Neue Wege – Versorgung sichern – Zukunft gestalten
Neue Wege – Versorgung sichern – Zukunft gestalten
Derzeit findet die Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft hämatologischer und onkologischer Pflegepersonen (AHOP) statt. Knapp 1.000 TeilnehmerInnen treffen sich vom 30.3. bis 1.4.2023 im Congress Innsbruck. Die Veranstaltung steht unter dem Vorsitz von OeGHO-Tagungspräsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll und AHOP-Präsident Harald Titzer, BSc, MSc.
Das Motto des Kongresses lautet heuer „Neue Wege suchen“. Konkret leiten sich daraus die zentralen inhaltlichen Themen rund um das Ausloten und Beschreiten innovativer Zugänge etwa in Bereichen der Kommunikation, der Therapieapplikation bis hin zum Nebenwirkungsmanagement und der interdisziplinären Zusammenarbeit ab.
Wissen stärken – Leitlinien festlegen
ÄrztInnen, Pflegepersonen, Studierende sowie MitarbeiterInnen der pharmazeutischen Industrie nutzen die Veranstaltung und den lebendigen wissenschaftlichen Diskurs, um Informationen auszutauschen und gemeinsam die Verwirklichung von Zielen und Visionen voranzutreiben. Exzellente edukative Vorträge bestimmen das dreitägige Programm. Fortbildungen, Vernetzungstreffen und Forschungsförderung werden von der OeGHO stark gestützt. Den Weg für zukünftige ExpertInnen zu ebnen, sehen die Verantwortlichen als wesentlichen Teil ihres Engagements. „Unser Bestreben um Verbesserung der Therapien sowie auch der fachlichen Fortbildungen dienen immer dem Ziel, die Versorgung der PatientInnen auf dem gewohnt hohen Niveau sicherzustellen“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, der von 2019 bis zur aktuellen Wahl am 30.3.2023 als Präsident der OeGHO fungierte.
Leitende Positionen neu besetzt
Einen wichtigen innerorganisatorischen Programmpunkt am ersten Veranstaltungsabend bildete die Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl zum künftigen OeGHO-Vorstand. Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll (Krankenhaus St. Vinzenz Zams) und Univ.-Prof. Dr. Dominik Wolf (Medizinische Universität Innsbruck) waren für die Vorstandspositionen als Präsident und Vizepräsident nominiert. Beide in Tirol tätigen Ärzte wurden in diesen Funktionen bestätigt. „Gemeinsam mit dem gesamten Vorstand unserer Fachgesellschaft werden wir die Arbeit im Sinne der an Krebs erkrankten Menschen fortsetzen und die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit mit weiteren Fachbereichen stärken. Die Versorgung gelingt nur, wenn alle beteiligten Personen auf Augenhöhe miteinander arbeiten und das gemeinsame Ziel fokussieren“, betonen Prim. Univ.-Prof. Ewald Wöll, neugewählter Präsident des OeGHO-Vorstands, und Univ.-Prof. Dominik Wolf, Vizepräsident OeGHO-Vorstand. Sie sehen diese Zusammenarbeit in Tirol und im angrenzenden Vorarlberg in herausragender Weise umgesetzt.
Cancer Nurse – Drehscheibe der Krebsversorgung
Ein gewichtiger inhaltlicher Schwerpunkt der Fachtagung bezieht sich auf die zunehmenden Herausforderungen in der Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen. Hierzu werden im Vorfeld umfassend aufbereitete Maßnahmen zur Implementierung des europaweit bewährten Konzeptes der Cancer Nurse vorgestellt. Die Zahl der Menschen mit Krebserkrankungen steigt auch in Österreich deutlich an. In zehn Jahren ist mit bis zu 40 % mehr Fallzahlen in den Fachambulanzen zu rechnen. Effiziente Therapien und die erhöhte Überlebensrate bedingen eine Alterung dieser PatientInnen. Somit müssen medizinische und pflegerische Aufwendungen auch in neuen Zeiträumen gedacht werden.
