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Tiroler Bautag 2023: Digitale Baueinreichung auf dem Vormarsch

Stellten beim Tiroler Bautag die digitale Baueinreichung in den Fokus: (v.l.) Innungsgeschäftsführer Matthias Marth, Landesinnungsmeister Anton Rieder, Landesrat Mario Gerber, Hanno Vogl-Fernheim (Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Tirol und Vorarlberg), Andreas Sausgruber (KufGem EDV) und Roman Schneider (Baupolizei der Stadt Wien).

Tiroler Bautag 2023: Digitale Baueinreichung auf dem Vormarsch

Stellten beim Tiroler Bautag die digitale Baueinreichung in den Fokus: (v.l.) Innungsgeschäftsführer Matthias Marth, Landesinnungsmeister Anton Rieder, Landesrat Mario Gerber, Hanno Vogl-Fernheim (Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Tirol und Vorarlberg), Andreas Sausgruber (KufGem EDV) und Roman Schneider (Baupolizei der Stadt Wien).

Bei der 15. Ausgabe des Tiroler Bautages diskutierten Entscheidungsträger und Branchenexperten heuer in Innsbruck über das Thema digitale Baueinreichung.

Die Digitalisierung begleitet uns täglich in vielen Bereichen des Lebens und auch die Tiroler Baubranche bleibt davon nicht unberührt. Die Thematik bildete daher auch das Fundament des 15. Tiroler Bautages am 4. Mai, der in diesem Jahr von Paul Tesarek moderiert wurde und in der Werkhalle der BAUAkademie in Innsbruck stattfand. Im Rahmen von Impulsvorträgen beleuchtete Wirtschaftslandesrat Mario Gerber einerseits die politischen Bestrebungen und Roman Schneider (Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 37, Baupolizei) referierte umfassend über das Vorreiter-Projekt BRISE Vienna.

„Politischen Wind zu einem Sturm machen”

Zuvor nutzte Landesinnungsmeister Anton Rieder die Gelegenheit, um den rund 120 Zuhörerinnen und Zuhörern im Saal über die Entwicklung der Tiroler Bauwirtschaft zu berichten: „Wir haben uns in den letzten sieben Jahren äußerst positiv entwickelt, stehen aktuell allerdings vor großen Herausforderungen – Klimawandel, demografischer Wandel, Fachkräftemangel, strenge Kreditvergaberichtlinien und die Kostenentwicklung werden uns noch viel abverlangen.” Laut Prognosen werde sich Tirol mittelfristig auf 30 % weniger Wohnbau einstellen müssen. „Es gibt derzeit 700 bis 800 baureife Wohnungen, die aber nicht umgesetzt werden können, weil sie entweder den Deckel der Wohnbauförderung sprengen oder die Mieten unleistbar sind”, skizzierte der Landesinnungsmeister den Status quo und betonte gleichzeitig die Wichtigkeit eines substanziellen Eingriffs. „Wir können nicht jedes Jahr das Budget nach oben schrauben, sondern müssen andere Lösungen finden.” Vom Verzicht auf unterirdische Bauteile über eine höhere Bebauungsdichte bis hin zum systematisierten Planen und Bauen gebe es hier eine Reihe von Praxislösungen.

Eine davon soll mit 1. Jänner 2024 auf Schiene gebracht werden: die digitale Baueinreichung. Rieder spricht hier von einem „Meilenstein”, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand: vom Entwurf bis zum Bescheid können alle einzureichenden Unterlagen ganz einfach elektronisch versendet werden – das verringert einerseits die Vorlaufzeiten für Wohnbauten und spart zudem einiges an Kosten. „Nach zehn Jahren intensiven Drängens und vielen Gesprächen ist es uns endlich gelungen, so weit zu kommen. Jetzt geht es darum, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, damit der Einstieg in diese Technologie gelingt. Wir müssen den politischen Wind zu einem Sturm machen”, richtet Rieder auch einen Fingerzeig in Richtung Behörden, wieder Bauermöglicher zu werden und sich als Servicestelle zu verstehen.

„Weitere Schritten müssen schnell folgen”

Wirtschaftslandesrat Mario Gerber versicherte im Rahmen seines Vortrages, bis zum 1. Jänner 2024 die Rahmenbedingungen für die digitale Baueinreichung zu schaffen: „Mein Team und ich arbeiten hart daran, dieses Fundament zu erbauen und das Ganze auch rechtlich abzusichern.” Ihm sei bewusst, dass dies erst der erste Schritt sei, doch „die weiteren müssen schnell folgen, denn die Digitalisierung wird in den nächsten Jahren rapide voranschreiten.” Gleichzeitig betonte der Landesrat auch die Herausforderung, die Interessen von 277 Tiroler Gemeinden zu händeln. Schließlich gehe es auch darum, nicht nur die Planenden und BauherrInnen von der digitalen Baueinreichung zu überzeugen, sondern auch die Gemeinden und nicht zuletzt die Tirolerinnen und Tiroler.

