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„Man sollte nicht dasselbe Feld beackern wie seine Kinder“

Seit 30 Jahren konzentriert sich Unterberger auf den Immobilienbereich.

„Man sollte nicht dasselbe Feld beackern wie seine Kinder“

Seit 30 Jahren konzentriert sich Unterberger auf den Immobilienbereich.

Fritz Unterberger ist mit Leib und Seele Unternehmer. Mit nur 25 Jahren legt er den Grundstein für eine der beeindruckendsten Unternehmerkarrieren Tirols. Im Interview spricht er über die größten Herausforderungen der Firmengeschichte, gibt Tipps für eine erfolgreiche Betriebsübergabe und erklärt, warum Eltern mehr auf die Lehre setzen sollen.

Warum haben Sie sich im Jahr 1974 entschlossen, selbstständig zu werden?

Fritz Unterberger: Ich hätte eigentlich ursprünglich Wirt werden sollen, weil ich von einem Gasthaus abstamme. Meine Eltern haben aber das Gasthaus zugesperrt. Also habe ich mich entschieden, in die Autobranche zu gehen. Mich haben Autos schon immer interessiert und fasziniert. Ich konnte eine Lehrstelle im Ersatzteillager der Firma Opel Reibmayr ergattern. Meine Stärke lag aber im Verkauf, weshalb ich bereits in jungen Jahren zum Verkaufsleiter aufstieg. Ich habe mich eigentlich bei der Firma Reibmayr sehr wohlgefühlt. Es war eine tolle Firma. Als aber der Sohn des Besitzers nach seinem Studium in den Betrieb eingestiegen ist und mir mitgeteilt wurde, dass ich eine Stufe zurücktreten soll und er die Verkaufsleitung übernehmen wird, war für mich klar, dass ich kündigen werde.

So habe ich 1974 die Entscheidung getroffen, mich selbstständig zu machen. Damals war ich 25 Jahre alt. Ich habe nach einer Autovertretung gesucht und mir überlegt, welche Marke frei wäre. Meine Lieblingsmarke war immer BMW. Das Handicap war aber, dass BMW im Bezirk bereits durch andere Händler vertreten war. Der Markt war also schon relativ gut abgedeckt.

Wie haben Sie es geschafft, doch eine Vertretung für die Marken zu erhalten?

Ich habe in Kufstein ein Grundstück gekauft – welches heute noch den Stammbetrieb darstellt – und habe dann eine Planung für mein zukünftiges Autohaus machen lassen und bin guter Dinge nach Wien gefahren. Dort habe ich mich mit dem damaligen Vertriebsleiter von BMW und Volvo für Österreich, Hr. Dr. Pilhatsch, und dem Leiter der Serviceabteilung von Denzel, Hr. Kleiber, getroffen. Im Gespräch haben mir die beiden klargemacht, dass es sehr schwierig sein wird eine Vertretung zu erhalten. Mein Argument war aber dann: „Ich kann euch etwas bieten, was alle anderen Partner nicht haben.“ Mein Vorschlag war, einen exklusiven Betrieb für die Marken BMW und Volvo zu errichten – mit einem eigenen Autosalon, exklusiver Markenwerkstatt, eigener Waschbox, Kundenreifenlager, Karosserie- und Lackierwerkstatt. Sie teilten mir nach 14 Tagen mit, dass sie mir die BWM- und Volvo-Vertretung für den Bezirk Kufstein geben werden.

Im Jahr 1976 haben wir zu bauen begonnen und schon im Mai eröffnet. Ich hatte damals fünf Mitarbeiter. Mittlerweile beschäftigt unsere Gruppe rund 650 Mitarbeiter allein im Automobilbereich. Nach und nach konnten wir dann weitere Niederlassungen in Tirol, Bayern und Vorarlberg eröffnen. Ich hatte immer schon die Vision, dass man in der Autobranche nur langfristig überleben kann, wenn man ein großes Handelsgebiet hat. 43 Jahre später sieht man, dass meine Vorhersage richtig war. Heute arbeiten Autohändler in Wirtschaftsräumen.

Was waren für Sie die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte?

Auch wenn ich sehr viel unterwegs war, war ich doch immer ein Familienmensch. Eines der wichtigsten Themen war sicher, dass ich einen unglaublich guten Nachwuchs habe. Ich habe vor ungefähr 20 Jahren meine Söhne ins Unternehmen eingebunden. Sie haben sehr jung schon Anteile bekommen. Ich habe nicht, wie viele andere, darauf gewartet, dass ich 70 werde, um zu übergeben. Ich habe schon übergeben, da war ich nicht einmal 50 Jahre alt. Wenn ich heute darüber nachdenke, war das das Beste, was ich tun konnte. Die Kinder müssen so früh wie möglich wissen, dass sie eigentlich für sich selbst arbeiten. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Was waren aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in der 43-jährigen Firmengeschichte der Unterberger Gruppe?

