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Schön und gut

Ein Team: Manuel Reinalter, Gerhard Kaiser, Judith Williams und Hannes Kohl

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Ein Team: Manuel Reinalter, Gerhard Kaiser, Judith Williams und Hannes Kohl

Mit der Cura Cosmetics Group hat sich ein Tiroler Unternehmen erfolgreich in der internationalen Beauty- und Pflegeindustrie etabliert. Aus der Firmengruppe stammen nicht nur Kosmetika namhafter Marken – auch alle Produkte der Investorin und Beautyexpertin Judith Williams werden in Innsbruck entwickelt und vermarktet.

Firmengründer Roland Kohl wollte wegen seiner kleinen Kinder nicht die Heimat verlassen

Ein Hidden Champion der Beautyindustrie mitten in Innsbruck – dass mit der Cura ein Experte in der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Kosmetika ausgerechnet in Tirol entstand, geht auf 1999 zurück. Damals wurde die Firma Schwarzkopf von Henkel übernommen, worauf der Standort in Tirol ins Ausland verlegt wurde – doch nicht alle Manager wollten mitziehen. „Unser damaliger Firmengründer Roland Kohl wollte wegen seiner kleinen Kinder nicht die Heimat verlassen – und gründete daraufhin mit Gerhard Kaiser und drei weiteren Partnern mit der Cura ihre eigene Kosmetikfirma“, erzählt Manuel Reinalter, Mitglied der Geschäftsführung der Cura Cosmetics Group und seit 2006 im Unternehmen.

Heute beschäftigt Cura 170 Mitarbeiter

Kohls Vision: eine Naturkosmetiklinie namens „Wellments“, die im Internet verkauft werden sollte. „Da waren Roland und Gerhard wohl ein bisschen ihrer Zeit voraus“, lacht Reinalter. Neben Wellments gehörte damals auch eine kleine Parfumkollektion zur Cura. Als kurz darauf die Zusammenarbeit mit Judith Williams begann, entwickelte sich der 5-Mann-Betrieb dann zu einem stetig wachsenden Unternehmen. Heute beschäftigt Cura 170 Mitarbeiter, macht rund 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr, mehrere hundert Produkte werden jährlich entwickelt, produziert und im In- und Ausland vermarktet.

Teamerweiterung  

2003 lernten sich Roland Kohl und Judith Williams beim Teleshoppingsender HSE24 kennen. Kohl präsentierte Wellments-Produkte, Williams war dort Beautyexpertin und Deutschlands erfolgreichste Verkäuferin im Shoppingkanal – und verkaufte unter anderem auch Wellments mit großem Erfolg. Die Kosmetikexpertin wollte wenig später ihre eigene Marke gründen und entschied sich, mit Roland Kohl und der Cura zusammen zu arbeiten. Gemeinsam besuchten sie den Standort in Innsbruck und die Produktionsstätten in Friaul und schmiedeten erste Pläne. Auch Manuel Reinalter war damals schon dabei – jedoch noch als Student: „Ich war eng mit Roland Kohls Söhnen befreundet und half neben dem Studium immer wieder aus. Auf der Fahrt zu einem Termin fiel mir dann der Linienname Life Long Beauty ein.“ 2007 gingen die ersten gemeinsamen Produkte in den Verkauf, die drei Linien Phytomineral, Life Long Beauty und Hugs & Kisses gibt es bis heute.

2017 folgte der erfolgreiche Einstieg in den stationären Handel.

Mittlerweile ist Judith Williams als internationale Marke in mehr als zehn Ländern erfolgreich, das Produktsortiment zählt hunderte Pflege- und Beautyprodukte und Verkaufszahlen in Millionenhöhe. 2017 folgte der erfolgreiche Einstieg in den stationären Handel. Pro Jahr kommen etwa 150 bis 200 neue Produkte dazu. Jedes einzelne davon wird von Williams und ihrer Firma Cura selbst umgesetzt. Die Zusammenarbeit intensivierte sich über die Jahre, heute ist Williams Mehrheitsgesellschafterin der Cura. Kohl ist mittlerweile Beiratsmitglied und leitet den Bereich Forschung und Entwicklung. „Es ist eine einzigartige Partnerschaft“, betont Reinalter.

Auf eigenen Beinen

Judith Williams und Cura wollten aber nicht nur auf den Erfolgsfaktor der eigenen Marke setzen. „Es war uns wichtig, dass wir selbstständig in anderen Geschäftsfeldern und Warengruppen aktiv sind“, so der Geschäftsführer. Zur Cura Cosmetics Group zählt neben der Marke Judith Williams, geleitet von Manuel Reinalter, auch die Parfumfirma Lifestyle und Cura Beauty dazu – sie werden mittlerweile von Kohls Söhnen Hannes und Clemens Kohl geführt. Lifestyle, mit Firmensitz in Hamburg, vertreibt in 15 Ländern lizensierte Duftmarken wie Michael Michalsky und Kappa sowie eigene Marken, etwa Juniper Lane. Cura Beauty hat sich als Handelsmarkenfirma auf die Entwicklung von Eigenmarken spezialisiert: „Wir arbeiten mit allen renommierten Drogeriefachhändlern im Handelsmarkenbereich zusammen“, erklärt Reinalter – für wen und was genau produziert wird, darf wegen Geheimhaltung nicht genannt werden.

