Skip to main content
Rankings - top.tirol - Wirtschaftsnachrichten aus Tirol
Rankings
Unternehmensverzeichnis - top.tirol - Wirtschaftsnachrichten aus Tirol
Unternehmen
Newsletter - top.tirol - Wirtschaftsnachrichten aus Tirol
Newsletter

Wie der Phönix aus der Asche

„Uns ist bewusst, dass wir einiges an investiertem Geld verlieren, ganz zu schweigen von dem emotionalen Wert, der für uns nicht ersetzbar ist.“ Attila Scheiber

Wie der Phönix aus der Asche

„Uns ist bewusst, dass wir einiges an investiertem Geld verlieren, ganz zu schweigen von dem emotionalen Wert, der für uns nicht ersetzbar ist.“ Attila Scheiber

Im Interview mit top.tirol Lifestyle spricht Attila Scheiber über den Neustart nach dem verheerenden Brand und die Pläne für das neue Museum.

Ihr Vater war Autorennfahrer und leidenschaftlicher Porschefan. Woher stammt dann eigentlich ihre Passion für Motorräder?

ATTILA SCHEIBER: Die hat eigentlich schon sehr früh begonnen. Mein Vater hat uns im Alter von sechs Jahren ein kleines Mofa geschenkt. Wir hatten in Hochgurgl aufgrund der oft extremen Wetterlage nicht viele Möglichkeiten zu spielen, da war das 50-Kubik-Moped natürlich super. Es war leider nicht so geländetauglich, deshalb hat uns unser Vater mit sieben oder acht Jahren unsere erste Trial-Maschine gekauft. Das hat in uns die Liebe zum Motorrad wachsen lassen. Beim Trialfahren lernt man das Motorradfahren richtig. Als ich dann mit 18 den Motorradführerschein machen wollte, meinte der Fahrlehrer bereits nach ein paar Minuten, dass er nicht wüsste, was er mir noch beibringen könne. Ich konnte dann gleich zur Prüfung antreten.

Warum haben Sie sich dann entschieden, klassische Motorräder zu sammeln?

Als in den Neunzigern das Harley-Davidson-Fieber ausbrach, haben wir auch angefangen, Harleys zu fahren und uns mehr für klassische Motorräder zu interessieren. Ich weiß noch genau, als ich damals bei unserem Harley-Händler eine alte Indian-Maschine aus dem Jahr 1936 gesehen habe. Die hat mir unglaublich gut gefallen und ich wollte unbedingt auch das Fahren mit diesen Motorrädern beherrschen. Damit ist dann auch die Liebe zu klassischen Motorrädern gekommen. Ich bin dann sehr viel nach Amerika und Kanada gereist, um dort alte Motorräder zu fahren und die schönsten Stücke auch zu kaufen.

Wie kamen Sie dann auf die Idee, diesen Maschinen ein eigenes Museum hier am Timmelsjoch zu widmen?

Ich habe in der Oldtimerzeitschrift, der „Oldtimer-Markt“, gelesen, dass jemand ein Motorradmuseum verkaufen möchte. Wir hatten damals circa zwanzig alte Motorräder. Ich habe den Verkäufer in Deutschland besucht. Innerhalb von fünf Stunden war der Preis verhandelt und ich konnte meinen Bruder auch gleich dazu bewegen, sich mit 50 Prozent daran zu beteiligen. Durch den Kauf kamen dann gut 30 Motorräder inklusive musealer Beschilderung und weiteren Dingen, wie Ölkannen und vielen anderen Accessoires rund um das Motorrad, in unseren Besitz. Gerade diese vielen Accessoires waren eigentlich das Spannende an der Sammlung. Wir haben den Großteil eingelagert, aber irgendwie hat es mir nie Ruhe gelassen. Mir kam dann die Idee, dass wir unsere neu erworbenen Stücke doch in einem Museum präsentieren könnten. Das Timmelsjoch ist eine der beliebtesten Motorradstrecken Österreichs und mir wurde klar, dass die neu errichtete Mautstelle genau der richtige Ort für ein Motorradmuseum wäre.

Sie haben sich sehr schnell für den Neustart nach dem verheerenden Brand im heurigen Jänner – der nahezu das gesamte Museum vernichtete – entschieden und planen bereits im November die Wiedereröffnung. Was gab den Ausschlag, so schnell wieder positiv nach vorne zu blicken?

