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Von der Garage in die weite Welt

Die innovativen Gastro-Räder der beiden Tüftler erzeugten schnell enormes Aufsehen.

Von der Garage in die weite Welt

Die innovativen Gastro-Räder der beiden Tüftler erzeugten schnell enormes Aufsehen.

2013 hatten die beiden ehemaligen Schulfreunde Paul und Ernst die Vision, ihr Umfeld mit gesundem und nachhaltigem Essen zu versorgen. Aus dieser Vision entwickelte sich in den letzten sieben Jahren ein weltweit agierendes Start-up, das mit seinen Gastro-Rädern international neue Maßstäbe setzt.

Auf den Rädern von paul&ernst lassen sich alle erdenklichen Köstlichkeiten zubereiten. Egal ob herzhafte Burger, gegarter Schweinebauch, italienische Eiscreme oder indisches Dal-Curry, der modulare Aufbau ermöglicht es den Kunden der Fahrradmanufaktur, ihre Räder genau auf ihre Bedürfnisse abstimmen zu lassen und mit ihrer Leidenschaft für gutes Essen wirtschaftlich durchzustarten.

Von der Idee zum Prototypen

Die Idee für ihr innovatives Konzept der mobilen Gastronomie kam den Gründern von paul&ernst streetfood solutions auf Reisen durch Asien und Lateinamerika. Die Streetfood-Kultur, die sie dort kennengelernt hatten, begeisterte die beiden und sie beschlossen, dass es auch in Österreich eine solches Angebot an gesunden und lokal produzierten Gerichten geben sollte. Wieder in ihrer damaligen Heimatstadt Wien angekommen, suchten die Freunde nach einer Möglichkeit, ihre Vision in einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Weise in die Tat umzusetzen. Die Idee für ein Gastro-Fahrrad war geboren. Das einzige Problem: Nirgendwo auf der Welt konnte ein Hersteller für ein solches Rad gefunden werden. Paul und Ernst, beide gelernte Tischler, entschieden sich deshalb, selbst Hand anzulegen und einen ersten Prototypen ihres Foodbikes in ihrer Garage zu bauen.

Von der Nachfrage überrascht

Die innovativen Gastro-Räder der beiden Tüftler erzeugten schnell enormes Aufsehen: „Ernst und ich haben nie berechnet, wie groß der Markt für unsere Bikes wäre. Wir wollten mit diesem Projekt nicht reich werden, sondern haben es aus innerer Überzeugung gemacht“, erinnert sich Paul Kogelnig. „Dann erhielten wir plötzlich E-Mail-Anfragen aus der ganzen Welt, von Menschen, die eines unserer Räder kaufen wollten. Das hat uns sehr überrascht. Wir wurden sozusagen von der Nachfrage zur Firmengründung gezwungen“, so der Unternehmer weiter.

Zwei Jahre lang produzierten Paul und Ernst ihre Räder in Wien, bis der Umzug von Paul Kogelnig nach Tirol neue Chancen für das Unternehmen eröffnete: „Ich bin in der Zwischenzeit Papa geworden und meine Frau und ich haben entschieden, dass wir wieder nach Tirol zurückkehren wollten. Wir haben dann ein Angebot der Werkstätte Wattens erhalten und waren von der Location und der angebotenen Infrastruktur begeistert. Innerhalb kurzer Zeit haben Ernst und ich entschieden, die gesamte Produktion nach Tirol zu verlagern“, erinnert sich Kogelnig.

Privater All-In

Für die beiden Gründer läutete der Umzug nach Wattens auch persönlich eine neue Ära ein: „Für uns war diese Entscheidung sozusagen ein privater All-In. Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden Ressourcen dafür verwendet, die Investitionen in Maschinen und Ausstattung zu stemmen“, resümiert Kogelnig. Ein mutiger Schritt, den die beiden aber bis heute nicht bereuen, auch wenn der Druck, das Unternehmen zum Laufen zu bringen, riesig war: „Man braucht den totalen Rückhalt der Familie. Für die ist es wahnsinnig schwierig, wenn man das Dreifache seiner Bekannten arbeitet, aber, gerade am Anfang, nur verhältnismäßig wenig dafür zurückbekommt“, blickt Paul Kogelnig zurück.

Internationalisierung

Seit dem Umzug der Produktion arbeiten Paul und Ernst getrennt voneinander. Paul in Tirol und Ernst in Wien, wo das Unternehmen ein Büro und neben Wattens auch noch einen Showroom für seine internationalen Kunden unterhält  „Unser Motto war immer: ‚Wir sind eine große Firma, die klein anfängt‘. Unser Ziel war von Anfang an international – mit der Vision, der Weltmarktführer für mobile Gastronomie zu sein“ erklärt Kogelnig.

