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Der Drang, etwas zu bewegen

Anton Pletzer, Pletzer Gruppe

Der Drang, etwas zu bewegen

Anton Pletzer, Pletzer Gruppe

Vom Lehrling zum einflussreichen Multiunternehmer: Anton Pletzer hat in den 1960ern mit einem Installationsbetrieb in Hopfgarten den Grundstein für die Pletzer Gruppe gelegt. Im Interview erzählt er von kleinen Anfängen, großen Herausforderungen und dem Erfolgsfaktor Familie.

top.tirol: Sie haben 1963 mit 19 Jahren die Seeber & Pletzer OHG mitgegründet – wie war diese Zeit für Sie?

Anton Pletzer: Damals war die Volljährigkeitsgrenze noch bei 21 Jahren, deshalb wurde ich durch einen Gerichtsbeschluss frühzeitig aus der väterlichen Gewalt entlassen und schon mit 19 volljährig erklärt – nur so war es überhaupt möglich, mit einem Partner ein Installationsgeschäft zu eröffnen. Außer der Volljährigkeitshürde hat es dann noch die zusätzliche Hürde gegeben, dass man ein Unternehmen erst mit 24 Jahren gründen durfte. Wir konnten wir diese Firma Seeber & Pletzer, wie sie damals geheißen hat, nur gründen, weil mein Partner schon 26 war. Ich war damit einer der jüngsten Unternehmer des Landes.

Was hat Sie bewogen, so jung schon unternehmerisch tätig zu werden?

Ich war immer sehr unternehmensfreudig und hatte damals ein sehr gutes Angebot von einer Firma, als Leiter einzusteigen, und da habe ich mir gedacht, warum nicht mit meinem Partner den Weg in die Selbständigkeit wagen. Es war eine andere Zeit damals, das kann man nicht beschreiben...es ist ein Schicksal, aber ich habe einfach den Drang gehabt, etwas zu bewegen.

Würden Sie sich jetzt wieder so früh selbständig machen?

Ich glaube nicht, dass es heute möglich wäre, mit 19 ein Unternehmen zu gründen. Man muss ganz andere Voraussetzungen erfüllen, es ist einfach eine ganz andere Zeit – so wie damals wäre es heute sicher nicht mehr möglich. Obwohl: Meinen jüngeren Sohn habe ich mit 25 Jahren auch ins kalte Wasser geworfen, und der hat sich sehr gut entwickelt.

Was braucht es, um als Unternehmer über so lange Zeit erfolgreich und relevant zu bleiben?

Man muss immer eine gewisse Risikofreude haben, und man braucht auch ein Quäntchen Glück – ohne Glück geht es nicht. Und Fleiß.

Wenn Sie zurückschauen, was waren Ihre größten Erfolge?

Als mein erster Sohn 1994 das Installationsgeschäft übernommen hat, habe ich begonnen, Einkaufs- und Fachmarktzentren und auch ähnliche Unternehmen wie iDM und Apparatebau zu gründen. Ich war immer schon der Meinung – und das hat mein Vater schon gesagt – man muss auf mehreren Beinen stehen. Der Baum muss mehrere Wurzeln haben, dann kann auch mal eine absterben. Das habe ich mir zum Leitbild gemacht, und das ist mir mit diesem Schritt auch sehr gut gelungen.

Was waren die bisher größten Herausforderungen?

Das war auch 1994, als wir das erste Einkaufszentrum in Kärnten gebaut haben. Da war das Risiko sehr groß, weil man hat überhaupt nicht gewusst hat, wie gut das dann gehen würde, aber das hat sich sehr gut entwickelt. Die Bergbahnen waren auch schwierig, da sind in den 80er-Jahren viele vor dem Konkurs gestanden, als die Schnee- und Beschneiungssituation sehr kritisch war, da musste man schon sehr kämpfen.

Ist es Ihnen schwergefallen, die operative Führung in den Bereichen Hotels und Installationen an Ihre beiden Söhne abzugeben?

