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Sinn für Schönes

„Über gut gestaltete Dinge muss man gar nichts wissen, um zu erkennen, dass sie gelungen sind.“ Nina Mair, Architekting und Produktiondesignerin

Sinn für Schönes

„Über gut gestaltete Dinge muss man gar nichts wissen, um zu erkennen, dass sie gelungen sind.“ Nina Mair, Architekting und Produktiondesignerin

Die Innsbruckerin Nina Mair gestaltet Privathäuser, Hotels, Möbel und Leuchten für internationale Kunden. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Wunsch, mit gutem Design einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben zu leisten.

Für Nina Mair ist klar, dass gelungenes Design das Leben schöner macht – egal, ob man bekennender Designfreak ist oder man sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt hat. „Über gut gestaltete Dinge muss man gar nichts wissen, um zu erkennen, dass sie gelungen sind“, betont sie. „Die berühren einen emotional.“ Um das zu erreichen, müsse Design gar nicht ausgefallen oder besonders beeindruckend sein: durch harmonierende Form, Funktionalität, ausgewogene Proportionen und bewusst gewählte Materialien können auch Alltagsgegenstände, die man häufig gar nicht bewusst wahrnimmt, diese emotionale Wirkung haben. „Ein Türgriff zum Beispiel – da denke ich mir nicht jedes Mal, wow, ist der toll, aber wenn er gut in der Hand liegt, oder schöne Proportionen hat, dann ist das eine fantastische Sache, die den Alltag von jedem bereichert, ohne dass man eine Ausbildung oder ein Auge dafür haben muss.“

TIROL TRIFFT ITALIEN

Schon als Kind ist für Mair klar gewesen, dass sie später etwas Kreatives machen will. Dass es sie in die Architekturbranche verschlagen hat, sei keine Überraschung gewesen: Schon mit vier Jahren habe sie Grundrisse gezeichnet und damit ihrem Vater, der ebenfalls Architekt war, nachgeeifert. Sie entschied sich für ein Architekturstudium in Innsbruck und verbrachte ein Erasmusjahr in Florenz, was Mair und ihre Designphilosophie bis heute prägt: „Es ist zwar ein Klischee, aber in Italien sind die Menschen wirklich in allem ein bisschen emotionaler, und das gilt auch für gestaltete Dinge, egal, ob das Mode ist oder Produktdesign oder Architektur“, erzählt sie. „In der Gesellschaft gibt es ein anderes Bewusstsein dafür, und eine große Lust an schönen Dingen. Design hat einen ganz anderen Status, und das geht in Fleisch und Blut über, wenn man dort Zeit verbringt und das im Alltag erlebt.“

DIE GANZE BANDBREITE

Zum Produktdesign ist Mair erst nach ihrem Studium gekommen, und das über Umwege. Nach der Uni hat sie gemeinsam mit zwei Partnern das Designstudio Pudelskern gegründet und sich auf gut Glück für einen Ausstellungsplatz auf Mailänder Möbelmesse beworben. „Wir sind akzeptiert geworden, obwohl wir überhaupt nicht damit gerechnet haben, und haben dann erst
angefangen, zu überlegen, was wir jetzt wirklich ausstellen, und die Möbel dazu ntworfen“, erinnert sie sich. So habe sich der Fokus auf Produktdesign gelegt. Erst nach der Auflösung von Pudelskern ist Mair wieder mehr in Richtung Architektur gegangen und verbindet die beiden Bereiche seither in ihrem eigenen Studio Nina Mair Architecture + Design. „Die Schnittstelle ist natürlich die Innenarchitektur, aber zwischen der Gebäudehülle und dem designten Stuhl gibt es ganz viele Ebenen, da sind die Übergänge fließend“, so die Designerin.

