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Scheitern bildet

Scheitern bildet
Bernd Ebersberger, Professor für Innovationsmanagement und -ökonomik am MCI

Scheitern bildet

Scheitern bildet
Bernd Ebersberger, Professor für Innovationsmanagement und -ökonomik am MCI

Versagen gehört zu jeder Karriere.

Eine Katastrophe, von der man sich nicht mehr erholt, ist ein sogenannter „Schlag ins Wasser“ aber nahezu nie. Vielmehr ist jedes Scheitern immer eine Chance, dazuzulernen – wenn man richtig damit umzugehen weiß. Kein Plan hält der Realität auf Dauer stand, insbesondere, wenn es um längerfristige Entwicklungen wie Ausbildung oder Karriere geht. Anpassungen sind nahezu vorprogrammiert, ebenso wie das eine oder andere komplette Scheitern – im Kleinen oder auch im Großen.

Erfahrungswert

„Zu scheitern ist sozusagen immer eine Option“, meint Bernd Ebersberger, Professor für Innovationsmanagement und -ökonomik am MCI Management Center Innsbruck. „Dessen sollte man sich immer bewusst sein – aber ohne sich einschüchtern zu lassen.“ Denn auch wenn der gesellschaftliche Fokus auf Abschlüsse, Titel und Zertifikate legt: Scheitern kann einen ebenso hohen Wert haben. Jeder Misserfolg ist eine Chance, zu lernen und Erfahrung zu sammeln, und mit persönlichem Wachstum verbunden. Wichtig ist es allerdings, die immanente Bauchlandung so früh wie möglich zu erkennen. Denn je weniger Zeit und Energien investiert worden sind, desto geringer ist das Lehrgeld, das man für seine Erkenntnis zahlen muss.

Reflexion mit Limits

Von alleine kommt der Lerneffekt mit „erfolgreichem Versagen“ allerdings nicht. Es kommt vor allem auf den Umgang damit an, weiß Ebersberger: „Logisch betrachtet ist es am sinnvollsten, die einzelnen Schritte, die zum Scheitern geführt haben, gedanklich nachzuverfolgen.“ Idealerweise sollte man sich bei einer solchen Analyse nicht nur auf die eigenen Eindrücke verlassen, sondern auch Freunde oder Familienmitglieder nach ihrer offenen Meinung befragen, was schiefgelaufen ist. „Aber zugleich sind mit dem Scheitern immer negative Emotionen verbunden – und die werden zum Problem.“ Denn je mehr wir uns mit unserem Versagen auseinandersetzen, desto negativer wird auch unsere damit verbundene Gefühlswelt, „bis wir uns auf kurz oder lang komplett selbst blockieren. Und damit ist auch kein Lernen mehr möglich“, meint Ebersberger.

Balanceakt

Bei einer anderen Taktik droht diese Gefahr nicht: Wer sich ablenkt, entkommt der Emotionsfalle. Beschäftigt man sich mit etwas völlig anderem – geht aus, macht Sport oder widmet sich Filmen oder Serien – hilft das, Negativität abzubauen. „In der Psychologie bezeichnet man das als ‚Restoration Oriented‘ – also: auf den Erholungsprozess fokussiert. Der Nachteil ist: So lernt man genauso wenig von seinem Scheitern“, erklärt der Ebersberger.

Für sich alleine ist also weder die eine noch die andere Strategie zielführend. Die Lösung sieht er darin, beides zu tun – und zwar abwechselnd: Dabei komme es darauf an, den richtigen Rhythmus zu finden. „Man muss sich lange genug mit dem Thema auseinandersetzen, um voranzukommen, aber nicht so lange, dass man sich selbst blockiert.“ Davor gelte es, sich etwas anderem zuzuwenden und die emotionalen Akkus wieder aufzuladen – und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen, da es ja im Sinn der Sache ist.

Scheitern richtig präsentiert

Wer so seinen Takt findet und zwischen Selbstanalyse und Ablenkung oszilliert, hat die besten Chancen, auf persönlicher Ebene von Fehlern zu profitieren. Auf beruflicher Ebene zählt dagegen vor allem die Verpackung. „Wie sich ein Misserfolg im Lebenslauf macht, hängt davon ab, wie man ihn verkauft“, sagt der MCI-Professor. „Es gibt angesehene Formen des Scheiterns – gerade wenn sie am Beginn einer Karriere geschehen.“ Denn auch ein Schlag ins Wasser im Werdegang kann wünschenswerte Eigenschaften attestieren, wie Risikobereitschaft oder den Willen, Initiative zu ergreifen. „Nicht umsonst gilt es in der Start up-Kultur beinahe als Auszeichnung, zumindest einmal ordentlich gescheitert zu sein“, bestätigt er. „Versagen ist Teil jedes Lernprozesses und gehört dazu.“ Man müsse nur beweisen können, dass man damit umgehen kann und in der Lage ist, Alternativen zu entwickeln und diese auch zu nutzen. „Wer das tut, vergibt sich in den meisten Fällen nahezu nichts – oder stellt sogar Kompetenz unter Beweis.“

„Zu scheitern ist sozusagen immer eine Option. Dessen sollte man sich bewusst sein – aber ohne sich einschüchtern zu lassen.“ Bernd Ebersberger, Professor für Innovationsmanagement und -ökonomik, MCI

10. April 2019 | AutorIn: Daniel Feichtner | Foto: MCI

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