Am Anfang war der Schock riesig. Dann mussten aber rasch die Brandruine beseitigt und Pläne für den Wiederaufbau gemacht werden. Die Versicherung hat uns toll unterstützt und uns auch ermutigt, dass wir uns nochmal an ein solches Projekt wagen. Wir hatten schon länger die Idee, nicht mehr nur Motorräder auszustellen, sondern den Besuchern ein Erlebnis zu bieten, mit dem Ziel, auch Menschen, die bisher nichts mit Motorrädern und Oldtimern zu tun hatten, zu begeistern. Wir werden auch den musealen Auftrag erfüllen. Das wird aber einige Jahre dauern, weil wir erst wieder eine Sammlung aufbauen müssen.

Viele der Museumsstücke waren Leihgaben von anderen Sammlern. Wie haben ihre Besitzer auf die Nachricht vom Brand reagiert?

Ich habe zu meiner Frau gesagt, dass uns nach diesem Brand sicher niemand mehr ein Motorrad leihen wird. Es ist aber genau das Gegenteil passiert. Es ist unglaublich, wie die Motorrad-Community zusammenhält. Es hat mich überwältigt, wie viele Angebote ich erhalten habe. Ich kann gar nicht alle annehmen. Wir planen derzeit, von großen Sammlern relativ viele Stücke auszustellen. Wir konnten bereits mit zwei großen Sammlern übereinkommen. Sie werden uns 280 Motorräder zur Verfügung stellen. Das ist eine super Basis, auf der wir aufbauen können und die wir über die Jahre dann mit unseren eigenen Maschinen ergänzen werden.

Wird das Ausstellungskonzept im Museum das Gleiche bleiben?

Nein, auch hier werden wir neue Wege gehen. Früher haben wir nach Ländern und Marken ausgestellt. Im neuen Museum werden die Motorräder nach Jahrzehnten ausgestellt werden, mit dem Ziel, die Geschichte des Motorrads zu erzählen. Neu ist auch, dass wir Sonderausstellungen planen. Eine, bei der wir schon sehr weit in der Konzeption sind, wird sich mit dem Tiroler Abenteurer und Reiseschriftsteller Max Reisch beschäftigen, der als erster Mensch den Landweg nach Indien mit einem Motorrad, einer Puch-Type 250, bewältigte.

Die Versicherungssumme für historische Fahrzeuge festzulegen ist keine leichte Angelegenheit, da der ideelle Wert meistens nicht mit dem reellen Wert übereinstimmt. Wie lösen Sie diese Frage?

Das ist ganz schwer zu lösen. Es gibt einen Beschaffungswert, zu dem wir die Motorräder gekauft haben. Dann gibt es einen Zeitwert, über den sollte ausgedrückt werden, wie sich der Wert über die Jahre verändert hat. Darüber hinaus gibt es dann noch Wiederbeschaffungswert. Wenn es von einem Motorrad nur mehr fünf auf der Welt gibt und eines wurde jetzt beim Brand zerstört, dann wird es schwieriger, dieses Motorrad wieder zu beschaffen. Auf das ist man aber nicht versichert. Ich glaube, wir sind aber auf einem guten Weg, uns mit den Versicherungen zu einigen. Uns ist aber auch bewusst, dass wir einiges an investiertem Geld verlieren werden, ganz zu schweigen von dem emotionalen Wert, der für uns nicht ersetzbar ist.

Wie wird sich das neue Museum am Timmelsjoch – abgesehen von der Höhenlage – von anderen Museen unterscheiden?

Es wird eine Erfahrung werden. Man kann ja auch auf der Passstraße die Timmelsjoch-Erfahrung machen. Die besteht aus sechs Punkten, an denen man stehen bleiben und sich über den Pass und seine Geschichte informieren kann. Mit dem Museum schaffen wir ein neues Highlight am Timmelsjoch. Wir wollen langfristig gesehen ein Oldtimer-Erlebnis, eine Motor-Erlebniswelt erschaffen. Wir werden im neuen Museum 4.500 Quadratmeter zur Verfügung haben und werden diese für die Ausstellung von historischen Motorrädern, Autos und einer Reihe von spannenden Sonderausstellungen nutzen. Die Zielgruppe sind alle, die den Pass überqueren, aber auch Gäste des Skigebiets. In Zukunft wird der Besuch des Museums auch im Skipass integriert sein.

  • ScheiberMuseum5

    Attila Scheiber blickt positiv in die Zukunft!

  • ScheiberMuseum2

    Der emotionale Wert kann nicht ersetzt werden.

  • ScheiberMuseum3

    Die Bauarbeiten sind schon in vollem Gange

  • ScheiberMuseum

    Im alten Museum dominierte Holz als Baustoff.

18. April 2021 | AutorIn: Bruno König | Foto: Axel Springer

Artikel teilen:



top.tirol Newsletter

Wir informieren Sie kostenlos und wöchentlich über Tirols Wirtschaftsgeschehen