Neue Perspektiven – für Berufsbild und Gesundheitssystem
Cancer Nurses ermöglichen eine deutliche Optimierung der bedürfnisorientierten Versorgung von Menschen mit einer Krebserkrankung. Der Ausbau der fachärztlichen Strukturen in Österreich mit der Entwicklung von FachexpertInnen wird kurzfristig nicht in ausreichendem Maß gelingen. Bis 2030 fehlen laut Bericht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) 75.000 Pflegepersonen. Das Vertiefen der Digitalisierung und die Stärkung von interprofessionellen Teamstrukturen sollen deshalb vorangetrieben werden. Das Berufsfeld Pflege muss deutlich attraktiver werden – etwa mit der Rolle und Karrierechance als Cancer Nurse mit Option zur Advanced Cancer Nurse. Dieses Konzept ist eine Chance zur nachhaltigen Verbesserung eines steigenden Problems des Gesundheitssystems. Als Hauptansprechperson, kontinuierliche Begleitung für PatientInnen sowie NavigatorIn zwischen den zuständigen OnkologInnen und Berufsgruppen des multiprofessionellen Teams, fungieren die Cancer Nurses in einer Position, die Informationen individuell erfasst und effizient koordiniert.
Von der Vision zur Etablierung
Die beiden Fachgesellschaften OeGHO und AHOP haben eine Arbeitsgruppe gebildet, die das Rollenbild der Cancer Nurses in Österreich etablieren will. Dieses Expertengremium empfiehlt dringend die Umsetzung einer Spezialisierung im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege. Diese basiert auf den acht EONS-Ausbildungsmodulen, die sich aus onkologischem Fachwissen, Fähigkeiten und Kompetenzen, Kommunikation, Leadership und Management sowie Forschung zusammensetzen. Für die flächendeckende Umsetzung bedarf es der gesetzlichen Verankerung der Weiterbildung Cancer Nurse im Sinne einer Erweiterung der bestehenden Spezialisierung, ein österreichweit einheitliches Curriculum für diese Weiterbildung, das Festschreiben der Cancer Nurse/Advanced Cancer Nurse im Österreichischen Strukturplan Gesundheit sowie das Etablieren von „Fachkarrieren“ im Pflegebereich mit angemessener Gehaltseinstufung.
Förderung der nächsten Generation
Der Ausbildung und Karriereentwicklung ist auch im diesjährigen Kongress eine eigene Schiene gewidmet. Die OeGHO-Task Force YHOGA (Young Hematologists & Oncologists Group Austria) hat sich diesem insbesondere für Studierende relevanten Teil des Fachbereichs angenommen. Anliegen der jüngeren KollegInnen bedürfen konkreter Unterstützung. Vom Aufbau eines Kommunikationsnetzwerkes für angehende oder junge FachärztInnen, der Bereitstellung von Informationen zu Fortbildung, Förderung von wissenschaftlichen Projekten bis hin zu organisatorischen Belangen und internationalem Austausch übernimmt die YHOGA die Initiative. Zielsetzung ist es, die bestmögliche Entwicklung für die nächste Generation im Fachbereich zu gewährleisten.
So werden auch im Rahmen der OeGHO & AHOP-Frühjahrstagung eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten jüngerer KollegInnen ausgezeichnet und vorgestellt. Es werden die besten eingereichten Poster bewertet und prämiert sowie die Young Investigator Awards vergeben. „Die Einbindung Studierender der Humanmedizin ist uns als Fachgesellschaft besonders wichtig. Daher gibt es auch heuer wieder die Programmschiene für Studierende und den wissenschaftlichen Nachwuchs. Für diese Zielgruppe besteht die Möglichkeit der kostenfreien Teilnahme sowie Unterstützung bei der Anreise und Unterbringung in Innsbruck,“ hält Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll fest.