Bis zum Ende des Jahres 2019 konnte das mittlerweile auf 16 Mitarbeiter angewachsene Team von paul&ernst 150 ihrer innovativen Gastro-Fahrräder produzieren und an Kunden auf allen Kontinenten ausliefern. Überrascht hat die beiden Gründer, dass nach und nach auch große Konzerne ihre Räder für ihre Marketingaktionen nutzen: „Die Grundidee war immer, dass wir mit unseren Rädern einer Familie, einem Kleinunternehmer, einem Start-up zu Einkommen verhelfen können. Was wir uns am Anfang überhaupt nicht gedacht haben, war, dass große Unternehmen, wie M-Preis, Spar oder Darbo, einmal unsere Räder verwenden werden“, erzählt Paul Kogelnig erfreut.

Herausforderung Covid-19

Nach dem erfolgreichen Aufbau der Produktion in Wattens und der Erschließung von immer mehr internationalen Märkten stellt die Covid-19-Pandemie das junge Unternehmen vor seine bisher größte Herausforderung: „Ernst und ich haben sicher jeder fünf Kilo verloren. Wir hatten neuralgische Bauteile, die über drei bis vier Wochen nicht geliefert werden konnten. Eine  Belastungsprobe für unsere Just-in-Time-Produktion“, so Kogelnig.

Obwohl die meisten Komponenten der Gastro-Räder aus Österreich und Italien stammen, war das Start-up bisher auch auf Lieferungen aus China angewiesen, da sich in Europa kein Produzent finden konnte, der die Rahmen der Räder in kleineren Serien herstellen wollte. „Das Ziel ist unsere Lieferkette in den nächsten zwei Jahren krisenfester aufzustellen und so mehr Sicherheit in die Produktion zu bringen. Dafür braucht es aber meiner Meinung nach ein Umdenken in Europa, gerade was die Herstellung von kleiner Stückzahlen betrifft“, argumentiert Kogelnig.

Erholung der weltweiten Nachfrage

Nach dem anfänglichen Schock, den das synchrone Herunterfahren der Weltwirtschaft ausgelöst hatte, beruhigt sich die Lage aber mittlerweile auch bei paul&ernst wieder merklich. Die Auftragslage erholt sich nach der schrittweisen Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen in den meisten Ländern der Welt. Gerade konnte ein neuer Auftrag aus Dubai an Land gezogen werden. Ein wichtiger Schritt für das Unternehmen, das im arabischen Raum seinen nächsten großen Zielmarkt sieht. Der Einschnitt für das heurige Geschäftsjahr wird dennoch enorm sein, da durch das Timing der Krise ein Großteil des Sommergeschäfts weggebrochen ist.

Griff nach der Marktführerschaft

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, plant das Unternehmerduo die Flucht nach vorne und arbeitet bereits an ihren nächsten Projekten: „Man könnte jetzt auch zwei Jahre lang dieselben Modelle anbieten, damit würden wir aber das Rückgrat unserer Firma brechen, das nun einmal die Innovation ist. Wir müssen jetzt in der Krise nach der Markt- und Innovationsführerschaft greifen“, gibt sich Paul Kogelnig kämpferisch. Der Griff nach der Marktführerschaft soll mit Produktinnovationen, wie dem  „Cooking Pro II“, gelingen, das mit 25 möglichen Kochgeräten und einem neuen Bike-Anhänger ein Maximum an Individualisierungsmöglichkeiten bietet.

Den Entwicklungen der nächsten Monate sieht Paul Kogelnig trotz des herausfordernden Starts in das Jahr positiv entgegen: „Wir sind jetzt sicher nicht der große Gewinner der Coronakrise, aber vielleicht sind wir der Gewinner der zweiten oder dritten Stunde. Ich bin mir sicher, dass gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unser Produkt noch stärker nachgefragt werden, als es bereits jetzt der Fall ist.“

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    Paul Kogelnig

  • toptirolPaulundErnst2006Produktion

    Derzeit werden Produktions-Mitarbeiter gesucht

  • toptirolPaulundErnst2006Ansicht

    Die Räder von paul&ernst zeichnen durch ihren modularen Aufbau aus

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    Die Räder von paul&ernst zeichnen durch ihren modularen Aufbau aus

26. Juni 2020 | AutorIn: Daniel Schreier | Foto: Franz Oss

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