Schnellere Bauvorhaben durch neue Technologien

Noch einen Schritt weiter geht das Wiener Forschungsprojekt BRISE (Building Regulations Information for Submission Envolvement), das in den vergangenen 3,5 Jahren entwickelt und beim Tiroler Bautag vom Projektbeteiligten Roman Schneider vorgestellt wurde. Das Digitalisierungsprojekt baut auf der digitalen Baueinreichung auf. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und Building Information Modeling – auch BIM genannt – soll das Genehmigungsverfahren automatisiert werden. Bauunterlagen werden so digital eingereicht und auch digital überprüft.

„Bürokratische Hürden können abgebaut und gleichzeitig Zeit- und Kostenersparnis für alle Beteiligten aufgebaut werden”, betonte Schneider die Vorteile und erklärte gleichzeitig, dass das System auf drei Säulen aufbaut: Die Einreichung selbst erfolgt nicht mehr als PDF oder Papier, sondern im openBIM-Format. Die Bewertung übernimmt in einem ersten Schritt nicht der Mensch, sondern die Maschine. Und die Bauverhandlungen finden künftig mit dreidimensionalen Modellen statt, bedingt durch die digitale Einreichung. Durch Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR) soll die Verfahrensdauer künftig halbiert und Bauverfahren für Laien oder AnrainerInnen verständlicher werden.

In 13 Pilotprojekten – vom Büro bis zur Kaserne – wurden die neuen Technologien schon eingesetzt. Die Erkenntnisse sollen nun in die Umsetzung einfließen und bald zu mehr Transparenz und Erleichterungen für die BürgerInnen in Bezug auf Bauvorhaben führen.

Alle mit ins Boot holen

Im Anschluss an die beiden Impulsreferate diskutierten Experten bei einem Podiumsgespräch über ihre Eindrücke und auch Standpunkte hinsichtlich des Ist- und Soll-Zustandes in Sachen Digitalisierung am Bau. Zwar sei ein Projekt wie BRISE in Tirol noch Zukunftsmusik, allerdings müsse man bereits jetzt schon genau diesen Schritt denken, betonte Landesinnungsmeister Anton Rieder. „Mit dem 1. Jänner 2024 ist es nicht getan, im Gegenteil: Wir müssen uns schon jetzt Gedanken darüber machen, wie es weitergeht. Kann beispielsweise eine modellbasierte Einreichung mittels BIM-Technologie stattfinden? Dass das funktioniert und auch zukunftsträchtig ist, hat Roman Schneiders Vortrag heute gezeigt. Hier gilt es, sich stetig weiterzuentwickeln und Erfahrungen zu sammeln”, so Rieder.

Für Softwareentwickler Andreas Sausgruber ist ganz klar, dass die digitale Baueinreichung technologisch umsetzbar ist: „Level 1 haben wir bereits erreicht, der weitere Ausblick wird noch ein weiter Weg.” Hanno Vogl-Fernheim (Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Tirol und Vorarlberg) brachte auch die Sicht der Architekten ein: „Für uns ist es ganz wichtig, dass die digitale Baueinreichung endlich kommt. Wir haben die Daten ja schon in 3D und wissen aus Erfahrung, wie umständlich die Überprüfungen im Vorfeld sein können.” Auch er betonte die Wichtigkeit, die Tiroler Gemeinden zu unterstützen und nicht im Regen stehen zu lassen. Damit ging auch Roman Schneider einmal mehr konform und riet seinen Tiroler Kolleg:innen: „Wichtig ist es, alle Beteiligten und Stakeholder mit ins Boot zu holen und herauszufinden, was wirklich gebraucht wird – von der Prozessanalyse über die Anforderungserheben bis hin zum Test.” Und nicht zuletzt müsse man dafür sorgen, dass es die Beteiligten und Bürger:innen interessiert und sie ihren Vorteil daraus erkennen.” Tirol sei mit seinen Ambitionen jedenfalls auf einem guten Weg.

08. Mai 2023 | AutorIn: top.tirol Redaktion | Foto: Die Fotografen

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