Während früher das Markensortiment einen Großteil der Drogerien dominierte, entfallen mittlerweile fast 40 bis 50 Prozent auf sogenannte Eigenmarken.

Der Markt ist riesig, die besonders großen Warengruppen wie Duschgels oder Deodorants lohnen sich wegen des geringen Verkaufspreises nicht. Cura ist deshalb vor allem in Nischen tätig: Anti-Aging, nachhaltige Kosmetika wie feste Shampoos oder Produktinnovationen wie Anti-Cellulite. „Unser Anspruch war es, die Kunden zu überraschen und mit innovativen Produkten neue Trends zu setzen. Das ist uns gelungen – wir waren etwa die ersten mit einem zertifizierten Naturduft am deutschen Markt“, so Reinalter.

Neue Wege

„Eine unserer größten Stärken ist die langjährige Erfahrung im Verkauf von Produkten im Bewegtbild mit unserer Frontfrau Judith Williams“, weiß Manuel Reinalter. Bisher verkaufte Cura nur indirekt – via Teleshopping oder Handelsketten. Im Herbst soll erstmals ein direkter Verkaufskanal zu den Endkunden starten. „Wir entwickeln uns zu einem Omnichannel Anbieter und reagieren damit auf die Marktdynamik: der Beautyhandel gestaltet sich zunehmend online.“ Vor allem Social Media treibe diese Entwicklung stark voran, da künftig Social Commerce, also das Einkaufen direkt über mobile Apps wie etwa Instagram, dominiere. Die Zukunft des stationären Kosmetikhandels sei dagegen fraglich. Das zeigte nicht zuletzt die Corona-Pandemie, deren wirtschaftliche Auswirkungen online weniger drastisch waren als im stationären Verkauf.

Teleshopping diene sogar als Inspiration für den Onlinevertrieb

Teleshopping dagegen funktioniert im Kosmetikmarkt konstant gut – obwohl damit nur rund zwei Prozent der Umsätze am deutschen Kosmetikmarkt generiert werden. „Als Marktführer ist diese Nische für uns auch in Zukunft interessant“, weiß Manuel Reinalter. Teleshopping diene sogar als Inspiration für den Onlinevertrieb: Artikel werden mittels Bewegbild inszeniert und erklärt, die Konsumpsychologie spielt eine starke Rolle - „Online -und Teleshoppen sind sich ähnlicher, als man denkt“, so Reinalter.

Immer in Bewegung

Vergleichbare Mitbewerber am Kosmetikmarkt hat Cura nicht wirklich, das Unternehmen agiert in einer Nische zwischen kleinen Indiebrands und internationalen Großkonzernen. „Wir sind zu klein für die Großen und zu groß für die Kleinen“, sagt der Geschäftsführer. Diese Positionierung nützt man ebenso gezielt wie den Standort in Tirol, als eines von wenigen Konsumgüterunternehmen der Region. „Wir sind nahe zu unserer Produktion in Friaul und zu den Innsbrucker Hochschulen, mit denen wir enge Kooperation pflegen.“

Wir haben nie mehr als zwei Jahre Planungshorizont

Diese Faktoren bedeuten, dass Cura schnell und agil ist: Zwischen sechs und zwölf Monate benötigt das Unternehmen, um ein neues Produkt zu kreieren. Mit dem hauseigenen Forschungs- und Entwicklungslabor, das Ende des Jahres in Betrieb gehen soll, wird dieser Prozess weiter optimiert. Ein wichtiger Wettbewerbsvorteil in einer so dynamischen Branche: Die Lebenszyklen von Kosmetika werden immer kürzer, die Entwicklung immer schneller, der Innovationsgrad höher. „Wir haben nie mehr als zwei Jahre Planungshorizont“, weiß Reinalter. Man sehe das rasante Tempo aber als Chance: „Veränderung ist das einzig stetige – das haben wir von Judith Williams und unserem Gründer Roland Kohl gelernt.“

