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Quartier Bartlmä: (K)ein Zuhause für die Kulturszene

Quartier Bartlmä: (K)ein Zuhause für die Kulturszene

Die Innsbrucker Kulturszene kämpft seit Jahren mit dem gleichen Problem: Der Raum für Kultur wird immer enger, die durch Schließungen entstehenden Lücken immer größer. Das Quartier Bartlmä könnte die Lösung sein – und die Stadt aus ihrem kulturellen Dornröschenschlaf erwecken.

In den letzten Jahren musste die Innsbrucker Kulturszene herbe Verluste einstecken: Nachdem 2017 der Weekender wegen einer Lärmbeschwerde zusperren musste, hat es 2019 auch den Hafen getroffen – beides Locations, die jahrelang Fixpunkte des städtischen Kulturlebens waren und Raum für alles abseits des Mainstreams geboten haben. Mit den Stadtsälen und dem Stadtcafé sind zwei weitere prominente Ausgeh- und Eventlocations verschwunden, die zwar weniger der Subkultur verschrieben waren, aber dennoch ihren Teil zu einem vielfältigen Kultur- und Nachtleben beigetragen haben. Und was ist nachgekommen? Enttäuschend wenig. Mit dem Haus der Musik wurde zwar eine neue Location geschaffen, ein Zuhause für Sub- und Popkultur ist es aber definitiv nicht. Hier wartet man trotz vieler Versprechen seitens der Politik seit Jahren auf Lösungen, und in der Zwischenzeit wird es für Kulturschaffende und Veranstalter immer schwieriger: Neue Locations zu finden ist so gut wie unmöglich – nicht nur, weil passende Orte Mangelware sind, sondern auch, weil Clubs und Konzertlocations (und die dazugehörenden feiernden Menschen) in der Innenstadt alles andere als willkommen sind, Stichwort Lärmbeschwerden. Die Pandemie verschärft die Situation weiter: Selbst wenn in ein paar Monaten ein annähernd normaler Kulturbetrieb möglich sein sollte, ist es unwahrscheinlich, dass alle die Krise überleben.

Hoffnungsschimmer

Jetzt gibt es einen Vorschlag, wie – und wo – man der Kreativ- und Kulturszene ein Zuhause geben kann: Mit dem Quartier Bartlmä, einem Kultur- und Kreativzentrum auf dem Areal der ehemaligen Maschinenfabrik Oberhammer in Wilten. Der Vorschlag kommt nicht von der Politik, sondern von einem unabhängigen Kollektiv um den Innsbrucker Unternehmer Christian Steinmayr. Inspiriert von ähnlichen Projekten in anderen Städten, hatte er bei einem Besuch des leerstehenden Industriegeländes im Oktober 2020 die Idee, das Areal in einen urbanen Treffpunkt für die Stadt zu verwandeln. Warum? Weil sich das Gelände nicht nur perfekt dafür anbiete, sondern Innsbruck nach jahrelangem Stillstand so einen Ort auch dringend brauche: „Ich kann mich daran erinnern, wie es mal war in der Stadt. Ich kann mich an das Utopia erinnern, an den Hafen, an den Weekender, und ich kann mich auch erinnern, wie es war, als ich in anderen Städten gelebt habe, in London, in Zürich. Ein wenig Urbanität muss doch in Innsbruck auch möglich sein“, sagt er.

Durchgeplant

Er habe sich damit gleich an die Stadt gewendet, um herauszufinden, ob so ein Quartier überhaupt gewünscht und rechtlich möglich sei. Beides wurde von der Stadtplanung bestätigt, was für Steinmayr der Startschuss für die Projektplanung war. Gemeinsam mit Vertretern aus Kreativ- und Kulturbranche, Wirtschaft und Gastronomie (u. a. Andy Franzelin, Chris Koubek, Enrique Gasa Valga, Georg Spazier, Georg Schöpf, Cingiz Überbacher, Innsbruck Club Commission, Standortagentur) wurde überlegt, wie man die Hallen bestmöglich nutzen könnte und wer für die Umsetzung bestmöglich geeignet sei. Es gab in Folge mehrere Begehungen  mit  Architekten, Stadtplanung und Baupolizei, wo erhoben wurde, welche Auflagen es gibt und mit welchen potenziellen Problemen und Kosten man bei einem Umbau rechnen müsse. Darauf basierend entstand das Rohkonzept, das der Stadt Anfang des Jahres vorgelegt wurde und 6020 exklusiv vorstellen kann.

Das Liebe Geld

Inhaltlich zeigten sich erst mal alle Seiten angetan vom Quartier Bartlmä – aber an den möglichen Kosten für das Projekt scheiden sich jetzt die Geister. Und so scheint das Quartier Bartlmä nicht am Bedarf oder am Wohlwollen vieler, sondern wie so oft an der Parteipolitik einiger zu scheitern. Bürgermeister Georg Willi ist vom Konzept überzeugt und würde dieses gerne umsetzen, und das scheint auch schon das Problem zu sein. Denn das Spiel der freien Kräfte in Innsbruck bedeutet vor allem, dass der bürgerliche Block rund um ÖVP und FPÖ, angeführt von FI-Altbürgermeisterin Oppitz-Plörer, wohl prinzipiell nichts unterstützt, was dem grünen Bürgermeister zugutekommen könnte oder diesem auch nur im Ansatz gefällt. Der offizielle Grund ist ein oft gebrauchter: viel zu teuer. Ob die geschätzten zehn Millionen für das Projekt hinsichtlich des Nutzens wirklich zu viel Geld sind, ist aber eine andere Frage, zu deren Einschätzung vielleicht auch unsere folgende Infografik herangezogen werden kann. Die Zeitungsschlagzeile „Stadtsenat begräbt Millionenprojekt“ sollte jedenfalls wohl besser lauten: „Stadtsenat begräbt Zukunftsprojekt“. Dabei wäre gerade das Quartier Bartlmä prädestiniert, um strategische Streitereien ruhen zu lassen und stattdessen gemeinsam etwas zu entwickeln, das einerseits allen Parteien gefallen kann und andererseits eine immer größer werdende Lücke schließen würde. Derzeit scheint der Bartlmä-Zug aber vorläufig ohnehin abgefahren zu sein. Dem Vernehmen nach hat der Eigentümer des Areals nämlich die Schnauze voll vom ganzen Polithickhack und denkt nicht mehr an ein Quartier Bartlmä, sondern an die Einzelvermietung am freien Markt. Doch wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Das Projekt im Detail

11. Mai 2021 | AutorIn: 6020/Lisa Schwarzenauer, Michael Steinlechner |

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