MAGIE DER SKIZZE

Am Designprozess liebt sie vor allem die Phase, in der eine Idee zu Papier gebracht wird. „Das ist wahnsinnig emotional. Es ist sehr befriedigend, wenn ein Entwurf gelingt, kann aber auch durchaus schmerzhaft sein, wenn es nicht so recht funktionieren will“, erklärt Mair, die am Anfang immer zu Papier und Bleistift greift. „Wenn man Gedanken in eine Zeichnung übersetzt
und etwas kreiert, das es so vorher noch nicht gegeben hat – das ist für mich einer der besten Momente meiner Arbeit.“ Dieser schöpferische Akt motiviere sie auch immer wieder, genau wie der Gedanke, mit ihrer Arbeit ein kleines bisschen Schönheit in der Welt beitragen zu können: „Ich beschäftige mich gerne mit schönen Dingen und habe das Ziel, damit einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen.“ Ihre Ideen holt Mair sich außerhalb des Büros. „Am wenigsten passiert, wenn man am Schreibtisch sitzt“, so die Architektin. „Die Ideen kommen meistens, wenn ich in Bewegung bin, zum Beispiel auf Reisen neue Eindrücke sammle, aber auch, wenn ich in der Natur laufen gehe. Also eigentlich immer, wenn ich wirklich entspannt bin.“

DESIGNPHILOSOPHIE

Mair und ihr Team legen ihre Arbeit sehr analytisch und ganzheitlich an. „Wir versuchen, unsere Kundinnen und Kunden sehr gut kennenzulernen, bevor wir entwerfen.“ Bei Privatpersonen werde beispielsweise nicht nur die aktuelle Lebenssituation, sondern auch mögliche Veränderungen in der Zukunft miteinbezogen. „Das ist auch mein Verständnis von Nachhaltigkeit“, sagt Mair. „Es müssen nicht immer nur ökologische Materialien verwendet werden – mein Anspruch ist es, langfristige Lösungen und Produkte zu entwickeln, die eine lange Lebensdauer haben und keiner Mode folgen, sondern zeitlos sind.“ Bei der Umsetzung greift sie bevorzugt auf schlichte, reduzierte Formen und Naturmaterialien zurück. „Im Vergleich zu vielen künstlich erzeugten Materialien fühlen die sich einfach schöner an“, erklärt sie. Deshalb verarbeitet sie diese auch am liebsten so naturbelassen wie möglich: „Pures Holz, das nur geölt ist, oder Stein mit einer gelederten Oberfläche sind etwas Fantastisches.“ ktuell stehe ein Reihe spannender Projekte an, die für Abwechslung zwischen Architektur und Produktdesign sorgen. Auf ihr absolutes Traumprojekt warte Mair aber noch: „Ich würde gerne mal ein Gebäude planen, wo wir – und das ist uns schon fast gelungen – tatsächlich vom Türgriff bis zum Dach alles entwerfen dürfen.“

PRODUKTE MIT GESCHICHTE

Nicht nur die Produkte selbst werden sehr bewusst entwickelt: Auch die Namen der Objekte entstehen in einem langen Prozess und reflektieren am Ende, was sich Mair und ihr Team bei der Entwicklung des Produktes gedacht haben, um ein besonderes Gefühl zu transportieren. Das sieht man am Beispiel des Gatsby Barcarts, bei dem es um die Kultur, Gäste zuhause zu empfangen und einen tollen Rahmen für einen gelungenen Abend zu bieten, geht – die Referenz zur Romanfigur Jay Gatsby, die in F. Scott Fitzgeralds Klassiker „Der große Gatsby“ rauschende Feste veranstaltet, verstärkt das noch.

ZUR PERSON

Nina Mair hat in Innsbruck und Florenz Architektur studiert und nach dem Abschluss gemeinsam mit zwei Partnern das Architekturstudio Pudelskern gegründet. Nach dessen Auflösung hat sie 2012 ihr eigenes Studio, Nina Mair Architecture + Design, in Innsbruck gegründet.

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15. März 2022 | AutorIn: Lisa Schwarzenauer | Foto: Nina Mair Architecture + Design

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