Der Judith Faktor

Judith Williams studierte klassischen Gesang in Köln – Opernsängerin wollte die in Deutschland geborene US-Amerikanerin eigentlich werden. Eine Tumordiagnose und die anschließende Hormontherapie beendeten ihre Ausbildung und Karriere als Sängerin, worauf sie 1999 als Verkäuferin beim Teleshoppingkanal QVC begann und europweit ein der führende Expertinnen im Bereich Produktverkauf über Bewegtbild wurde. Ein Jahr später wechselte sie zum Homeshoppingkanal HSE24. 2006 gründete sie ihre Marke Judith Williams – deren erfolgreichste Creme mehr als fünf Millionen Mal verkauft wurde. Die Judith-Williams-Marken-Welt inkludiert neben Kosmetik-, Pflege- und Beautyprodukten auch Schmuck, Mode und Parfüm. Williams ist mittlerweile nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern unter anderem auch in Frankreich, Großbritannien und Russland erfolgreich. Einer noch breiten Öffentlichkeit wurde die Unternehmerin als Investorin bei der Start-Up-TV-Show „Höhle der Löwen“ bekannt. Die dort abgeschlossenen Deals werden gemeinsam mit Cura über die Inkubator-Firma „Start Now“ abgewickelt. Williams pendelt zwischen Deutschland, Großbritannien und Tirol.

3 Fragen an Judith Williams

Vor 15 Jahren gründeten Sie Judith Williams Cosmetics, sind Haupteigentümerin der Cura und als Unternehmerin in ganz Europa tätig. Wie beurteilen Sie den Standort Tirol?  

Obwohl ich gebürtige Amerikanerin bin und in Deutschland lebe, fühle ich mich in Österreich wie daheim. Ich arbeite in vielen internationalen Teams, und das Mindset der Menschen ist unheimlich wichtig. Die Tiroler sind bodenständig, unkompliziert und haben ein gesundes Selbstwertgefühl – man weiß, was man kann, und traut sich dennoch, nach den Sternen zu greifen. Das ist genau die Einstellung, die man auch Start-Ups wünscht und die unheimlich wichtig für eine Firma ist – Tirol ist damit ein idealer und absolut attraktiver Wirtschaftsstandort.

Sie sind seit über 20 Jahren in der Kosmetikbranche tätig. Was ist das Besondere an diesem Markt?

Es gibt kaum eine Branche, die unter so beständigem Wandel steht, wie die Kosmetik. Wir müssen die Kunden stets begeistern und uns dabei immer neu erfinden. Wir schaffen heute die Zukunft von morgen. Wer in dieser Branche sein Geschäftsmodell nicht auf Wandel auslegt, hat verloren. Es braucht flexible Geister und Menschen, die gern innovativ denken und arbeiten und Freude am Wandel haben. Die Beautybranche ist zukunftsorientiert – die Basis ist höchste Qualität und Altbewährtes, darauf aufbauend muss dann Erneuerung geschehen. Es gibt ja Millionen Kosmetikprodukte – als Firma muss man den Kunden begeistern und ihn dazu bewegen, sich genau für dieses eine Produkt zu entscheiden. Kosmetika kauft man für sich, man will sich gut fühlen – wir müssen zu 100 Prozent zu diesem Wohlgefühl beitragen, die Kunden unterstützen und erklären, warum dieses Produkt ein Problemlöser sein kann. Der Kosmetikmarkt hat eine ganz eigene Dynamik.

Wo sehen Sie die Branche in 10 Jahren?

Der ganz große Trend der Branche ist Nachhaltigkeit. Gerade in der Cura sind wir darauf schon länger ausgerichtet: denn das Konzept der Nachhaltigkeit ist in Tirol stark verankert und noch besser umsetzbar, die Menschen sind eng mit der Natur verwurzelt. Das vereinen wir mit Wissenschaft, um die besten Produkte zu kreieren. Die Nachhaltigkeit wird die Branche künftig sehr stark prägen. Es werden sich etwa Verpackungsmaterialien und Formulierungen ändern, sodass wir besser und leichter transportieren können, Produkte länger haltbar und hygienischer sind. Die Cura steht auch kurz davor, Co2-neutral zu werden. Die Natur ist unsere Apotheke, wir müssen sie aber auch schützen –  dieser Gedanke wird den Kosmetikmarkt nachhaltig verändern.

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    Alle Produkte werden in Innsbruck entwickelt und vermarktet.

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    Manuel Reinalter, Mitglied der Geschäftsführung Cura Cosmetics Group

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    Manuel Reinalter, Gerhard Kaiser,und Hannes Kohl

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    Die Konfektionierung erfolgt inhouse: drei Millionen Pakete werden hier jährlich verpackt.

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    Der Firmensitz in Innsbruck beherbergt nicht nur Verwaltung, sondern auch einen Betriebskindergarten, die Judith Williams Beauty World, ein TÜV zertifiziertes Testinstitut und eigene Laboratorien für Forschung und Entwicklung.

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    Judith Williams studierte klassischen Gesang in Köln

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    Das Produktsortiment von Judith Williams umfasst unter anderem Kosmetikprodukte, Nahrungsergänzungsmittel und Düfte – entwickelt von Cura in Innsbruck.

20. Oktober 2020 | AutorIn: Katharina Wildauer | Foto: Franz Oss

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