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Wie Schüchterne die Welt erobern

Wie Schüchterne die Welt erobern

Über den eigenen Schatten springen ist für schüchterne Menschen privat wie beruflich oft schwer.

Das weiß Autorin Melina Royer nur zu gut: In ihrem Buch „Verstecken gilt nicht“ teilt sie ihre Tipps auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein.

Zu Beginn: Was genau ist Schüchternheit eigentlich?

MELINA ROYER:  Schüchternheit ist ein sehr schwammiger Begriff, der oftmals verniedlicht wird. Grundsätzlich ist Schüchternheit eine Angst, mit anderen Menschen Kontakt aufzubauen, also ein soziale Angst. Bei manchen kann das sehr stark ausgeprägt sein, bei anderen nur in bestimmten Situationen und Lebensbereichen auftreten.

Warum ist es überhaupt wichtig, seine Schüchternheit zu überwinden – gerade in Beruf und Ausbildung – und aus der Komfortzone auszubrechen?

Man muss für sich herausfinden: Was steckt hinter meiner Schüchternheit? Kann ich gut mir ihr leben, oder beeinträchtigt sie mich? Ich persönlich habe gemerkt, dass ich mehr aus mir herauskommen muss: Ich hatte sogar Angst, jemandem in die Augen zu sehen. In meiner Ausbildungszeit fanden mich daher manche unhöflich und arrogant. Man findet nur schwer einen Draht zu Kollegen, entwickelt sich selbst nicht weiter und kommt irgendwann auch beruflich nicht weiter.

Wie kann es gelingen, seine Ängste zu überwinden?

Im Kern geht es darum, Selbstvertrauen aufzubauen. Das sagt sich einfacher, als es ist. Man traut sich selbst nichts zu und glaubt, für andere nicht interessant zu sein. Deshalb sollte man anfangen, das Vertrauen in sich zu stärken. Das gelingt zum Beispiel super mit Sport, weil man durch viele kleine Erfolgser­lebnisse mental stärker wird.

Wichtig ist auch, sich Unterstützung zu holen. Einen „Partner in Crime“, dem man sich anvertraut – wer einen Verbündeten hat, dem fallen diese Herausforderungen leichter. Sich alleine etwas zu erkämpfen, ist immer schwieriger.

Welche praktischen Tipps geben Sie schüchternen Menschen in herausfor­dernden Momenten?

Zu den Notfalltipps zählt auf jeden Fall, tief durchzuatmen. Es gibt viele Atemübungen, ein Beispiel wäre „4–7–11“ – wie das Kölnisch Wasser, das merkt man sich gut. Dabei atmet man für vier Sekunden ein und für sieben Sekunden langsam aus, das wiederholt man elf Mal. Durch tiefes Atmen ändert sich die Köperchemie, die Muskulatur entspannt und man beruhigt sich.

Mir hilft, einen „Anker“ dabei zu haben: Der Duft meiner liebsten Handcreme entspannt mich in Stressmomenten. Ein persönlicher Anker für unterwegs hilft, wenn man ängstlich ist.

Sie beschäftigen sich nicht nur im Buch, sondern auch auf dem Businessblog Vanilla Mind mit Selbstvertrauen, Schüchternheit und Achtsamkeit. Was ist für Sie die spannendste Erkenntnis aus Ihrer Arbeit?

Es geht eigentlich immer ums Selbstvertrauen. Hinter vielen Ängsten steckt fehlender Glaube an sich selbst. Ein Stück weit ist das auch mangelnde Risikobereitschaft: Ich weiß nicht genau, was kommt, und versuche es besser mal nicht. Dieses fehlende Vertrauen in sich haben viele Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen, Jobs und Altersgruppen.

Sie sind heute erfolgreich als selbstständige Creative Director, Autorin und Schüchternheitsexpertin tätig. Sind Sie denn überhaupt noch manchmal ängstlich?

Natürlich habe ich meine Schüchternheit nicht abgelegt. Das ist auch gar nicht wichtig – das Leben ist ein Lernprozess und Ängste gehören einfach dazu.

Im Alltag kann ich mittlerweile gut einschätzen, wann es sich lohnt, aus mir herauszukommen. Es geht nicht darum, immer in einem Kampf mit sich selbst zu sein. Man wächst mit der Zeit einfach immer weiter über sich selbst hinaus.

 

10. April 2019 | AutorIn: Katharina Wildauer | Foto: Random House, Shutterstock

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