Nein, überhaupt nicht – ganz im Gegenteil! Ich war bei der ersten Übergabe 50 und mein älterer Sohn war 30, und ich bin der Meinung, man muss die Jungen so früh wie möglich in die Unternehmen lassen. Ich habe das schon erlebt mit einigen Partnern, die die Führung zu lange nicht abgegeben haben, und die sind dann teilweise gescheitert. Ich habe mittlerweile andere Aufgaben, im Hintergrund ziehe ich aber nach wie vor die Fäden. Wir verstehen uns gut und meine Söhne verlassen sich immer noch auf meinen Rat und meine Empfehlung.

Ist es Ihnen wichtig, dass die Pletzer Gruppe weiterhin ein Familienunternehmen bleibt?

Ja. Es ist alles so geregelt, dass es ein Familienunternehmen bleibt, wir haben eine Familienstiftung und eine Familienverfassung. Ich glaube, dass in schweren Zeiten Familienunternehmen die meisten Chancen haben und auch in Zukunft haben werden, weil sie finanziell besser dastehen und auch anders geführt werden. Von Partnern, die keine Familienunternehmen waren, habe ich mich immer getrennt – die sind daran interessiert, Ausschüttungen zu machen, während in Familienbetrieben das erwirtschaftete Geld im Unternehmen bleibt. Es ist wichtig, ein gutes Fundament zu schaffen, und das kannst du nur im Familienunternehmen so machen.

Sie sind in den Bereichen Industrie, Tourismus und Immobilien tätig. Warum genau diese Bereiche?

Unsere Industriebetriebe wie den Stahlbau Hopfgarten, jetzt APL Apparatebau, haben wir bereits in den 60er-Jahren, iDM Matrei, den größten Wärmepumpenhersteller Österreichs, in den 80er-Jahren gegründet. In den 70ern hat der Liter Öl einen Schilling gekostet, also 7 Cent, dann ist 1972 die Ölkrise gekommen – da habe ich mir gedacht, man muss eine Alternative suchen. Ich hatte da eine glückliche Hand, weil ich immer vorausgeschaut und mit Hausverstand gehandelt habe. Die Hotels sind dazu gekommen, weil ich schon Bergbahnen hatte und überlegt habe, wie ich die beleben kann – eben mit einem Hotel. Wir haben immer geschaut, wie es Synergien gibt: Wärmepumpen und Apparatebau, Bergbahnen und Hotels. Das befruchtet und belebt sich gegenseitig. Und das mit den Einkaufs-, Fachmarkt- und Logistikzentren hat sich dann eigentlich ergeben, weil das damals gepasst hat und ich immer gesagt habe, man muss flexibel sein. Die Flexibilität als Unternehmer ist sehr, sehr wichtig.

Die breite Aufstellung des Unternehmens war sicher auch ein Vorteil in der Krise.

Ja, das war ein großer Vorteil. Wir haben durch Corona auch einiges verloren, dafür sind manche Betriebe sogar besser gegangen, das hat sich gut ausgeglichen. Die Bergbahnen und Hotels haben am meisten gelitten, aber da war es dann nicht so schlimm, weil da praktisch nur ein halbes Monat weggefallen ist. Die Hotels hatten anfangs große Probleme, aber wir hatten in allen fünf Hotels noch nie so gute Sommermonate. Wir werden nicht alles aufholen können, aber wir haben noch nie so eine gute Auslastung gehabt, da kommen wir denke ich mit einem blauen Auge davon. Im Immobilienberiech haben wir selbstverständlich Mietausfälle gehabt, aber das war nicht so schlimm. Einige sind auch Konkurs gegangen, aber da diese Häuser und Mietobjekte relativ gute Lagen haben, konnten wir das wieder ausgleichen.

Was ist Ihre Prognose für die nächsten Monate?

