aber erst zu Jahresende“, erklärt Kirchmair. Als Profiteur der Krise sieht sich Single Use Support aber dennoch nicht. „Es geht nicht um die Geschäftszahlen, sondern darum, unseren Kunden die bestmögliche Technologie zur Virusbekämpfung zur Seite zur stellen“, resümiert Kirchmair.

Neue Arbeitswelt

Nicht nur in den Geschäftszahlen, sondern auch im Arbeitsalltag und Geschäftsleben wird sich Covid-19 langfristig auswirken, ist sich Thomas Wurm sicher. Früher sind die Unternehmer viel international gereist, um sich bei Kunden in aller Welt vorzustellen – das werde sich künftig ändern: „Interaktive Touren durch die Produktionshalle sind schlichtweg viel zielführender als Power­Point Folien zu präsentieren“, sagt Wurm.

Single Use Support

  • 2019: Mitarbeiter: 35 • Umsatz: 3 Mio. Euro
  • Prognose 2020: Mitarbeiter: 45 • Umsatz: > 15 Mio. Euro
30. Oktober 2020 | AutorIn: Katharina Wildauer | Foto: Axel Springer

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