Die größte Herausforderung war für mich mein Engagement bei Kneissl. Es gibt im Leben auch Aufgaben, an denen man scheitert. Ich war bei der Übernahme von Kneissl einer der Haupträdelsführer. Irgendwann standen fünf Freunde und ich an einer Bar mit einem Glas Wein in der Hand. An diesem Abend haben wir entschieden, dass wir es nicht zulassen können, dass Kneissl an ausländische Investoren geht. Heute würde ich sagen, dass wir Kneissl aus einer Art des überheblichen Stolzes übernommen haben. Aber wir waren damals vollkommen überzeugt, dass wir das schaffen werden. Ich musste dann aber feststellen, dass wir nach rund acht Jahren gescheitert sind und einen Verlust im zweistelligen Millionenbereich gemacht haben. Den musste am Ende zum überwiegenden Anteil ich zahlen, da meine Partner nach und nach abgesprungen sind. Damals gab es Momente, in denen ich schlecht geschlafen habe. Bluthochdruck habe ich auch bekommen. Ich wollte einfach nicht glauben, dass dieses Unternehmen nicht auf Vordermann zu bringen war. Worauf ich aber stolz bin, ist, dass wir keinem einzigen Lieferanten und keiner einzigen Bank einen Euro schuldig geblieben sind.

Sie haben mit 25 Ihr erstes eigenes Unternehmen gegründet. Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die die berufliche Selbstständigkeit wagen möchten?

Der wichtigste Rat ist: Ohne Fleiß kein Preis. Der Schritt in die Selbstständigkeit erfordert enorme Disziplin, manchmal auch eine 60-Stunden-Woche und viel Arbeitseinsatz.

Zurzeit werden so viele Betriebe übergeben, die aber keine Nachfolger haben. Die Kinder wollen oft nicht, weil sie in manchen Fällen überstudiert sind. Ich könnte ein paar tolle Unternehmen aufzählen, die sagen, mein Sohn, meine Tochter mögen nicht. Einer der Gründe ist, dass sie nie im Unternehmen gearbeitet haben. Ich habe versucht, meine Söhne im Unternehmen großwerden zu lassen. Sie haben ihre Schulen und ihre Ausbildungen gemacht, aber dann haben sie doch ihre Praktika in unseren Firmen absolviert. Das ist das Entscheidende. Da müssen sich die Leute selbst an der Nase nehmen, wenn sie den eigenen Kindern zu wenig zutrauen. Wenn man aber seinen Kindern den ganzen Tag vorjammert, wie anstrengend die Arbeit im eigenen Unternehmen ist, dann darf man sich nicht wundern, dass die Jugend nicht will.

Die heutige Jugend ist trotz aller negativen Meinungen arbeitswillig. Ich glaube, dass die Jugend unglaubliches Potenzial hat, wenn man sie richtig fördert. Man muss den Jungen etwas zutrauen, eine Aufgabe geben und sie machen lassen. Aus diesem Grund bin ich ein großer Anhänger der Lehre. In Österreich gibt es zigtausende Betriebe, die Nachfolger suchen. Bevor ich meine Kinder Jus studieren lasse, fände ich es gescheiter, wenn sie zuvor eine Lehre machen würden. Anschließend sollten sie eine weiterführende Ausbildung absolvieren, die sie befähigt, eine Firma zu leiten. Es gibt heute so viele Chancen, Firmen zu übernehmen, und es gibt keinen tolleren Beruf, als Unternehmer zu sein.

Sie sind bereits im Jahr 1981 ins Immobiliengeschäft eingestiegen. Was hat sie dazu bewogen, Ihre Geschäftstätigkeit auf diesen Bereich zu erweitern?

In der Autobranche gibt es immer jemanden, der dir sagt, was du zu tun hast. Der Hersteller sagt: „Wenn du das nicht tust, dann kündige ich dich.“ Der Kunde sagt: „Wenn du mir das nicht gibst, dann gehe ich zu jemand anderem.“ Man muss sich regelmäßig rechtfertigen. Das ist in der Immobilienbranche nicht so. Hier geht es in erster Linie darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich mit den Banken gut zu stellen. In der Immobilienbranche kann ich mir auch aussuchen, mit wem ich ein Geschäft machen will und mit wem nicht. Diese Selbstbestimmtheit vermittelt ein unglaublich positives Gefühl im Leben.