Ich bin sehr zuversichtlich. Wir haben im Bezirk Kitzbühel zurzeit nur wenige Coronafälle. Tirolweit steigt die Zahl ja leider wieder, aber ich glaube, dass wir das gut im Griff haben. Wir tragen in unseren Hotels natürlich auch dazu bei, da wird jede Woche getestet, und ich glaube, dass wir auch im Winter mit einem blauen Auge davonkommen werden. Leider hinkt die Politik da hinterher. So gut die Politik am Anfang der Krise war, so schlecht hat sie sich entwickelt.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Klare Aussagen, und dass die einzelnen Länder mehr berücksichtigt werden. Das kann man nicht einfach alles über einen Kamm scheren, das muss man individueller handhaben. Ich glaube, bei uns im Land und auch in den Bezirken ist man gut aufgestellt, und vieles kann man kleinräumig sicher besser lösen.

Glauben Sie, dass Corona-bedingte Veränderungen der Arbeitswelt wie verstärktes Homeoffice auch nach der Krise ein Thema bleiben werden?

Nein. Ich bin überzeugt davon, dass sich das bei uns nicht durchsetzen wird. Homeoffice wird in Wien vielleicht funktionieren, aber am Land sicher nicht – das kann das Büro nicht ersetzen. Ich spreche ja mit unseren Mitarbeitern, die sind alle gerne wieder zurückgekommen. Ich bin persönlich kein Freund davon und gehe auch nicht davon aus, dass sich das auf den Immobilienmarkt auswirken wird.

Wird man im Energiesektor Veränderungen spüren?

Der Energiesektor ist im Wandel, und auch da ist die Politik gefordert. Man muss CO2-Emissonen verringern, aber ich glaube, dass das alles auch ein bisschen hochgespielt ist. Wir werden natürlich Umdenken müssen, aber: Wir haben in Tirol Wasserkraftwerke, und man sieht ja, welche Schwierigkeiten es da gibt. Wenn man die ausbauen oder neue Kraftwerke errichten will, wird nichts zugelassen. Wie soll das weitergehen? Alle reden, aber die Politik ist leider sehr schwach geworden, bestimmt wird heute nur mehr von Beamten. Früher war das ganz anders: Wenn ein Hofrat gekommen ist und gesagt hat, so soll das sein, dann ist das so gewesen. Aber heute... Wir bauen ja jedes Jahr sehr viel, aber es ist mühsam. Man hat mittlerweile eine Vorlaufzeit von mindestens zwei Jahren, um überhaupt ein Bauvorhaben durchzubringen. Da reden alle, dass das Wohnen zu teuer ist, aber die Politik ist da auch selbst verantwortlich, weil es so viele Verordnungen gibt, dass sich gar keiner mehr ein Haus baut. Früher hat sich jeder von uns in der Arbeit ein Haus bauen können, aber heute kostet das Grundausheben beziehungsweise die Deponiegebühr mehr als der Rohbau. Wir haben so viele Verordnungen und Gesetze, das ist ein Wahnsinn. In der Politik redet zwar jeder, aber es wird nichts geändert, im Gegenteil, es wird sogar immer schwieriger. Und wenn man momentan was machen will, heißt es nur Corona, Corona, Corona. Es ist eine Katastrophe.

Zur Person

Der in Oberndorf bei Kitzbühel geborene Anton Pletzer leitet gemeinsam mit seinen Söhnen die in den Bereichen Immobilien, Tourismus und Industrie tätige Pletzer Gruppe. Von 1972 war er außerdem Obmann des TVB Hohe Salve. Für seine Verdienste hat er u. a. den Berufstitels Kommerzialrat und das Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen bekommen.

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    Heidi und Komm.- Rat Anton Pletzer im Büro

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    Eröffnung 3er-Sessellift im Jahre 1984 Rigi-Thenn – dem zweiten 3er-Sessellift Österreichs

  • Foto-3

    Eröffnung des größten Einkaufszentrums Klagenfurt mit Verleihung der goldenen Medaille der Stadt Klagenfurts

  • Anton-Pletzer2

    Der Unterländer Unternehmer ist zuversichtlich, dass man auch im Wintertourismus mit einem blauen Auge davonkommen wird.

21. Oktober 2020 | AutorIn: Lisa Schwarzenauer | Foto: Axel Springer

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