In den Anlagen der Firma Ragg entstehen aus Eisenschrott und anderen Materialien wiederverwertbare Rohstoffe. Seit 70 Jahren hat sich der Familienbetrieb auf die Sammlung und Aufbereitung von Abfallprodukten spezialisiert.
Als im Jahr 2016 am Stubaier Gletscher die neue Umlaufbahn errichtet wurde, entstanden durch die Abtragung der alten Seilbahn ca. 1.200 Tonnen Eisenschrott. Mit dem Hubschrauber wurde das Material ins Tal gebracht und von der Firma Ragg zu ihrem Schrottplatz nach Hall transportiert. In der Schrottschere des Familienunternehmens wurden die Bestandteile der Bahn zerkleinert, bereinigt und aussortiert.
Das gewonnene Material verkaufte der Betrieb an die Firma Tiroler Rohre weiter, die daraus zum Beispiel Komponenten für Beschneiungsanlagen produzierten.
Der Auftrag am Stubaier Gletscher skizziert beispielhaft das Tätigkeitsfeld sowie die Firmenphilosophie des Tiroler Unternehmens. „Wir beziehen ausgediente Materialien, bereiten diese auf und führen die gewonnenen Rohstoffe in den Produktionskreislauf zurück. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt“, erklärt die Geschäftsführerin Petra Mussmann.
Kontinuierlich erweitert.
Das Unternehmen ist nach seinem Gründer Robert Ragg benannt, der 1947 mit einem kleinen Schrotthandel in Fulpmes den Grundstein für den Betrieb legte. Nach dessen Tod im Jahr 1957 über nahm seine Tochter Loni Mussmann das Geschäft. 1970 erfolgte eine Umsiedlung in die Valiergasse in Innsbruck, 1974 der Kauf des Firmenareals in Hall. 2010 wurde die Metallübernahme nach Hall verlegt. Vor knapp dreißig Jahren ist Petra Mussmann in die Firma eingestiegen. Seit rund 15 Jahren leitet sie mit ihrem Lebensgefährten Christian Stolz das Unternehmen.
Das Kerngeschäft der Firma ist nach wie vor die Aufbereitung von Eisenschrott und der Stahlhandel.
Da sich jedoch im Laufe der Jahre sowohl die Anforderungen der Kunden als auch die gesetzlichen Auflagen änderten, investierte man in neue Anlagen, die nun eine noch spezifischere Aufbereitung von Abfallprodukten ermöglichen. Neben der Shredderanlage für Verbundstoffe, Altfahrzeuge, Alt- und Haushaltsschrott, von der es österreichweit nur sechs Exemplare gibt, verfügt die Firma etwa über eine Altauto-Vordemontageanlage, eine Holzaufbereitungsanlage, eine Schrottschere und eine Kabelaufbereitungsanlage. In Kürze soll eine Nichteisen-Sortieranlage in Betrieb genommen werden, die eine noch präzisere Sortierung ermöglicht. Außerdem verleiht die Firma Ragg Sammelcontainer in unterschiedlichsten Größen. Mit dem Angebot der Firma ist auch der Mitarbeiterstand gewachsen. So beschäftigt Ragg heute rund 100 Personen an den vier Standorten in Innsbruck, Hall, Reutte und Jochberg.
Herausforderung Stahlpreis.
Hauptkunden der Firma sind Tiroler Industrie- und Gewerbebetriebe, aber auch Gemeinden und Privatpersonen. Während es früher saisonale Schwankungen gab, zum Beispiel während der Sperrmüllsammlungen in den Gemeinden, ist die Auslastung mittlerweile das ganze Jahr über gleich. Ausnahmen bilden einzelne Großaufträge oder bestimmte Ereignisse, erzählt Christian Stolz. „Bei Großveranstaltungen wie der Fußball-EM im vergangenen Sommer oder jedes Jahr an Weihnachten steigt die Anzahl der TVGeräte, die zu entsorgen sind.“
Grundsätzlich hängt das Geschäft jedoch stark von den wirtschaftlichen Entwicklungen ab.
„Unsere Kunden sind hauptsächlich Industriebetriebe und produzierende Betriebe. Ist deren Auftragslage schlecht, geht auch unser Geschäft zurück.“ Was die Abfallbranche vor Herausforderungen stellt, sind laut Mussmann zum einen zunehmend strengere gesetzliche Auflagen. „Wie in anderen Branchen ändern sich die rechtlichen Rahmenbedingungen kontinuierlich und sorgen für einen enormen Mehraufwand, der nur mit zusätzlichem Personal zu bewerkstelligen ist.“ Zum anderen übt der niedrige Stahlpreis Druck auf das Unternehmen aus. „Vor allem in China wird zu viel Stahl produziert, was sich weltweit auf den Stahlpreis auswirkt. Damit gehen auch in Europa der Schrottpreis und die Nachfrage zurück“, sagt die Geschäftsführerin. Ein weiteres Thema, das der Firma zu schaffen macht, ist der illegale Abfallabtransport ins Ausland, was zu einem Rückgang der zu entsorgenden Materialien führt. „Vor einigen Jahren noch haben wir beispielsweise durchschnittlich 11.000 Autos im Jahr aufbereitet, heute sind es noch rund 4.000“, erzählt Christian Stolz.
Regionalität und Qualität.
Um diese Herausforderungen zu meistern, will Ragg auch in Zukunft auf Prinzipien setzen, die seit der Firmengründung bestimmend waren und sich bewährt haben: „Wir wollen die intensive Zusammenarbeit und den persönlichen Kontakt mit Partnern aus der Region beibehalten, uns laufend weiterentwickeln und weiterhin umweltschonend arbeiten – der Umweltschutz ist uns von Anfang an wichtig gewesen. Zudem haben wir großartige Mitarbeiter und sind um eine familiäre Atmosphäre im Unternehmen bemüht. Das zeichnet uns als Firma aus“, sagt Mussmann.
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