Ich hatte auch das Glück, dass ich vieles gemeinsam mit Partnern verwirklichen konnte, mit denen ich mich gut verstehe, so zum Beispiel gleich zu Beginn 1981 das Wohnprojekt „Schöner Wohnen“ oder die Leasing Unterland mit meinem langjährigen Partner Richard Labek. Mittlerweile sind Immobilien mein Steckenpferd und Hobby geworden. Wir sind im Immobilienbereich gut aufgestellt, bauen und entwickeln in ganz Österreich Projekte. Eines habe ich in der Zeit gelernt, in der ich im Geschäft bin: Man soll immer nur Dinge machen, die man versteht und kann. Deswegen beteiligten wir uns nur mehr in den Bereichen Automobile, Leasing, Immobilien und der Immobilienentwicklung.

Fällt es Ihnen als Gründer manchmal schwer, Entscheidungen Ihrer Söhne gegen Ihren Willen zu akzeptieren?

Man muss sich da ganz klar zurückziehen. Meine Söhne führen den Automobilbereich seit 20 Jahren alleine. Ich mische mich da nicht mehr ein. Einzig bei Betriebserweiterungen suchen sie noch meinen Rat, wenn es um den Wert der Immobilie geht. Trotzdem werde ich immer wieder noch wegen Autos gefragt. Dann sage ich immer: „Fragt mich nicht, ich kenne mich da nicht mehr aus.“ Das ist auch gut so. Ich kann nur jedem Unternehmer raten, sich ein wenig zurückzunehmen und sich auf einen anderen Geschäftsbereich zu konzentrieren. Man sollte nicht dasselbe Feld beackern wie seine Kinder.

Was zeichnet die Unternehmerfamilie Unterberger aus?

Mein ganzes Leben lang hindurch, und das habe ich auch meinen Söhnen vorgelebt, war Handschlagqualität das Wichtigste für mich. Wenn ich etwas mit Handschlag besiegelt habe, dann habe ich das immer eingehalten. Das ist eine der wesentlichen Qualitäten, die viele Menschen leider vermissen lassen. Man muss im Leben auch immer ehrlich sein. Keinesfalls darf man sie bei den Zahlen in der Firma anlügen. Ich habe schon Fälle erlebt, wo Kinder von den Vätern falsche Informationen erhalten haben. Das ist wahr. Da gibt es zig Unternehmen, in denen die Kinder die Bilanz nicht kennen oder nur geschönte Zahlen vorgelegt bekommen haben. Bei uns im Unternehmen herrscht absolute Transparenz und Ehrlichkeit. Wir haben immer offene Türen. Die Mitarbeiter müssen wissen, wie es uns geht, und dann funktioniert es. Wir sagen auch, wenn es nicht geht. Nicht umsonst haben wir so langjährige Mitarbeiter. Gerade vor kurzer Zeit wurden in Innsbruck zwei Mitarbeiter geehrt, die 40 Jahre im Unternehmen sind. In St. Johann gibt es vier Mitarbeiter, die seit der Anfangszeit dabei sind. Das macht mich sehr stolz.

Denken Sie überhaupt an den Ruhestand? Welche Pläne haben Sie, nachdem Sie sich aus der aktiven Geschäftsführung zurückgezogen haben?

Ich denke vermehrt an den Ruhestand. In letzter Zeit sind leider einige enge, alte Freunde von mir ohne Vorankündigung verstorben. Jetzt sage ich mir oft, dass es vernünftiger wäre, sich mehr Freiraum zu schaffen, und das werde ich auch tun. Was ich aber sicher nicht machen werde, ist gar nichts mehr zu tun. Jedoch werde ich vermehrt meinen Hobbys wie Berggehen, Fischen und Golfen nachgehen und mehr Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen.

Zur Person

Fritz Unterberger kommt 1949 in Kufstein zur Welt. Nach einer Lehre und dem Aufstieg zum Verkaufsleiter bei Opel Reibmayr macht sich Unterberger 1974 selbstständig. Neben dem Automobilhandel konzentriert er sich ab 1981 vor allem auf den Immobilenbereich und die Entwicklung von Wirtschaftsparks.

Neben Autohäusern in Tirol, Bayern und Vorarlberg ist die Unter­berger Gruppe vor allem im Immobilien- und Leasingbereich tätig. Schon zu Beginn seiner Karriere zeigt Fritz Unterberger Weitblick. Er ist der erste Autohändler in Tirol, der einen exklusiven Auto­salon für die Marken BMW und Volvo, mit exklusiver Markenwerkstatt, eigener Waschbox, Kundenreifenlager, und Karosserie- und Lackierwerkstatt aufbaut.

30. April 2019 | AutorIn: Daniel Schreier | Foto: Franz Oss

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